Pfarrkirche St. Bartholomäus

Die Kirche aus der Ordenszeit entstand zwischen 1320 und 1395 als dreischiffige Basilika. Vermutlich entstand der Chor vor dem Langhaus. Das Innere des Schiffs war durch 8 Joche gewölbt.[1] Der Turm steht nach pomesanischer Sitte asymmetrisch neben dem Kirchenschiff. Die mittelalterliche Ausstattung der Kirche ging spätestens bei dem großen Stadtbrand 1543 verloren. Das Langhaus wurde sehr bald, die südliche Vorhalle 1566 angefügt, der Turm aber erst 1646 wiederaufgebaut. Eine Orgel ertönte ab 1597. Orgelbauer war Joachim Zickermann aus Cammin in Pommern.[2]

Zur Zeit des Reiterkriegs 1521 – 1525 mauerte man die Stadtgründungsurkunde in der Kirche ein und rettete sie so für die Nachwelt. Bei einer Belagerung durch die Schweden 1659 wurde die Stadt heftig beschossen, ohne dass sie eingenommen werden konnte. Zur Erinnerung mauerte man einige Kanonenkugeln innen und außen in die nördliche Chorwand ein.

Gründliche Renovierungsarbeiten fanden zwischen 1743, als die Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen werden musste, und 1751 sowie 1860 – 1874 statt. Noch einmal brannte der Turm 1922 ab, zusammen mit dem benachbarten Gasthof Kaiserhof, wurde aber bald im alten gotischen Stil wieder hergerichtet. Kirche samt Turm kamen dann relativ unbeschadet über den 2. Weltkrieg. Der Turm trägt ein Pyramidendach.

Innen gibt es die tonnengewölbte Holzdecke und Holzemporen. Aufgrund der Baugeschichte ist das Innere der Kirche stark vom Barock geprägt. Besonders reich verziert war der für den Amthauptmann reservierte Raum über der Sakristei im Altarbereich mit besonderem Zugang von außen.

Ausstattung:

  • Isaac Riga schuf 1687 den Altaraufsatz und um 1690 die Kanzel
  • ebenfalls von Isaac Riga stammt der Beichtstuhl von 1691. Er ist ein gutes Beispiel für evangelische Beichtstühle in Ostpreußen. Es handelt sich um einen oben offenen Kastensitz mit gewundenen Säulen an den Ecken. Die Vorderfront schmückt eine Darstellung von Jesus als Schmerzensmann, die Rückseite die Heimkehr des verlorenen Sohnes. Dazu gibt es geschnitzte Girlanden, Engel sowie die allegorischen Figuren Glaube, Liebe, Hoffnung und Treue. Deutlich zu sehen ist die Kniebank für den Beichtenden. Die evangelische Beichte war bis ins 19. Jh. hinein verbreitet. Dabei ging es weniger um das Bekennen von einzelnen Sünden, sondern es wurden die Kenntnisse über den Katechismus und das Heilige Abendmahl abgefragt. Die Folge von Wissenslücken war aber ähnlich wie bei den Katholiken ein Katalog von Reue, Buße und Absolution
  • Die Bilder des Altars stammen von Gottfried Hintz> aus Königsberg, gemalt 1692, und von Anton Möller 1597
  • Eine neue Orgel gab es 1717 – 1719, gebaut von Hildebrand aus Danzig, die bereits 1752 von Heinrich Obuch aus Mohrungen zu renovieren war. Für die Hildebrand-Orgel siehe auch http://hildebrandt-paslek.pl
  • Das Schnitzwerk des Orgelprospekts stammt von einem Elbinger Meister
  • Taufstein von 1596
  • Kronleuchter aus dem 17. Jh.
  • Drei Glocken vom Danziger Glockengießer Gerdt Benninck, 16. Jh.

Das Pfarrhaus neben der Kirche wurde 1856 gebaut, nachdem das Predigerhaus an diesem Standort abgebrochen worden war. An der Burgmauer und auf dem Kirchhof der St. Bartholomäuskirche existierte seit 1543 eine Klosterschule, die bis 1914 als Höhere Knaben- und Mädchenschule weitergeführt wurde.

Die Restaurierung der Hildebrandt-Orgel in der Bartholomäuskirche in Preußisch Holland

Das polnische Ministerium für Kultur und Nationalerbe hat für die 3. Etappe der Restaurierungsarbeiten an der historischen Andreas-Hildebrandt-Orgel eine Summe von 700.000,00 zł zur Verfügung gestellt. Durch diese Zusage wurde gesichert, dass die Restaurierung und Rekonstruktion dieser in Ost- und Westpreußen größten noch erhaltenen Barockorgel 2013 vollendet wird.

Der Orgelbauer Andreas Hildebrandt aus Danzig fertigte 1717 – 1719 die Orgel für die Kirche in Pr. Holland. Dabei verwendete er Teile der Vorgänger-Orgel von 1597.  Für den Orgelprospekt wählte er einen Bildschnitzer aus Elbing. Nach verschiedenen Reparaturen und Restaurierungen in den nachfolgenden 200 Jahren befasste sich die heute in Potsdam ansässige Orgelbaufirma Sauer mit der Pneumatisierung und dem Umbau der Orgel, wobei das alte Pfeifenwerk erhalten blieb.

Nach dem 2. Weltkrieg litt die Orgel unter Ausplünderung, Verschleiß, fehlender Pflege und unsachgemäßen Reparaturen, bis man ab 2009 eine gründliche Wiederherstellung der Orgel in die Wege leitete. Daran beteiligt ist u. a. die   Hermann-Reemtsma-Stiftung Hamburg mit einer großzügigen Geldspende.


[1] Preußisch Holland Ausstellungskatalog, S. 8

[2] Preußisch Holland Ausstellungskatalog, S. 8