Geschichte der Familie Dönhoff

Die Dönhoffs stammen vom Dunehof an der Ruhr ab und waren zunächst mit einem Zweig ins Baltikum ausgewandert. Magnus Ernst von Dönhoff (1581 – 1642) in Livland stand dem polnischen Hof recht nahe. Er war u. a. Wojwode zu Pernau, für kurze Zeit Starost von Dorpat und nahm auf polnischer Seite am Türkenkrieg und 1617 am schwedisch-polnischen Krieg teil. Da die Schweden siegten, verlor er seinen livländischen Besitz und wandte sich den Preußen zu, wo er dem Kurfürsten Georg Wilhelm 30.000 Gulden polnisch lieh und dafür das Kammeramt Waldau bei Königsberg zum Pfand nahm. 1630 heiratete er die verwitwete Catharina von Rautter (1606 – 1659), geborene Burggräfin und Gräfin zu Dohna und wurde 1633 von Kaiser Ferdinand II. in den Reichsgrafenstand erhoben. [1]

Der Sohn Friedrich v. Dönhoff (1639 – 1696), General, Geheimer Staats- und Kriegsminister und Oberkammerherr, erwarb 1666 die Herrschaft Friedrichstein bei Königsberg sowie 1681 die Ländereien in Groß Wolfsdorf (für 42.284 Taler) und 1682 die in Kremlack, Komplack und Garbenick (alles in der Nähe von Barten). In Groß Wolfsdorf ließ sein Sohn Bogislav später Schloss Dönhofstädt bauen.

Friedrich v. Dönhoff war in erster Ehe mit einer Tochter des Frhrn. Otto v. Schwerin und, nachdem diese starb, in zweiter Ehe mit Maria v. Rautter verheiratet. Sein ältester Bruder Gerhard war polnischer Kammerherr, Truchseß des Großfürstentums Litauen und Starost von Telsch.

Die Familie Dönhoff gehörte bald zu den vornehmsten im Land und in Europa. So war die Bauherrin des Lehndorffschen Stammsitzes in Steinort – Stynort eine geborene Dönhoff. Ein anderes Mitglied der Familie war Großmutter des polnischen Königs Stanislaus Leszczynski und damit Urgroßmutter der Gattin Ludwigs XV. von Frankreich.

Sophie Juliane Friederike Wilhelmine von Dönhoff war 1790 König Friedrich Wilhelm II. von Preußen morganatisch angetraut worden, diente also als Maitresse. Der Monarch war offiziell mit Friederike Luise aus dem Haus Hessen-Darmstadt verheiratet. Sophie war hübsch, klug und hatte einen starken Willen, den sie aber auch nutzte, um sich in die politischen Geschäfte des Königs einzumischen. Das mochte Friedrich Wilhelm II. überhaupt nicht und verbannte sie vom Hof und aus seinem Leben. Sie hatte mit dem König den Sohn Friedrich Wilhelm Graf von Brandenburg, der 1848 preußischer Ministerpräsident wurde, und eine Tochter namens Sophie Julie Gräfin von Brandenburg (geb. 1793). 1794 verkaufte Sophie von Dönhoff ihre ostpreußischen Güter für 262.000 Taler an ihre Schwester, hielt sich erst in der Gegend von Angermünde in der Uckermark auf und erwarb 1805 das Gut Beerbaum im Barnim nordöstlich von Bernau, wo sie ein noch existierendes Schlösschen und eine Schule hinterließ.

Die männlichen Vertreter der Familie waren Generäle, Minister, Diplomaten. Einer von ihnen avancierte unter dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. zum Kommandanten von Berlin. Von ihm erhielt in Berlin der Dönhoffplatz im Verlauf der Leipziger Straße seinen Namen.

