Locken

Lukta – Locken

Das prußische Dorf[1] Locken am Flüsschen Locke (Lukta) war zu Beginn der Ordenszeit für eine gewisse, aber nicht genau bestimmbare Periode Sitz eines Kammeramtes der Komturei Elbing und gehörte zum Kammeramt Mohrungen. Der Name deutet auf ein Gewässer hin, denn prußisch Luka/Lukna/Luktis bedeutet gelbeTeichrose/Sumpfpflanze/Schilfgras. Die Siedlung wurde vermutlich um 1340 gegründet und im Jahr 1352 erstmals urkundlich erwähnt, wobei es einen Hinweis auf eine bereits vorhandene Mühle gab. Von der Burg Lucten an der Lukta finden sich keine Spuren mehr. Noch im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit war Locken seiner günstigen Verkehrslage wegen Umspann- und Poststation für einen regen Handelsverkehr. In dem kleinen Dorf gab es deshalb fünf Krüge und vier reitende Postboten.

Im Hungerkrieg 1414 und im Ständekrieg 1454 wurde Locken nachhaltig zerstört. Trotzdem gab es im 15. Jh. durch den Ordenshof, zwei Kornmühlen und eine Schneidemühle für Holz eine solide wirtschaftliche Basis, ergänzt durch vier Krüger, einen Schuhmacher, drei Schneider und einige Beutner, die ihre Waldbienen ausbeuteten.[4] Im 16. Jh. schlug man zwei wüste Orte der Gemeinde zu und erweiterte damit dessen Areal von 20 auf 39 Hufen. In dieser Zeit saßen in Locken immer noch vier Krüger und mehrere Handwerker. Im 19. Jh. entwickelte sich der Ort zu einem ansehnlichen Marktflecken. 1939 lebten hier 780 Einwohner..[2]

In Locken lebten nur 2 jüdische Familien, die jeweils einen Textilladen führten. In der Reichspogromnacht wurde ihre Ware von eindringenden SA-Trupps mit Tinte verdorben. Was dann aus diesen jüdischen Einwohnern wurde, ist nicht bekannt. Nur von der Familie Hoffmann weiß man, dass eine Tochter nach 1945 in den USA lebte.

Bei der Flucht 1945 wurde der Treck von Locken im Kreis Preußisch Holland von sowjetischen Truppen überrollt, doch von deutschen Panzern wieder frei gekämpft.

Der Bau der Kirche fällt in das 14. Jh. Um 1407 wurde das Gotteshaus abschließend zu einem einschiffigen, chorlosen Backsteinbau auf Feldsteinsockel mit zwei seitlichen Eingängen und kunstvollem Westportal umgestaltet. .Der hölzerne Turm auf einem Unterbau aus Feldsteinen und Ziegeln ist jünger als das Kirchenschiff. Die Wetterfahne auf der barocken Turmhaube, die um 1700 aufgesetzt wurde, zeigte die Jahreszahl 1816 oder 1817.

1878/79 renovierte man die Kirche gründlich, baute die nördliche Vorhalle an, gestaltete den Ostgiebel neu und zog die hölzerne Flachdecke ein. Eine alte Kapelle im Südosten wurde in derselben Zeit abgebrochen. Der Innenraum der Kirche war früher ausgemalt.

Patron der Kirche im Jahr 1886 war der Obermarschall Graf Dohna-Schlodien.

Ausstattung:

  • Bemerkenswerter Altar, der um 1580 geschnitzt und 1601 sowie 1820 restauriert wurde
    – Die Kanzel mit einfachen Schnitzereien und bemalten Füllungen entstand 1580
    – Die Taufschale aus Messing stiftete 1615 eine Gräfin Schlieben
    – Weihwasserbecken aus Granit, 15. Jh.
    – Die Engelskulptur in der Vorhalle ist um 1700 in die Kirche gekommen
    – Die Orgel schaffte man 1854 an. Sie wurde in den 1920er Jahren restauriert
    – Neben der Orgelempore gibt es seitliche Emporen und rechts und links vom Altar Gutsstände

Die Kirche von Locken besitzt einen Taufengel aus dem 17. Jh. Der lag 60 Jahre lang vergessen auf dem Kirchenboden, bis er am 1. Mai 2007 durch Initiative von Pfarrer Kazimierz Dubowski, dem Organisten Bernard Ewertowski und von Frau Katarzyna Pek zur Restaurierung in die Werkstatt von Katarzyna Misczuk transportiert und wieder zu neuem Glanz gebracht wurde.[3]

Zu Locken gehörte das eingemeindete Ramten, das ein wichtiges Zentrum für die Saatzucht geworden war. Die Zuchtsorten der Ackerfrüchte im Westen des Reichs eigneten sich wegen der besonderen Klimabedingungen und wechselnder Bodenarten nur begrenz für Ostpreußen. Deshalb gründeten die Landwirtschaftskammer und der Saatzuchtverein die „Ostpreußische Saatzucht Nordost“ und die Landwirtschaftskammer erwarb dafür die Güter Bosemb, Hasenberg und Ramten. Die Saatzucht kam 1922 nach Hasenberg mit Laboratorien für die Saatzucht und einer Lehranstalt für Pflanzenzucht. Als Ergebnis der Forschungsarbeit kamen 1929 die ersten Kartoffel-Neuzüchtungen auf den Markt, z. B. die „Stärkereiche I“, gefolgt von „Gigant“, sowie die „Speisegold“. Auch bei den Roggen- und Weizensorten sowie den Entwicklungen der wichtigen Klee- und Futterpflanzensaaten war man erfolgreich. Hasenberg wurde aber 1933 aus Kostengründen verkauft, weshalb man die Saatzucht nach Ramten auf den alten Herrensitz der Familie von Borck verlegte. Außerdem siedelte sich hier die Melkerschule an und es gab eine Hochzucht-Rinderherde. [5]


[1] Walter Mathiak, Das Kirchspiel Locken-Langgut, in Osteroder Zeitung, Mai 2011, S. 42
[2] Locken/Lukta, Osteroder Zeitung, Dezember 2015, S. 33
[3] Gisela Schweda, Taufengel in Locken/Lukta, Osteroder Zeitung, Dezember 2015, S. 35
[4] Locken/Lukta, Osteroder Zeitung, Dezember 2015, S. 38
[5] Dr. Hans Bloech, Ostpreußens Landwirtschaft,  Herausgegeben von der Landsmannschaft Ostpreußen, Teil II