Venedien

Geschichte und Sage von Venecja – Venedien

Der Oberste Trappier und Komtur von Christburg Hartung von Sonnenborn erteilte 1336 dem Dorf Venedien und seinem Lokator Walther die Handfeste. Sein Name leitet sich ab von dem prußischen Geschlecht der Venediger, die das Gut 1466 für verdienstvolle Arbeit als Kämmerer von Stuhm, das nach dem Frieden von Thorn unter polnische Oberhoheit gelangt war, zum Lehen erhielten.

Bekanntestes Mitglied der Familie Venediger, die 1735 ausstarb, war der evangelische Bischof von Pomesanien (1567 – 1574), George Venediger, der hier geboren wurde. Er hatte mit einem Stipendium Herzog Albrechts in Wittenberg Theologie studiert und war dann von 1551 – 1556 Professor in Königsberg. Nach Aufenthalten in Rostock und Schwerin holte ihn Herzog Albrecht 1567 nach Preußen zurück und ernannte ihn zum evangelischen Bischof von Pomesanien mit Sitz in Liebemühl

Die hiesige Gegend liegt zwischen mehreren Seen und war in der Frühzeit häufig überschwemmt, so das man teilweise die Häuser sogar auf Pfählen baute. Mit dem Bau des Oberländischen Kanals 1848 – 1871 erfolgte eine Absenkung der Seenspiegel und seitdem konnte das Land besser bewirtschaftet werden.

Zu Venedien gehört eine Sage: hier hat sich früher ein Alf herumgetrieben; ganz alte Leute können sich noch erinnern, dass ihnen das in der Jugend schon erzählt worden ist (nach E. Lemke, Volksthümliches in Ospreussen, Mohrungen 1884-1899):

Da ist mal ein Mann bei Regenwetter in den Venedigschen Wald gegangen. Es ist beinahe dunkel gewesen, und der Regen hat gar nicht aufhören wollen. Plötzlich hat der Mann auf einem Stobben solchen riesen Vogel sitzen gesehen. Mein Gott! Der Vogel hat ihn so erbärmlich angesehen. Na, denn komm! hat der Mann gedacht und hat ihn mit nach Hause genommen. „Was bringst du da für’n Vogel an?“ hat ihn seine Frau gefragt. Und da hat der Mann ihr alles erzählt. Das war nun ganz schön, und der Vogel blieb in der Stube. Am andern Morgen liegt eine Metze Weizen da. Aber wo kam doch der Weizen her? „Hör mal“, sagt die Frau. „Das ist mir doch sehr verwunderlich!“ Der Mann meinte, am Ende hätte der Vogel den Weizen herbeigeschafft. „Erbarm dich!“ rief die Frau. „Nimm auf der Stelle den Vogel und trag ihn hin, wo du ihn gefunden hast!“ Das tat der Mann auch. Aber als er den Vogel wieder auf den Stobben setzte, kratzte ihm das Tier so übers Gesicht, dass die Stücke nur so runterhingen. Das war gewiss deshalb, weil der Alf so gern in jenem Haus geblieben wäre.