Ein historischer detaillierterer Überblick über  die Familie Dönhoff stammt von der Marion Dönhoff Stiftung

Diese gräfliche Familie gehört zu den vornehmsten Geschlechtern der Monarchie, und es ist eine lange Reihe hoher Staatsbeamten und Generale, auch viele Oberlandmarschälle, Oberhauptleute, Woywoden und Starosten, ein Cardinal, ein Fürstbischof, mehrere Bischöfe, Äbte und Comthure aus ihr hervorgegangen. Vielfach verwebt ist ihr Name in die Geschichte von Liefland, Curland, Preussen, Polen und Schweden. Dieses hochberühmte Geschlecht ist deutschen Stammes; aber schon am Anfang des 13. Jahrhunderts wendeten sich die von Dönhoff nach Liefland und Kurland, und von da nach Polen und Preussen. In den zuletzt genannten Ländern war Herrmann von Dönhof der Erste. Von seinen Söhnen wurde Johann regierender Abt zu Fulda, und Otto focht als ein tapferer Kriegsheld im Heere des Ordens. Unter den berühmten Nachkommen desselben nennen wir namentlich Heinrich, der polnischer Generallieutenant und Gouverneur zu Dünaburg war; seinen älteren Sohn Otto, den gelehrten Abt zu Pelplin, und seinen jüngeren Sohn, Johann Casimir, der am 2. September 1686 Cardinal wurde (er starb zu Cesena am 20. Juni 1697 im 47. Jahr).

Der erste Reichsgraf von Dönhof war Caspar I., polnischer Oberhofmarschall und Reichsrat. Im Jahr 1637 gelangte er auch zur Würde eine Oberhofmeisters bei der Prinzessin Cecilia Renate von Österreich, Gemahlin Königs Sigismund III., um die er im Namen seines Monarchen, als Grossbotschafter am Hofe des Kaisers geworben hatte.

Ein Enkel desselben, Georg Albrecht, Grosskanzler von Polen und Bischof zu Krakau, gelangte zur reichsfürstlichen Würde, und ein Bruder desselben, Stanislaus von Dönhof, Starost von Sokal, war mit des Grossmarschalls von Litthauen, Radziwils Tochter Anna, vermählt. Nach diesen kurzen Hinweisungen auf die berühmten Vorfahren der heutigen Grafen von Dönhoff, gehen wir zu der langen Reihe von Söhnen aus diesem Haus über, die in den brandenburg-preussischenen Staaten sich hohe Verdienste erworben, und hohe Ehrenstellen bekleidet haben.

Friedrich, Reichsgraf von Dönhoff, ein Sohn des am 18. Juni 1642 verstorbenen Woywoden zu Pelnow, Ernst Magnus, Reichsgrafen von Dönhof, und Katharina, Gräfin von Dohna, focht lange Jahre hindurch an der Seite des grossen Kurfürsten, und gelangte am 5. März 1684 zur Würde eines Generallieutenants; 1688 wurde er Oberkammerherr, am 20 September 1689 wirklicher geheimer Staats- und Kriegsrat. Schon früher bekleidete er die Würde eines Gouverneurs von Memel. Er war auch Herr zu Friedrichstein und Wolfsdorf, und starb am 14., nach Andern am 24. Oktober 1694 (Anmerkung der Redaktion: dies kann durch die Überschneidung des gregorianischen und julianischen Kalenders der Fall sein). Mit Eleonore Katharina, des Oberpräsidenten Freiherrn von Schwerin Tochter, erzeugte er vier Söhne und zwei Töchter.

Einer der Söhne war Otto Magnus, Reichsgraf von Dönhoff, königlich preussisch wirklicher geheimer Staats- und Kriegsrat, Generallieutenant, Ritter des schwarzen Adlerordens, Gouverneur und Oberhauptmann von Memel. Er war am 18. Oktober 1665 zu Berlin geboren, hatte zu Leyden studiert, und nachmals verschiedene Feldzüge mit hohem Ruhm mitgemacht. Am 8. September 1703 wurde er Generalmajor, 1699 den 23. Februar wirklicher geheimer Etatsrat und erster Gesandter am Kaiserhof, wohin er wegen des Kurfürsten Belehnung gesandt wurde, und erwarb sich daselbst durch sein kluges und geschicktes Benehmen die Gnade des Kaisers Leopold, der durch ein Patent, datiert Wien den 14. September gedachten Jahres, ihm und seinen Nachkommen beiderlei Geschlechts die Gnade erzeigte, und den Kanzleien anbefahl, ihnen den Namen Hoch und Hochwohlgeboren beizulegen. Nach seiner Rückkehr wurde er Ritter des schwarzen Adlerordens, und 1711 leitete er als königlich preussischer Bevollmächtigter die Friedensunterhandlungen in Utrecht ein. Er starb am 14. Dezember 1717 und hinterliess von Amalie, des Generalfeldmarschalls Burggrafen zu Dohna Tochter, fünf Söhne und fünf Töchter.

