Pobeda – Arnsberg
Der Ort Arnsberg wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 14. Jhs. gegründet. Ab 1541 wurde Kaspar von Nostiz als Besitzer aufgeführt, Rentmeister der Königsbergrer Kammer und gerühmt wegen seiner Fischzucht. Im 18. Jh. war Arnsberg ein Kämmereigut der Stadt Königsberg, im 19. und 20. Jh. gehörte es in mehreren Generationen der Familie Motherby und 1872 ließ ein Motherby das Gutshaus errichten. Die Anregung für dessen Gestaltung brachte er aus Italien mit, das er zusammen mit Fritz von Fahrenheid bereist hatte.
Gut Arnsberg kam durch William Motherby (12. 9. 1776 – 16. 1. 1847) im Jahr 1827 in den Besitz der Familie. Diese war aus England zugewandert. Der Vater Robert Motherby (23. 12. 1736 – 13. 2. 1801) kam 1751 nach Königsberg, weil der in Königsberg lebende englische Kaufmann Joseph Green einen zuverlässigen Gehilfen suchte, der später als Teilhaber in die Firma eintreten konnte, da Green kinderlos war. Das geschah auch und die Firma hieß dann Green, Motherby & Co. Robert Motherby freundete sich mit Immanuel Kant an und beriet diesen erfolgreich bei der Anlage seiner Ersparnisse. Er war häufiger Gast an dessen Tischrunde und Kant nahm regelmäßig am sonntäglichen Mittagstisch der Familie Motherby teil. Roberts Sohn William Motherby war es, der nach dem Tod des großen Philosophen anregte, dass sich die Freunde zu Ehren Kants jedes Jahr an dessen Geburtstag, dem 22. April, zum “Bohnenmahl” zusammenfanden, was nunmehr seit über 200 Jahren ungebrochen zur Tradition geworden ist. Heutzutage findet das Bohnenmahl in Kaliningrad statt. Zu Details siehe das Kapitel Kant im Ordner Stadt Königsberg.
William Motherby studierte Medizin, promovierte in Edinburgh und wurde ein geschätzter Arzt in Königsberg. Er heiratete 1806 Johanna, geb. Tillheim (29. 4. 1783 – 22. 8. 1842) und beide führten einen weithin bekannten Salon, der von vielen prominenten Persönlichkeiten jener Zeit wie z,. B. Wilhelm v. Humboldt und Ernst Moritz Arndt aufgesucht wurde und die dabei ein herzliches Verhältnis zur Hausherrin entwickelten. Die Ehe blieb jedoch nicht glücklich, denn Johanna ließ sich 1824 scheiden und heiratete den Chirurgen Johann Friedrich Dieffenbach (1792 – 1847), der ebenfalls im Haus Motherby verkehrte.[1]
Späterer Besitzer des Gutes war die Familie von Kalckstein. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise in den 1920er Jahren musste das Gut zwangsversteigert werden. Es gelangte an die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte, wurde 1931 von Erwin Eichstaedt gepachtet und 1934 gekauft. Dieser war ein hervorragender Landwirt, fiel jedoch in den letzten Kriegstagen an der Front. Die Familie fand nach der Flucht aus Ostpreußen in Brodersby in Schleswig-Holstein ein neues Zuhause.
Gut Arnsberg mit den Vorwerken Heyde und Milgen verfügte über eine Fläche von 1.138 ha sowie über eine Försterei und eine Ziegelei. Die wesentlichen Betriebsflächen waren Ackerland mit 513 ha, Weiden 252 ha, Wiesen 110 ha und Wald 225 ha. Die Böden waren mittel bis schwer, z. T. sehr schwer und tonig. Das zunächst heruntergewirtschaftete Gut wurde unter Erwin Eichstaedt wieder profitabel gemacht. Durch Melioration konnten die Erträge gesteigert werden. Mit Hilfe von Maschinen wie einer Dampfpfluganlage, einem Raupenschlepper, einem Lanz-Bulldog, Dreschsätzen, Höhenförderer etc. nahm die Effizienz der Bewirtschaftung erheblich zu. Vom gesamten Gutshof ist heute nichts mehr zu sehen.
In Arnsberg stand eine anerkannte Rindvieh-Hochzuchtherde. Prunkstück war der Wintersohn “Fels” und die 218 Herdbuchkühe lieferten beachtliche Milchmengen von durchschnittloich 700 to/Jahr, die zunächst in der Molkerei des Gutes verarbeitet wurden. Die Molkerei wurde jedoch in den 1930er Jahren wegen des Pasteurisierungszwangs aufgegeben. Unter Erwin Eichstaedt wurde eine Hochzuchtherde des Deutschen Edelschweins aufgebaut. Auf dem Vorwerk Heyde war eine Schwarzkopfschaftherde von 130 Mutterschafen stationiert. Es gab einen Kaltblutzuchthengst und16 Kaltblutzuchtstuten sowie 4 Trakehner Warmblutstuten. Eine Teichwirtschaft diente der Karpfenzucht, wobei schon zur Ordenszeit große Karpfenteiche in der Gegend vorkamen. Die Deiche der Teiche waren mit eindrucksvollen uralten Eichen bepflanzt. Zu guterletzt gab es auch noch eine zuchtbuchamtlich registrierte Herde von 250 Angora-Kaninchen sowie 42 Bienenstöcke.[2]
Der zum Gut gehörende Arnsberger Wald liegt südöstlich von Arnsberg. Es ist ein Mischwald, durchsetzt mit sumpfigen Flächen, und war oder ist ein ertragreiches Jagdrevier für Schwarz- und Rotwild. Besonders häufig kommt oder kam hier der Elch vor. Im Westen Deutschlands, zwischen Möhne und Ruhr, gibt es ebenfalls einen Arnsberger Wald. In diesem Naturpark trifft man aber eher auf Wildkatzen.[3]