Landsberg

Geschichte von Górowo Ilaweckie – Landsberg

Das kleine Städtchen Landsberg liegt malerisch zwischen Hügeln am Mühlenfließ (Mlynowka) im polnischen Teil des Kreises Pr. Eylau. Die Siedlung, die an der Kreuzung wichtiger Handelswege entstand, ohne dass es eine Ordensburg gab, erhielt am 5. 2. 1335 die Stadtrechte vom Komtur von Balga, Heinrich von Muro. Lokatoren waren die Brüder Hermann und Albrecht, die das erbliche Schulzenamt mit der kleinen Gerichtsbarkeit sowie 8 Hufen Land frei von Abgaben erhielten. Zu Beginn nannte sich die Siedlung „Landstrasse“, was sich im Laufe der Zeit in „Landsberg“ verwandelte.

Im sog. Hungerkrieg 1414 eroberten die Polen die Stadt, zerstörten viele Gebäude und erschlugen oder verschleppten 54 Einwohner. Im Jahr 1440 wurde Landsberg Mitglied des Preußischen Bundes und erlitt im Städtekrieg (1454 – 1466) erhebliche Zerstörungen.

Zur Sicherung seiner Forderungen erhielt 1482 der Söldnerführer Nikolaus von Taubenheim vom Orden die kleine Gemeinde Landsberg verpfändet. Dieses Pfand löste 1528 Herzog Albrecht ab und übertrug die Besitzung 1535 dem Truchsess Friedrich von Waldburg als Lohn für Kriegserfolge gegen die Polen im Reiterkrieg (1519 – 1526). Durch diesen Umstand blieb Landsberg bis 1810 Immediatstadt der Begüterung Wildenhoff, wo erst die Waldburgs, dann die Schwerins saßen. Landsberg war so die einzige Stadt des Kreises Pr. Eylau, die sich bis zur großen Stein-Hardenbergschen Reform in privatem Lehnsbesitz befand.

1655 richtete ein verheerender Stadtbrand große Schäden an. Die Große Pest fand 1710 auch in Landsberg viele Opfer: von etwa 1000 Einwohnern starben 767 an dieser Seuche. Die Leichen begrub man auf dem Pestberg, der später zum Gelände des Gaswerks gehörte.

Von 1718 bis 1779 war Landsberg Garnisonsstadt, in der sich vornehmlich Kompanien von Grenadieren aufhielten.

Am 17. Februar 1807 hielt sich Napoleon Bonaparte im Pfarrhaus von Landsberg auf.

Es gab eine Zeit, in der Landsberg nicht prosperierte, was zu dem Sprichwort führte: “Steinreich, brotarm, Geldnot, daß Gott erbarm.“ Ab dem 19. Jh. zeigte die Entwicklung der Stadt wieder leicht nach oben. Eine neue Garnison wurde einquartiert, Chausseen entstanden und 1898 erfolgte der Eisenbahnanschluss. Ein von der Bremer Firma Karl Frandes gebautes Gaswerk eröffnete 1908, die öffentliche Wasserleitung folgte 1910, öffentlichen Strom stellte die Stadt ab 1924 zur Verfügung und ab 1928 gab es eine Telefonzentrale. Die neue Stadtschule nahm 1927 ihre pädagogische Tätigkeit auf.

Im 1. und 2. Weltkriegwurde Landsberg erheblich beschädigt, im zweiten vielleicht nicht ganz so stark wie andere Orte. Der letzte Zug mit deutschen Bewohnern verließ Landsberg am 1. Februar 1945 und die Sowjets rückten am nächsten Tag, dem 2. Februar 1945, ein (so Pastor i.R. Gerhard Stallbaum, 20. 8. 2014) . Im Juli 1945 übernahm die polnische Verwaltung die Herrschaft über die Stadt. Die neuen Bewohner kamen aus den verschiedensten Regionen Polens, viele aus der Gegend von Wilna und 1947 zogen im Zuge der Aktion „Weichsel“ etwa 5.000 Vertriebene aus dem nunmehr an die Ukraine abgetretenen, vorher nordöstlichen galizischen Polen, hinzu.

Im Jahre 1925 wurde die Stadt durch 42 Gaslaternen beleuchtet und das Gaswerk bediente ca. 400 städtische Haushalte. Nach der Einführung der Elektrizität arbeitete das Gaswerk unverändert weiter, weil man den Strom mehr im gewerblichen Bereich benötigte. Nachdem das Gaswerk in den letzten Kriegswochen zu 45 Prozent zerstört worden war, kam es erst 1964 wieder in Gang und produzierte dann bis 1992. Nach entsprechender Aufarbeitung der Anlagen eröffnete das Gaswerk 1994 als Museum. Die Ausstellung zeigt alle in der Gasindustrie möglichen Hilfsvorrichtungen sowie alte Gasmessgeräte, Druckmesser, Sicherheitsmittel, übliche Gasherde und – Küchen aus alter und neuer Zeit. Das Museum umfasst den gesamten Gebäudekomplex, d.h. das Ofenhaus, das Apparatehaus, den technischen Teil, Wasserbehälter und ein Bürogebäude.

Auf dem Marktplatz überlebten drei Barockhäuser und auch sonst etliche Wohnbauten aus dem vorwiegend 19. Jh. Von der ehemaligen Stadtmauer blieben einige Reste hinter der ev. Kirche und als Rückwände in einigen Häusern erhalten.

Der Stadtwald fiel 1850 dem Nonnenfraß zum Opfer, wurde dann aber mit viel Engagement wieder aufgeforstet und bietet hübsche Waldwanderwege und eine Badeanstalt am See.