Prudki – Knauten
Mitten in einst dichtem prußischem Siedlungsgebiet gelegen wurde 1324 bei Prudki – Knauten erstmals ein Ordenshof erwähnt, von dem aus die Kolonisierung der Umgegend erfolgte.
Das spätere „Gut mit den 99 Teichen“ nahe bei Mühlhausen erschien am 8. Mai 1448 in einer Urkunde, als Kaspar von Knauten seinen Besitz an Merten von Korßen verkaufte, wobei das Kaufgeld 1449-1453 ratenweise abgezahlt wurde. Erstaunlicherweise gab es damals also offenbar schon Ratenzahlungen.
1473 wurde Knauten dem Söldnerführer Daniel v. Kuenheim verliehen und das aus dem Ordenshof hervor gegangene Kammeramt nach Schmoditten verlegt.
Bevor der Gutsherr Georg von Kuenheim d. Ä, der eng mit Herzog Albrecht befreundet war, 1543 starb, wurde er noch vom alten Nikolaus Kopernikus ärztlich behandelt. Der Astronom konnte ihm zwar Linderung bringen, aber seinen Tod doch nicht aufhalten. Zu seinem Tod gab es nicht nur freundliche Nachrufe. Da er der Urheber der sehr unbeliebten Steuer des Türkenpfennigs war, hieße es “Nun ist der Kunheim mit dem Türkenpfennig in die Hölle gefahren.”[1]
Der Sohn Georg v. Kuenheim d. J. (1532 – 1611), dessen Mutter bereits 1537 starb, war nunmehr Waise. Herzog Albrecht holte ihn deshalb nach Königsberg und sorgte für seine Ausbildung. Georg studierte an der neuen Universität Theologie und Herzog Albrecht schickte seinen Pflegesohn 1550 nach Wittenberg zu Philipp Melanchthon. In dessen Haus lernte er die junge Margarethe Luther (17. 12. 1534 – 1570) kennen, die – ebenfalls Waise – dort bei ihrem Vormund lebte. Beide fanden Gefallen aneinander und heiratete am 5. 8. 1555 gegen den anfänglichen Widerstand Herzog Albrechts. Das Ehepaar nahm 1557 in Knauten seinen Sitz.[2]
Der erbende Sohn Erhard von Kunheim musste 1639 oder 1643 Knauten verkaufen. Erwerber war Albrecht von Kalckstein-Wogau (1592 – 1667) aus einem prußischen Adelsgeschlecht, das bereits um 1430 Knauten besessen hatte, dieses Gut aber an den Orden verkaufte, der es dann Daniel von Kuenheim verlieh[3]. Albrecht von Kalckstein führte zusammen mit seinem Sohn Christian Ludwig von Kalckstein (1627 – 1672) eine Widerstandsbewegung des Adels an, die sich gegen die Beschneidung ihrer ständischen Rechte durch den Großen Kurfürsten wehrte und ihre Huldigung verweigerte. Der preußische Adel fügte sich 1663 in sein Schicksal. Albrecht von Kalckstein wurde zeitweise eingekerkert und gab danach seinen Widerstand auf.
Nicht so der Sohn. Nachdem Christian Ludwig von Kalckstein 1660 wegen brutalen Amtsmissbrauchs als Hauptmann von Oletzko abgesetzt worden war, floh er nach Warschau, kehrte aber beim Tod seines Vaters nach Knauten zurück. Von seinem eigenen Bruder Christoph Albrecht von Kalckstein beim Kurfürsten angezeigt, kam er in lebenslange Festungshaft, wurde dann jedoch bei einer Geldstrafe von 5.000 Talern, die er nie bezahlte, begnadigt. 1670 floh er aufgrund seiner ständischen Gegnerschaft zu Kurfürst Friedrich Wilhelm erneut nach Warschau, wo er zum Katholizismus konvertierte und den polnischen König dafür zu gewinnen versuchte, in Preußen zu Gunsten der Stände einzugreifen.
Daraufhin lockte ihn der Preußische Resident in Warschau, Eusebius v. Brandt, im November 1670 in einen Hinterhalt, betäubte ihn, ließ ihn knebeln und unter Bruch des Völkerrechts in einen Teppich eingerollt über die Grenze nach Preußen schmuggeln. Am 8. 11.1672 wurde Christian Ludwig von Kalckstein in Memel enthauptet.
Nacherbe in Knauten war Christoph Wilhelm von Kalckstein (17. 10. 1682 – 2. 6. 1759) und statt weiterer Rebellion entwickelte sich eine anhaltende Staatstreue.. Christoph Wilhelm von Kalckstein war 1719 – 1729 Unterhofmeister bei Kronprinz Friedrich, wo es ihm gelang, zwischen dem Soldatenkönig und seinem Sohn des Öfteren zu vermitteln und zu schlichten, 1727 Generalmajor, dann Gesandter in Schweden, 1736 Leiter der Charité in Berlin und, nach seiner Teilnahme an den ersten schlesischen Kriegen, wo er 1741 bei Mollwitz verwundet wurde, bekam er am 24. 5. 1747 die Ernennung zum Generalfeldmarschall.
Neben Knauten gehörten zu seinem Besitz auch Wogau, Romitten, Mühlhausen und Schultitten. Auch der ihn beerbende Sohn Ludwig Carl (1725 – 1800), Gouverneur von Magdeburg, wurde am Ende seines Lebens zum Generalfeldmarschall befördert.
Nach mehreren Erbvorgängen erwarb 1841 Hermann Graf Kleist von Nollendorf (1804 -1870), Sohn des berühmten Generalfeldmarschalls der Freiheitskriege Friedrich Ferdinand Heinrich Graf Kleist von Nollendorf, Gut Knauten und im Gutshaus bewahrte man bis 1945 den Marschallstab und das KPM-Service auf, das König Friedrich Wilhelm III. 1817 dem Kriegshelden geschenkt hatte. Teile von diesem Service gingen schon im 1. Weltkrieg beim Einmarsch der Russen verloren. Zum Teil nachgearbeitet, tauchten Stücke aus diesem Service Anfang der 1990er Jahre in einem Hamburger Antiquariat auf.
Durch Erbschaft gelangte Knauten 1898 in die Familie von Boddien, die hier bis 1945 ansässig war. Letzte deutsche Eigentümer waren Hugo von Boddien und seine Schwester, Frau von Plötz.
Es gab viele alte Eichen und andere Laubbäume, Elche, viel Rehwild.
Das Gutshaus mit der Jahreszahl 1674, was möglicherweise eine Renovierung und nicht die Erbauung anzeigte, wurde wahrscheinlich gleich bei der Einnahme durch die Rote Armee niedergebrannt, vielleicht aber auch erst später demoliert und dann abgerissen. Die meisten Knauter konnten sich vor der Roten Armee retten.
Viele Bilder von Knauten und detaillierte Schilderungen siehe Wulf D. Wagner, Stationen einer Krönungsreise, Berlin 2001.
Auf halbem Weg nach Mühlhausen lag rechts neben der Straße ein Findlingsblock von 2 m Umfang, der 75 cm aus der Erde herausragte. Man nannte ihn den „Gerichtsstein“, weil sich hier der Sage nach die Richtstätte des Ordenshofs Knauten befunden haben soll. Der benachbarte Hügel hieß der „Galgenberg“.