Scharnau

Sarnowo – Scharnau

Der Komtur von Osteroede, Günther von Hohenstein, stellte 1352 dem Lokator und Schulzen Hans die Handfeste über das Zinsdorf Scharnau aus. Die tatsächliche Gründung der Siedlung könnte aber bereits um 1340 erfolgt sein. Von Anfang an gab es einen Krug. Für den erhielt Hans Scharffenstein 1387 eine Handfeste. 1426 wurde eine Erbmühle an der Skottau erwähnt. Die wurde 1517 einem Jakob Grauße verschrieben. Für das Mahlen des Getreides erhielt der Müller eine „Metze“. Das war 1/16 Scheffel [3]

Die Kirche in Scharnau stammt aus vorreformatorischer Zeit, verändert in der zweiten Hälfte des 17. Jhs.[1]. Präziser: die alte Holzkirche von Scharnau wurde um 1695 gebaut und ersetzte einen baufälligen Vorgängerbau. Von 1809 bis 1832 war sie Filialkirche von Borchersdorf, danach bis 1894 Filiale von Saberau und war dann ein eigenständiges Kirchspiel. Diese alte Holzkirche riß man 1910 ab und ersetzte sie 1912 durch einen Neubau. Dieser zählt zu den schönsten ländlichen Kirchen im Kreis Neidenburg. Heute ist die Kirche katholisch und dem heiligen Antonius geweiht.[2]

Durch die verwendeten Materialien erhielt die neue Kirche ein fast mittelalterliches Gepräge: die Ziegelsteine haben das im Mittelalter übliche größeres Format und die Dachziegel bilden die Sonderform “Mönch und Nonne”. Von der Ausstattung der alten Kirche übernahm man die Orgel, den Altar, die Glocken und ein altes Weihwasserbecken. Die Orgel aus der Zeit um 1750, wohl von Adam Gottlob Casparini angefertigt, stand ursprünglich in Haffstrom südlich von Königsberg, wurde von dort 1851 erworben und nach Scharnau versetzt. Die drei Glocken wurden 1881 in Kulm gegossen, wobei unklar ist, ob sie die Kriegswirtschaft des 2. Weltkriegs überlebt haben. Das Gestühl von ca. 1560 ist wohl verloren, aber der geschnitzte Altar von etwa 1700 existiert noch, wenn auch umgestaltet. Die Kirche wurde 2007 – 2015 renoviert. (Heimatbrief Weihnachten 2018)

Das Dorf Scharnau kam beim ersten Russeneinfall 1914 unversehrt davon, wurde jedoch bei zweiten Vorstoß der Russen im November 1914 schwer beschädigt. Viele Häuser verbrannten und die Kirche ward von Granatsplittern getroffen und das Dach der Turmspitze abgedeckt. Groß Scharnau kommt als Handlungsort in dem Roman von Karl May „Die Liebe des Ulanan“ vor. Der Roman spielt in der Zeit des deutsch-französischen Krieges und wird ausführlich beschrieben bei Wikipedia.

[1] Nachdruck des Heimatbuches, Scharnau, Neidenburger Heimatbrief, Weihnachten 1984, S. 1/126
[2] Neidenburger Heimatbrief, Pfingsten 1998, S. 49; Michael Schimanski, Die Kirche in Scharnau, Neidenburger Heimatbrief, Pfingsten 2014, S. 40/41
[3] Gustav Boltner, Heimat an der Skottau, S. 40

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