Kl.Peisten

Piasty Male – Klein Peisten

Die nachfolgende Geschichte von Klein Peisten wurde von Christian Maultzsch erarbeitet:

Die beiden Orte Groß und Klein Peisten, gleich östlich von Landsberg, lagen in einer dicht besiedelten prußischen Gegend und bestanden wohl schon zur Ordenszeit unter der Bezeichnung Große und Cleyne Paistio, wobei dem Namen Paistio das prußische „paustre“ = Wildnis zugrunde lag.

Es war zur mittleren Ordenszeit ein Ort mit vier prußischen Freien Diensten. Beim Poleneinfall 1414 erlitt Kl. Peisten schwere Schäden; 1437 waren alle vier Freien Höfe wieder besetzt.

Um 1490 erwarb Paul Pregel, Herr auf Gr. Peisten auch Kl. Peisten. Kl. Peisten blieb nun über 300 Jahre ein Vorwerk von Gr. Peisten, so dass die Besitzergeschichte mit Groß Peisten engstens verknüpft ist.

Durch die Familiengeschichte von Gottberg erfahren wir, dass Klein Peisten zumindest von Gr. Peisten abgetrennt oder verpfändet war. Gottfried Ernst v. Gottberg (*1723/24, gest. 1787 in Landsberg) erwarb um 1763 Kl. Peisten. Wann genau er es wieder abgab, ist ungeklärt; es muss aber in den 1770er Jahren gewesen sein. Später gehörte das Gut der Familie von Kreytzen, denn es existiert ein Testament des Johann Wilhelm von Kreytzen aus dem Jahre 1791, in dem er seinem Sohn Erdmann Friedrich Alexander von Kreytzen die Lehensgüter Peisten und Sillginnen hinterließ. 1785 wurden drei Feuerstellen in Kl. Peisten genannt, wie auch noch um1820.

Auch unter den im 19.Jahrh. wechselnden Besitzern blieb Kl. Peisten Vorwerk von Gr. Peisten. Seit November 1868 steht die Belastung, siehe Grundbuch, über den Unterhalt der „Pfarre und der Organistei“ von Groß Peisten im Grundbuch:

Laut Grundbuch, Zweite Abteilung, lfd. Nr. 19: „Die Verpflichtung des Besitzers des hier zugeschriebenen Grundstücks Hoofe Nr.72 an Stelle bisherigen Naturalabgaben alljährlich post numeranto zu Martini eine Roggenernte an die Pfarre von 3,74 Metzen und an die Organistei zu Gr. Peisten von 2,85 Metzen jedoch nicht in natura, sondern in barem Gelde nach dem in Gemässheit der §§ 20, 21, 23 bis25 des Reallasten- Ablösungsgesetzes vom 2. März 1850 ermittelten Marktpreise des dem Lieferungstermin vorhergegangenen Jahres abzuliefern. Eingetragen auf Grund des Rezesses vom 5. November 1868 zuerst am 5. November 1869 und umgeschrieben am 7. Dezember 1934.

Wann dieser Eintrag erfolgte lässt sich aus der vorliegenden Urkunde nicht ermitteln.

Laut. Kreisbuch (S. 526) gehörte Kl. Peisten wohl zeitweilig zum Kirchspiel Eichhorn.

In der Mitte des 19. Jhs. gehörten beide Güter vorübergehend zu der umfangreichen Sammlung von Landgütern des Eisenbahnkönigs Bethel Henry Strousberg. Mit dem Bankrott des Bethel Henry Strousberg wurde um 1875 Kl. Peisten wieder ein selbständiges Gut.

Das Gutshaus wird vermutlich nach 1875 errichtet worden sein, als Kl. Peisten erstmals ein selbstständiges Gut wurde. Das Haus lag auf einem kleinen Hügel, von dem aus man einen weiten Blick ins Land hatte. Das einstöckige weiße Haus mit hohem Kniestock und Satteldach ruhte auf einem Sockel, so dass eine breite Freitreppe vor den weit hervorragenden Mittelrisalit führte. Der Mittelrisalit hatte im Erdgeschoß eine eingezogene Laube, darüber eine dreiachsige Oberstube mit Rundbogenfenstern und Satteldachabschluß. Die Gebäudeecken sowie die des Mittelrisalites wurden durch kleine Ziertürmchen betont. Die Fenster des Erdgeschosses waren oben leicht gebogen und hatten waagrechte Überdachungen; im Kniestock lagen Zwillings-Fensterchen.

1879 war das Gut 352 ha groß; später gehörte eine Kalksandstein-Ziegelei dazu, die aber vom letzten Besitzer verkauft wurde. 1885/1895 gab es drei Wohngebäude, so daß wohl in der Zwischenzeit nach 1875 das neue Wohngebäude errichtet worden ist.

Nächster Besitzer ca. 1895 war Hugo Friedrich Wilhelm Gamp, dessen vier Kinder hier geboren wurden. Seine Witwe Margarethe Gamp erbte das Gut von ihrem Mann, hatte die Bewirtschaftung aber ihrem Sohn Hugo übertragen; Verwalter war Herr Peistinger.

Im Juli 1923 konnte Wilhelm Strüvy, Besitzer von Groß Peisten, das Gut kaufen und ließ seine Frau Gertrud geb. Schleenstein als Eigentümerin eintragen. Oberinspektor wurde Herr Oldenburg Ebenfalls 1923 zog Elisabeth Strüvy, die Mutter von Wilhelm Strüvy, als Witwe in das Guthaus ein. Es verfügte über fließendes Wasser in Küche und Bad, Elektrizität und eine Kachelofenheizung

Es gibt in der Familie nur ein Photo des Herrenhauses von außen. Weitere Photographien sind nicht bekannt.

Auf dem höchsten Punkt der Ländereien gab es ein Lindenrondell, von dem aus man zu jeder Seite einen kleinen Teich sehen konnte, der mit rosafarbenen Seerosen bepflanzt war.

Auch von den Wirtschaftsgebäuden gibt es keine bekannten Abbildungen.

1932 war das Gut ca. 292 ha groß; davon waren131 ha Äcker, 117 ha Wiesen und Weiden, 40 ha Forsten, 2 ha Wasser und 2 ha Hof und Wege; die Viehhaltung umfasste 22 Pferde, 118 Rinder, 52 Kühe und 120 Schweine. Bis zum Kriegsende war das Gut im Besitz der Familie Wilhelm Strüvy, Gr. Peisten.

Nach dem Einmarsch der Russen stand das Haus angeblich noch lange voll möbliert da. Nach und nach holten sich wohl Einwohner aus der Umgebung das Mobiliar ab. Wohl erst nach 1946 wurde Kl. Peisten bei Auseinandersetzungen zwischen polnischen und russischen Soldaten zerstört. Auch die von der Chaussee zum Gut führende Birkenallee wurde abgeholzt. 1945 war das Gut 297,25 ha groß.

Vom Herrenhaus und von den Wirtschaftsgebäuden gibt es heute (2014) keine Reste mehr, auch der Park und die Teiche sind nicht mehr erkennbar.

Stand Juni 2015[1]


[1] mail vom 6. 6. 2015 – Christian-Maultzsch@gmx.de

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