Pozezdrze – Possessern/Großgarten
Die Entstehung des Dorfes Possessern reicht in die erste Hälfte des 16. Jhs. zurück. Der Ort wurde 1543 umbenannt von Groß Garten in Possessern und dann 1938 von Possessern in Großgarten.
Jahrhundertelang mussten die Kirchenbesucher von Possessern einen beschwerlichen Weg von 7 km Länge bis nach Kruglanken in Kauf nehmen. Endlich begann man 1840, für einen Kirchenbau in Possessern Geld zu sammeln, doch es dauerte noch ein halbes Jahrhundert, bis ein Gotteshaus zur Verfügung stand: der Bau erfolgte 1890/91. Die Gräfin von Lehndorff-Steinort spendete anlässlich der Einweihung 1892 eine schöne Ausgabe der Heiligen Schrift. Gleichzeitig wurde Possessern Kirchspielort für die Gemeinden Haarschen, Numeiten, Pietzarken und Roggen. Bei dem großen Brand in Possessern am Gründonnerstag 1910, als das halbe Dorf abbrannte, blieb die Kirche verschont.
Zur Kaiserzeit war es noch Pflicht, dass der Pfarrer von Possessern der masurischen Sprache mächtig war. Doch der Bedarf nahm stetig ab. Zählte man 1890 noch 658 polnisch-sprechende Masuren im Kirchspielort, registrierte man 1912 kaum noch 200 Personen und 1925 war die Kirche in Possessern der einzige Ort weit und breit, wo zu hohen Fest- und Feiertagen ein paar alte polnisch sprechende Gläubige zum Gottesdienst erschienen.
Im 1. Weltkrieg wurden Dorf und Kirche durch die Kampfhandlungen erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Im September 1914 richteten die Russen auf dem Kirchturm eine Telegrafenstation und einen Beobachtungsstand ein, den die deutschen Kanoniere mit Bravour zusammenschossen. Das Dach der Kirche stürzte ein und das Pfarrhaus war nur noch ein Trümmerhaufen. Weitere Zerstörungen brachten Militäraktionen im Februar 1915. Die Toten der Kämpfe beerdigte man auf einem Soldatenfriedhof, auf dem ein Inschrift kündet:
” 82 Deutsche und 521 Russische Tapfere Helden fielen in den Gefechten um Possessern 1914″. Der Friedhof befindet sich auch heute in einem gepflegten Zustand.
Bis 1923 wurde die Kirche wieder aufgebaut. Durch den 2. Weltkrieg kam sie dann ohne wesentliche Blessuren und dient seit 1946 der katholischen Glaubensrichtung.
In Possessern gab es ein größeres Gut. Besitzer 1932 war Richard Gramberg mit einer Betriebsfläche von 635 ha, davon rd. 200 ha Acker und 350 ha Wald.[1]
In einem Waldstück bei Possessern an der Straße von Lötzen nach Angerburg gab es Bunkeranlagen, die die Feldkommandostelle Hegewald des SS-Führers Heinrich Himmler 1941 – 1945 als Feldquartier nutzte. Für die Mitarbeiter war das ehemalige Erholungsheim „Hegewald“ mit angeschlossener Jugendherberge requiriert worden.
[1] Güter des Landkreises Angerburg von 1932