Hans Hellmut Kirst wurde am 5. 12. 1914 in Osterode als Sohn des Polizeibeamten Hans Kirst (1885 – 1969) geboren. Sein Geburtshaus in der heutigen ul. Sienkewiecza zwischen evangelischer und katholischer Kirche steht noch und trägt eine Erinnerungstafel an seiner Fassade. Ob das zweite “l” von Hellmut einem Versehen des Standesbeamten oder dem Wunsch des Namensträgers geschuldet ist, kann man heute nicht mehr sagen. Vorfahren stammten aus Salzburg und aus Holland. Er selbst war katholisch.
Wegen häufig wechselnder Dienststandorte seines Vaters verbrachte er seine Jugendzeit in verschiedenen Orten Ostpreußens und besuchte mehrere Volksschulen im Landkreis Osterode sowie das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in seinem Geburtsort, wobei er allerdings unter den Absolventen dieser Schule nicht aufgeführt wird. In jedem Fall aber absolvierte er die Osteroder Höhere Handelsschule mit Abitur-Abschluss 1932. Am Anfang der 1930er Jahre wohnte die Familie in Tannenberg gegenüber der Kirche in einem nicht mehr existierenden Mehrfamilienhaus zusammen mit dem Besitzer eines benachbarten Ladens und einem Viehhändler. Nach dem Besuch der Handels- und Höheren Handelsschule in Osterode folgte 1932/33 eine Anstellung im Rechnungsbüro des Ritterguts Mühlen.
Ab 1. April 1933 trat er auf Rat seines sehr national eingestellten Vaters als Berufssoldat in die Reichswehr ein, und zwar beim 1. Preußischen Flakartillerie-Regiment in Königsberg. Im Zuge seiner militärischen Laufbahn wurde er noch vor Kriegsbeginn zum Hauptwachtmeister befördert. Im 2.Weltkrieg nahm er an den Feldzügen gegen Polen, Frankreich und die Sowjetunion teil.
Von 1943-1945 war er Aufsichtsoffizier und Lehrer für Kriegsgeschichte an der Luftkriegsschule in Schongau in Bayern und nebenamtlich als Ordonnanzoffizier einige Wochen lang NS-Führungsoffizier. In diesem Zeitabschnitt wurde er zum Oberleutnant befördert.
An dieser Kriegsschule war auch der spätere bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß stationiert und dort nahm eine lebenslang anhaltende Männerfeindschaft ihren Ausgang, denn Strauß denunzierte Kirst später bei den Amerikanern als Nazi. Aufgrund dieser Denunziation verbrachte Kirst 1945/46 eine neunmonatige Haft in einem amerikanischen Internierungslager in Garmisch, wurde aber 1946 als “unbelastet” entlassen. Er musste sich jedoch diesen Status noch durch eine deutsche Entnazifizierungs-Spruchkammer bestätigen lassen. Vorsitzender der Kammer war Strauß und der verhängte ein zweijähriges Schreibverbot gegen den sich jetzt als “Schriftsteller” bezeichnenden Kirst.
In der Zeit seiner Internierung waren erste literarische Notizen entstanden. 1947 übersiedelte Kirst nach München und wurde Filmkritiker beim “Münchner Mittag” (heute: Münchner Merkur). 1950 veröffentlichte er seinen ersten Roman “Wir nannten ihn Galgenstrick”. Sein Welterfolg “08/15” erschien 1954 als erster Band einer Trilogie. Damit avancierte Kirst zu einem der erfolgreichsten und meistgelesenen deutschen Nachkriegsautoren. Mit “08/15 in der Heimat” wurde auch der letzte Teil der Trilogie verfilmt. Die Hauptrolle in allen drei Filmen spielte Joachim Fuchsberger. 1960 erschien sein zweiter großer internationaler Erfolg “Fabrik der Offiziere”
In nahezu sämtlichen seiner 60 Romane thematisierte er den Krieg und setzte sich intensiv mit der Bewältigung des Nationalsozialismus auseinander. Dabei lehnte er jede Form des Militarismus und auch die deutsche Wiederbewaffnung ab und geriet so naturgemäß erneut in eine Konfrontation zu Franz Josef Strauß.
Der mit der Popularität seiner Bücher einhergehende finanzielle Erfolg ermöglichte es ihm ab 1960, auch in erheblichem Umfang karitativ tätig zu sein. So überließ er in Israel seine Tantiemen sozialen Organisationen, in Polen unterstützte er Kriegswaisen und in Norwegen Studenten.
Am 14. 12. 1961 heiratete Kirst die Schauspielerin Ruth Müller. Mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter Beatrice lebte er zurückgezogen in Feldafing am Starnberger See. Es folgten die Ehrungen. 1964 wurde ihm die “Goldene Palme von Bordighera”, eine der höchsten italienischen Literaturauszeichnungen, verliehen. 1965 erhielt er den Edgar-Allan-Poe-Preis, 1966 wurde er in den PEN-Club aufgenommen. 1968 erklärte ihn die Mark-Twain-Gesellschaft zum “Knight of Mark Twain”.
1969 veröffentlichte Kirst eine Biographie über Heinz Rühmann. Ab 1971 folgten noch zahlreiche gesellschaftskritische Romane mit kriminalistischem Hintergrund. 1987 übersiedelte Hans Hellmut Kirst mit seiner Familie nach Werdum (Ostfriesland), wo er am 23. 2. 1989 starb.
Zu Ehren des Schriftstellers enthüllte man am 22. 9. 2002 an seinem Geburtshaus in der Ul. Sienkiewicza 10 (früher Schillerstrasse) in Ostróda eine Gedenktafel mit folgender deutschen und polnischen Aufschrift: “In diesem Haus wohnte der hervorragende Schriftsteller Hans Hellmut Kirst, geboren am 5. 12. 1914 in Osterode”