Oberländischer Kanal in Osterode und Reeder Tetzlaff

Im 2. Weltkrieg wurden die Anlagen des Oberländischen Kanals beschädigt, aber bis 1948 in Ordnung gebracht und wieder befahrbar gemacht, u. a. auch mit Hilfe des deutschen Reeders Adolf Tetzlaff (5. 7. 1888 – 5. 7. 1952) in Siemiany – Schwalgendorf als Sohn des Königlich Preußischen Fischmeisters Hermann Tetzlaff. Adolf Tetzlaff, in Liebemühl zum Schlosser ausgebildet[1], gründeter 1912 in Osterode die nach ihm benannte Reederei. Jahrzehntelang befuhr er den Kanal mit seinen Ausflugsdampfern “Seerose” (1912), “Hertha” (1914), benannt nach der ersten Tochter, “Heini” (1925) und dem Salon-Motorschiff “Konrad” (1927). Im Jahr 2012 beging man feierlich in Ostróda den 100. Jahrestag der Reederei. Im Jahr 2011 kaufte die jetzige Schifffahrtsgesellschaft die „Biedronka“, die ursprüngliche „Heini“, auf, ließ das Schiff restaurieren und stellte es dann am Ufer des Drewenzsees aus Anlaß des Jubiläums aus.[6]

Die neue „Hertha“ wurde gleich zu Beginn des 1. Weltkriegs das Flaggschiff der Weichselflottille unter Kapitän zur See Graf von Posadowski und war dafür ausgerüstet mit 2 Bordkanonen und 4 schweren Maschinengewehren. Das Schiff “Heini” wurde gleich zu Beginn des 2. Weltkriegs als Flaggschiff der Weichselflotille zur Verfügung des 50. deutschen Pionierbataillons in Brahemünde eingesetzt und kehrte nach der Eroberung Polens als Ausflugsdampfer nach Osterode zurück.[2] Beim Einmarsch der Roten Armee ließ Tetzlaff seine Schiffe versenken. Er wurde im Dezember 1950 enteignet und starb bald darauf. Seine Mütze und der Wimpel seiner Reederei befinden sich heute in der Regionalstube des Museums in Osterode am Harz.[3]

Reeder Adolf Tetzlaff (5. 7. 1888 – 2. 7. 1952) wurde in Siemiany – Schwalgendorf als Sohn des Königlich Preußischen Forst- und Fischmeisters Hermann Tetzlaff geboren, lernte Schlosser und arbeitete zunächst im Wasserbauamt Osterode. Hier erwarb er die Kenntnisse zur Führung einer Reederei insbesondere auf den oberländischen Gewässern und machte dieses zu seiner Lebensaufgabe. Sein Engagement für die Flussschifffahrt brachte ihm den liebevollen Spitznamen “Admiral des Drewenzsees” ein. Als er nach dem 2. Weltkrieg enteignet wurde, stellten ihn die Polen als Schiffsführer beim Wasserbauamt an, wo der den Nachwuchs schulte. Damit schloss sich der Kreis. Er erlitt am 2. Juli 1952 während eines Schleusengangs einen Herzinfarkt, dem er drei Tage später erlag, und wurde an seinem 64. Geburtstag auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof von Osterode zu Grabe getragen. Das Grab wurde wieder hergerichtet, und zur Ehrung für Kapitän Tetzlaff brachte man an der Touristikzentrale in Ostróda eine Gedenktafel an.

“Heini” war im August 1940 erneut mobilisiert worden und sollte von Calais aus für die Invasion Englands verwendet werden. Da diese nicht stattfand, kehrte sie wieder zum Drewenzsee zurück. Als sich die Rote Armee auf Ostpreußen zubewegte, baute man Heinis Motor aus und versenkte den Rumpf im Hafen. “Heini” wurde am 7. 3. 1945 gehoben, renoviert und mit neuem Aufbau als “Biedronka” zum Schlepper umgebaut. Der Motor fand sich in einer Werkstatt des Wasserbauamtes in Osterode. Die Biedronka verkehrte in den 1960er Jahren in Tczew – Dirschau, später wieder auf dem Drewenzsee und dem Oberländischen Kanal.

Bei einem Schiffsunglück auf dem Röthloffsee sank die Biedronka und riß den Kapitän mit in den Tod. Man hob das Wrack erneut und baute es nunmehr wieder zum Passagierschiff um. Dieses erwarb der Warschauer Ludwik-Warynski-Baumaschinenbetrieb für Ausflüge seiner Belegschaft. Nach der Wende übernahm der Inhaber des Park-Hotels in Osterode, Stanislaw Gawenda, das Schiff, nutzte es noch einige Jahre für Ausflüge, bevor es an der Waldau-Siedlung einen vorläufigen Ankerplatz fand. Am 15. 12. 2011 erwarb die Ostrodzko-Elblaska-Reederei die Biedronka, um sie zu renovieren und dann am Ufer des Drewenzsees als Denkmal aufzustellen. [4]

Das Unternehmen von Reeder Tetzlaff wurde1947 verstaatlicht. Die regelmäßigen Schiffsfahrten zwischen Osterode und Elbing wurden 1948 mit dem Schiff „Hertha“ aus der Flotille von Adolf Tetzlaff, jetzt unter dem Namen „Ostróda“ wieder aufgenommen. Auch die anderen Schiffe von Reeder Tetzlaff wurden wieder instand gesetzt und teilweise umgebaut. Wie die Hertha erhielt auch der „Konrad“, gebaut bei Schichau in Elbing 1927, wechselnde Namen, hieß zuletzt „Grunwald“ und wurde 1967 verschrottet., ebenso Hertha und Seerose.[5]


[1] Ryszard Kowalski, 100 Jahre Schifffahrtslinie Adolf Tetzlaff, Osteroder Zeitung, Dezember 2012, S. 28
[2] Ryszard Kowalski, 100 Jahre Reederei Adolf Tetzlaff (1912 – 2012) in Osteroder Zeitung, Mai 2012, S. 68 f
[3] Ryszard Kowalski, Tag des Meeres am 30. Juni 2012 in Osterode, Osteroder Nachrichten, Dezember 2012, S. 31
[4] Ryszard Kowalski, 100 Jahre Reederei Adolf Tetzlaff (1912 – 2012) in Osteroder Zeitung, Mai 2012, S. 68 f
[5] Waldemar Danielewicz, Website-Zuschrift 23. 7. 2007, Ryszard Kowalski, Die Osteroder Reederei in Osteroder Zeitung, Dez. 2010, S. 76 ff
[6] Ryszard Kowalski, Der Admiral von Drewenzsee, Osteroder Zeitung, Mai 2023, S. 48 f