Thalheim

Dziurdziewo – Thalheim

Der Ort Thalheim befindet sich westlich von Skottau dicht an der Kreisgrenze. Die Gründungsdaten sind nicht bekannt, dürften aber bis ins 14. Jh. zurück reichen, als ein Konsortium unter Peter Heselicht im Südosten von Gilgenburg 1.440 Hufen (etwa 240 qkm) zur Kolonisierung überschrieben bekam. Um 1397 wird der Ort erstmals urkundlich erwähnt. Für 1401 ist der Name „Surssen“ verbürgt, der sich möglicherweise aus dem prußischen Wort Surke für Sumpf ableitete. Durch die mündliche Überlieferung veränderte sich dieser Name bis 1820 in „Dziurdziau. 1873 wurde das Dorf durch königlichen Erlaß von einem Gutsbezirk in einen Gemeindebezirk umgewandelt. Der Name Dziurdziau, an dem sich die Umbenennung im Nachkriegspolen mit Dziurdzawo orientierte, wurde 1877 in Thalheim geändert.

Bereits zur Ordenszeit wird es in Thalheim eine Schule gegeben haben, denn für 1579 liegt ein Visitationsbericht des evangelischen Bischofs vor, in dem das Schulhaus als baufällig bezeichnet und ein Neubau gefordert wird. Die Besoldung des Schulmeisters war in jener Zeit mit 8 Mark pro Jahr die niedrigste im ganzen südlichen Ostpreußen und deutet damit auf wirtschaftlich nicht sehr prosperierende Verhältnisse hin. Zum Vergleich: der Schulmeister in Wilitzken im Kreis Treuburg verdiente 26 Mark, allerdings auch wegen besonderen Fleißes, der studierte Schulmeister in Gilgenburg erhielt 50 Mark, der in Neidenburg 64 Mark.

Eine Kirche soll in Thalheim bereits im 15. Jh. bestanden haben. Diese wurde jedoch seit 1670 als Filiale der Kirche in Skottau geführt Nachdem sie in der Folgezeit mangels Instandhaltung verfiel, musste sie 1825 durch einen Neubau ersetzt werden. Die Kirche befindet sich 2020 in guter Verfassung. Die Orgel wurde restauriert und funktioniert jetzt elektrisch.[3] Im Kirchspiel Skottau – Thalheim wurden Kirchenbücher ab 1737 geführt. Sie sind offenbar bis heute erhalten.[2]

Nach dem 1. Weltkrieg hätte Thalheim beinahe auf dem Soldauer Gebiet gelegen und wäre damit polnisch geworden, denn bei der Abfassung des Versailler Vertrags war in Artikel 28 als östliche Grenze des an Polen zu übereignenden Gebiets der Lauf der Skottau von der Kreisgrenze Osterode-Neidenburg bis zur Mündung in die Neide festgeschrieben worden und damit wäre Thalheim von der Provinz Ostpreußen abgetrennt worden. Aufgrund einer falschen Einzeichnung in die beigefügte Landkarte und befördert von der Unkenntnis der polnischen Delegation konnten die deutschen Konferenzteilnehmer den eingezeichneten Lindenauer Fluß als „kleine Skottau“ definieren und damit blieb Thalheim deutsch. Bei der dann folgenden Volksabstimmung votierten 182 Dorfbewohner für Deutschland und 4 für Polen.[1]



[1] Martin Armgart, Zur Ortsgeschichte von Thalheim, Neidenburger Heimatbrief, Weihnachten 1984, S. 27/2373
[2] Martin Armgart, Zur Ortsgeschichte von Thalheim, Neidenburger Heimatbrief, Pfingsten 1983, S. 22
[3] Dietrich Olinski, Neidenburger Heimatbrief, Weihnachten 2020, S. 31