Karnity – Karnitten
Karnitten wurde 1349 erstmals anlässlich der Verleihung von Bocecin – Groß Gottswalde erwähnt. Als Entgeltung der geleisteten Kriegsdienste übertrug der Orden 1470 das Gut mit weiteren Ländereien an den Söldnerführer Hans von Schönaich, der einer schlesischen Familie entstammte. Der begründete seinen Gutsmittelpunkt umweit von Karnitten, das als Vorwerk fungierte, in Boreczno – Schnellwalde. 1815 wurde der Besitz Karnitten an Baron von Albedyll aus Riga verkauft, der ihn zu wirtschaftlicher Blüte führte. Er umfasste im 20. Jh. rd. 2.300 ha. Zeitweilig hielt sich Reichskanzler v. Bismarck in Karnitten zur Jagd auf.
Der letzte deutsche Besitzer, Hans Arnold v. Günther, heiratete 1926 die erbende Tochter des Vorbesitzers v. Albedyll. Der Besitz geriet jedoch anfangs der 1930er Jahre in wirtschaftliche Schwierigkeit. Das Gutshaus musste verkauft werden und wurde von der Stadt Mohrungen übernommen. Gleichzeitig ging 1932 die Ehe in die Brüche. Herr v. Günther zog sich mit seiner zweiten Frau Herta von Oven auf den Wirtschaftshof in Groß Karnitten zurück, während seine erste Frau sich zu ihren Verwandten in England begab. Während der zu spät angetretenen Flucht vor den einmarschierenden sowjetischen Truppen 1945 begingen Herr von Günther und seine zweite Frau Selbstmord. Zwei Söhne aus erster Ehe leben heute in München und Göttingen. Das Haus, nach dem 2. Weltkrieg lange Zeit Erholungsheim und Tagungsstätte der Leninhütte des Ursuswerks , fungiert seit 1995 als „Schloß-Hotel Karnity“.
Das Herrenhaus des Gutes in Karnitten, wunderschön am Abiskarsee/Kesselsee (jez. Karnickie) gelegen, ist ordentlich restauriert. Das erste Gutshaus brannte 1635 während des schwedisch-polnischen Krieges ab. Der heute noch existierende Bau entstand 1855/56 im romantischen Tudorstil jener Zeit. Obwohl es in jüngerer Vergangenheit im Haus gebrannt hat, blieben die Holzarbeiten, die Balkendecken, die Kamine und der repräsentative Aufgang bis zum ersten Stockwerk original erhalten. Das Schloss verbreitet heute eine sehr angenehme Atmosphäre.
Beachtenswert ist die ehemalige Reithalle, die 1999/2000 aufwendig wiederhergestellt wurde und über eine mit reichem Schnitzwerk versehene Holzdecke verfügt.
Der ehemalige Gutsfriedhof auf einer stimmungsvollen Terrasse oberhalb der Badeanstalt ist heute von Bodendeckern und Kletterpflanzen überlagert und lässt seine ursprüngliche Bestimmung kaum noch ahnen.
Auf dem Gelände des ehemaligen Obstgartens südlich vom Schloss wurden noch zu sozialistischen Zeiten etliche Ferienholzhäuser errichtet, in die man sich einmieten kann. Aus derselben Zeit stammt ein Büro-Neubau gegenüber dem Eingang zum Schloss, der unserem heutigen ästhetischen Empfinden wenig entspricht. Das einstige Haus des Gutsinspektors daneben soll Kern eines neuen Wellness-Bereichs werden. Der frühere Eiskeller des Gutshauses ist zu einem Veranstaltungsraum mit Drinnen- und Draußenbetrieb umgebaut worden.
An der Enge zwischen dem Abiskarsee ( jez. Karnickie) und dem Großen Gehlsee (jez. Gil Wlk.) befand sich der Ringwall einer prußischen Fliehburg mit 4 Toren.