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Omulefofen

Kot – Omulefofen und andere -ofen

Im Waldgebiet nordöstlich von Neidenburg gibt es fünf Orte, deren deutscher Name auf „ofen“ endet: Baldenofen, Malgaofen, Omulefofen, Schuttschenofen und Schwarzenofen. Das deutete darauf hin, daß hier mittelalterliche Kalköfen oder Teerbrennereien in Betrieb waren.

Im Tal des Omulef gab es zur Ordenszeit eine ausgeprägte Eisenindustrie, die das Raseneisenerz als Rohstoff einsetzte. Dieses ist durch den hohen Gehalt von Phosphorsäure relativ leicht schmelzbar. Der Schmelzvorgang bei glühendem Holz und unter Zuführung von Sauerstoff aus der Luft durch Blasebälge dauerte rd. 8 Stunden. Das so entstandene Eisen war schmiedefähig, aber auch von minderer Qualität.

Immerhin konnte man aus dem so gewonnenen Material Pflugscharen, Lanzenspitzen, Handwerkszeug, Messer und sogar Schwerter herstellen. Der Rohstoff war so reichlich, daß der Bedarf in weitem Umkreis über Jahrhunderte gedeckt werden konnte, bis der technische Fortschritt bessere Eisengewinnungsmöglichkeiten brachte. Die älteste Fabrik stand von 1372 – 1780 in Kommusin. Allein am Omulef und seinen Nebenflüssen gab es 6 Hammerwerke. Besonders viel Raseneisenerz fand man bei Malgaofen und Dembowitz/Eichenau.

Die Eisenhütten brauchten Holzkohle für ihren Poduktionsprozeß. Die ersten Siedler von Omulefofen waren Leute, die solche Holzkohle hestellten, indem sie das Holz bei reduzierter Sauerstoffzufuhr brannten. Als Nebenprodukt entstand Teer, den man u. a. für die Abdichtung der Bootsunterseiten und für die Radnaben der Gespanne benötigte.[7]

Der Ort Omulefofen hatte 1945 einschließlich der Ortsteile Försterei Omulef und Omulefmühle über 500 Einwohner. Es gab zwar keine Kirche, dafür aber mitten im Dorf einen Glockenturm. In dem 10 Meter hohen Turm aus soliden Holzpfeilern hingen zwei 1913 angeschaffte Glocken – eine große und eine kleinere. Sie läuteten jeden Sonnabend nach Sonnenuntergang, wenn die Arbeit auf den Feldern beendet war, den Sonntag ein. Bei einem Ausbruch von Feuer und sonstigen Katastrophen oder auch bei freudigen Ereignissen war jeder berechtigt, die Glocken zu läuten. In der Mitte der 1970er Jahre war der Glockenturm so marode, dass er abgebrochen werden musste. Heute steht ein Nachbau im Museumsdorf Skansen bei Hohenstein.[1]

Im Jahr 1927 wurde in Omulefofen neben dem Glockenturm ein Spritzenhaus gebaut und die Freiwilliger Feuerwehr gegründet. Bereits vorher, 1922, wurde das Dorf von einem Großbrand heimgesucht, das den Südwestteil vernichtete. Als das Feuer bereits unter Kontrolle war, rannte ein in Panik geratenes brennendes Huhn in eine benachbarte, noch unversehrte Scheune und setzte diese und einen Viehstall in Brand. [2]

Am 20. Januar 1945 begaben sich die Omulefofener auf die Flucht. Viele Häuser im Dorf brannten danach ab – vermutlich durch die brandschatzenden Eroberer.

Dem Kreisvertreter Hans Ulrich Pokraka ist es mit Hilfe von Bernhard Mack gelungen, eine alte Glocke aus Omulefofen aufzufinden. Es ist zwar keine Kirchen- oder Gebetsglocke, aber die Glocke, die einst im Giebel der Schule hing und die Schüler zum Unterricht rief. Die Glocke ist von 1864.[3] Herr Pokraka bittet um weitere Informationen zur Glocke unter der Anschrift: An der Friedenseiche 44, 59597 Erwitte, Tel.: 02943 3214

Bei Malgaofen gab es einen Soldatenfriedhof mit Gräbern für 14 deutsche und 166 russische Gefallene.[4] Die Omulefmühle befand sich von 1785 bis 1945 im Besitz der Familie Paulini.[5]

Die Schule in Groß Dembowitz/Eichenau war ein neuzeitlicher Backsteinbau mit einem Klassenraum, in dem sich etwa 35 Schüler versammelten. Der Lehrer, der ein steifes Bein hatte, hieß Schwensfeier.[6]


[1] Ernst Zielinski, Erinnerung an Omulefofen, Neidenburger Heimatbrief, Pfingsten 1985, S. 11 f
[2] Ernst Zielinski, Erinnerung an Omulefofen, Neidenburger Heimatbrief, Pfingsten 1985, S. 11 f
[3] Hans-Ulrich Pokraka, Die Glocke von Omulefofen in Neidenburger Heimatbrief, Pfingsten 2012, S. 59
[4] Die Heimat einst, Neidenburger Heimatbrief, Weihnachten 1972, S. 20
[5] Die Heimat einst, Neidenburger Heimatbrief, Weihnachten 1972, S. 24
[6] Hans-Ulrich Pokraka, Eichenau, ein kleines Dorf im Landkreis, Neidenburger Heimatbrief, Pfingsten 2007, S. 49
[7]  Bernd Muck, Kot“ – woher kommt der Name des Dorfes?, Neidenburger Heimatbrief, Weihnachten   2022, S. 47