Roggen

Róg – Roggen

Ganz im südöstlichen Zipfel des Kreises Neidenburg, nur zwei Kilometer von der einstige Grenze Ostpreußens und dem Flüsschen Orschütz entfernt, liegt das kleine Straßendorf Róg – Roggen. Es wurde erstmals 1571 urkundlich erwähnt. Erster Dorfschulze und daher nach allgemeiner Übung der Lokator war Märten Plotzki. Beim Einfall der Tataren während des Krieges mit Polen 1655 – 1660 wurde Roggen erheblich zerstört und musste sich über etliche Jahrzehnte, erschwert noch durch die Große Pest, nachhaltig anstrengen, an die alte Prosperität anzuknüpfen. Richtig gelang das eigentlich erst in der Mitte des 19. Jhs. Auf den weniger ergiebigen Böden wurde hauptsächlich Roggen und Kartoffeln angebaut. Kurz vor Beginn des 2. Weltkriegs gab es in Roggen 80 landwirtschaftliche Betriebe.

Der ältere Teil der Roggener Schul- und Dorfchronik, angefertigt 1877 von dem Roggener Lehrer Hermann Gottschewski und 1945 eingemauert im Keller eines Privathauses[1], konnte aus Krieg und Vertreibung gerettet werden und ist heute Bestandteil der Neidenburger Heimatstube. Über die exakten Gründungsdaten des Dorfes waren schon damals keine Urkunden aufzufinden. Aus den Kirchenakten von Muschaken war aber ersichtlich, dass in Roggen im 17. Jh. die Mutterkirche des Kirchspiels Muschaken gestanden hat. Diese soll der Fama nach in einer einzigen Nacht von den Polen gestohlen und in Janowitz wieder aufgebaut worden sein.

Das Schulhaus befand sich lt. Gottschewski 1877 in einem baufälligen Zustand. Dennoch wurden hier 122 Schüler unterrichtet. Da die Schülerzahl noch weiter anstieg, wurde 1881/1882 ein neues zweiklassiges Schulgebäude mit Lehrerwohnung errichtet und ein zweiter Lehrer eingestellt. Lehrer Gottschewski wurde 1897 pensioniert und mit Verleihung des Hohenzollern-Hausordens verabschiedet.

Vom ersten Weltkrieg und der nachfolgenden Revolution wurde Roggen kaum tangiert. Wesentliches Ereignis in dieser Zeit war 1917 die Ablieferung von zwei der drei Friedhofsglocken.

1939 hatte Roggen 494 Einwohner in 124 Haushalten. Am 18. Januar 1945 wurde der Räumungsbefehl für Roggen erteilt. Der Treck wurde inmitten der chaotischen Verhältnisse aufgerieben und ein Teil der Einwohner kehrte in ihr Dorf zurück. Von denen wurden 22 Personen erschossen und elf in die Sowjetunion verschleppt. Andere Dorfbewohner starben an Hungertyphus. Insgesamt fanden 121 Roggener den Tod. Die Kirchhofsglocken läuten heute im polnischen Janowo.

Viele alte deutsche Wohnhäuser in Roggen sind verschwunden, auch die alte Schule. Die Schulkinder wurden bis 2001 im alten Arbeitsdienstlager unterrichtet, bis sie alle auf die Mittelpunktschule in Muschaken zu gehen hatten. Ròg – Roggen wurde der Stadt Janowo angegliedert.[2]



[1] Neidenburger Heimatbrief, Weihnachten 1998, S. 35

[2] Herbert Kalwa, Roggen war jahrhundertelang ein Grenzdorf, Neidenburger Heimatbriefe, Weihnachten 2002, S. 32 – 45

Bilder