Von diesen Söhnen wurde Ernst Wladislaus Graf von Dönhoff Generallieutenant, Chef eines Regiments zu Fuss, Gouverneur von Colberg, Hauptmann mehrerer pommerschen Ämter und Comthur zu Schiefelbein. Er starb am 11. Juni 1724.

Ein Bruder von ihm, Bogislaw Friedrich, starb 1740 auf seinen Gütern als Generalmajor a.D., und war mit Charlotte Gräfin von Lehndorf vermählt.

Ein zweiter Bruder, Alexander Reichsgraf von Dönhoff, gelangte ebenfalls zur Würde eines königlich preussischen Generallieutenants und Chef eines Infanterie-Regiments. Er war Herr auf Angerau und Beinumen, und starb am 9. Oktober 1742. Mit Charlotte Gräfin von Blumenthal hatte er zwei Söhne und eine Tochter erzeugt.

Christian Ludwig August Karl, Reichsgraf von Dönhoff aus dem Hause Friedrichstein, wurde im Jahr 1791 Gesandter am königlich schwedischen Hof, am 17. September 1786 wirklicher geheimer Staatsminister und Obermarschall von Preussen. Er war auch Ritter des roten Adlerordens, und starb am 30. März 1803.

In der Gegenwart zerfällt das gräfliche von Dönhoffsche Haus in drei Linien:

1) In die von Friedrichstein. Von ihr ist August Friedrich Philipp, Reichsgraf von Dönhoff, Herr auf Friedrichstein, Weissenstein, Schanwitz usw., Landhofmeister im Königreich Preussen, Oberst v.d.A. und Ritter des roten Adlerordens. Er ist am 22. Mai 1763 geboren, und war bis zum Jahr 1809 Flügeladjutant von der Cavallerie bei Seiner Majestät. Seit dem 2. März 1813 ist er Witwer von Pauline, Gräfin von Lehndorf.

Von seinen fünf Söhnen ist August Heinrich Herrmann gegenwärtig preussischer Kammerherr und bevollmächtigter Minister am Hofe des Königs von Baiern. Louis Friedrich Wilhelm Stanislaus, Rittmeister bei dem Regiment du Corps, Emil Otto Paul Magnus, Assessor bei dem Oberlandesgericht zu Königsberg, und Eugen Ferdinand Bogislav Ahasverus, königlich preussischer Kammerherr am Hofe des Kronprinzen von Preussen.Ein Bruder des Grafen August Friedrich Philipp, Gustav Adolph, ist königlich preussischer Kammerherr.

2) In die von Dönhoffstädt. Diese Linie besteht gegenwärtig nur aus den Schwestern des am 25. Juli 1816 verstorbenen Stanislaus, letzten Reichsgrafen von Dönhoff-Dönhoffstädt auf Dönhoffstädt in Ostpreussen, Tamsel, Camin usw. in der Neumark. Namentlich ist Amalie Sophie, Witwe des Grafen Wilhelm von Schwerin, Frau des Waldkaimischen und Schkandauschen Güter in Ostpreussen. Cecilie Ursula Friederike, besitzt die Güter Plumpkain und Wehlak in Ostpreussen. Rosalie Ulrike, vermählt an den Reichsgrafen Hermann von Schwerin auf Wolfshagen usw., besitzt die Tamselschen Güter bei Cüstrin in der Neumark; Wilhelmine Angelica, vermählt gewesene Gräfin von Dohna, die Güter Dönhoffstädt und Gross-Wolfsdorf in Ostpreussen, und Amalie Constanze, verwitwete Freiin von Romberg, die Caminschen Güter in der Neumark.

3) Während diese beiden Linien dem reformierten Bekenntnisse angehören, gehört die dritte, die österreichische, der katholischen Konfession an. Diese steht gegenwärtig in männlicher Linie auf zwei Augen, da Graf Nikola Ludwig, k.k. Kämmerer, vermählt mit einer Gräfin von Thurn, nur Töchter hat.



[1] Wulf D. Wagner, Gerdauen II, S. 1270

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