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Perscheln

Piersele – Perscheln

Das Gut in Piersele – Perscheln gehörte zu einem Zweig der Familie von Berg, die z. B. von 1852 bis 1859 den Landrat des Kreises Mohrungen stellte, und liegt heute ganz dicht an der Grenze zum russischen Teil Ostpreußens. Nach dem 2. Weltkrieg war es Sitz eines Staatsgutes. Dessen zum Ende hin verfallenes Herrenhaus aus der 2. Hälfte des 18. Jhs, in seiner ursprünglich schönen Form bis 1945 erhalten, wurde inzwischen abgebrochen.

Im Herrenhaus wurde der letzte Gutsherr Botho v. Berg (1903 – 1983) geboren, der als Schriftsteller und Dichter einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichte: „Patria immortalis – Ein Dank an das Land unserer Väter“ (1973), das Reiterbuch „Mit Trakehnern fing alles an“ (1976), „Gast im Reich von Aloha“ – Erinnerungen eines Ostpreußen an Hawaii (1980), „Mit geschlossenen Augen“ – lyrische Bilder aus Ostpreußen als Neuauflage des „Patria immortalis“ (Gedichte, 1980).

Botho v. Berg ging in Königsberg zur Schule, studierte an der Albertina und in Heidelberg und arbeitete als Werkstudent in Kanada, Hawaii und den USA. 1932 trat er in die Bewirtschaftung des väterlichen Gutsbesitzes ein. Am 2. Weltkrieg nahm er von Anfang bis Ende teil, zuletzt im Rang eines Rittmeisters. In Westdeutschland war er zunächst landwirtschaftlicher Verwalter und ging von 1956 – 1968 in den Staatsdienst. Seinen Wohnsitz hatte er sich in Maleck/Breisgau eingerichtet.

Von Botho von Berg-Perscheln stammt die folgende einfühlsame Jagdanekdote „Hühnerjagd in Perscheln“, veröffentlicht im Heimatbuch „Der Kreis Preußisch Eylau“:

„Wenn die Felder abgeerntet waren und das welkende Kartoffelkraut die Luft mit dem ersten herben herbstlichen Duft erfüllte, ließ Vater den Reitwagen mit dem alten „Hans“ anspannen. Vier Menschen konnten auf ihm rittlings sitzen, mussten sich nur gut an den Stangen der Rückenlehnen festhalten, wenn es zur Hühnerjagd in scharfem Trabe querfeldein ging. „Ajax“, der brave Vorstehhund, revierte in angemessener Entfernung dem Wagen voraus. Meist hatten die Feldarbeiter schon ein Volk Rebhühner irgendwo einfallen sehen. „Gnäd’ger Herr, värm Wielke hebbe wi ongefähr e Dutzend dott ön de Kartoffle önfalle sehne“. Ajax wurde zurückgepfiffen. Im Schritt fuhr der Reitwagen bis an den Feldrand. Der Wind wurde geprüft, die Flinten mit Nr. 7 geladen. Ich durfte den alten Hans halten. Vater und sein Jagdgast setzten sich mit den Flinten unterm Arm und 80 Schritt Zwischenraum in Marsch. Ajax war in seinem Element. Durch Handzeichen dirigiert, revierte er, ständig Wind nehmend, vor den Jägern hin und her. Plötzlich stand er, den rechten Vorderlauf erhoben, fest wie ein Standbild. Nur seine Schwanzspitze zitterte wie die Hand des alten Prange. Die Jäger eilten im Geschwindschritt in seine Nähe. „Ajax, avance!“ Der Hund tastete sich vorwärts, bis mit lautem Schwirren das Volk hoch wurde. Piff – paff, vier Schüsse, ein paar Hühner fielen mit stiebenden Federn in die Kartoffeln, wurden von Ajax gefunden und zum Vater apportiert. Ich musste vom Wagen aus genau aufpassen, wo das Volk wieder einfiel, und dann den alten Hans zu den Jägern lenken. Auf ging’s wieder im flottem Trab hinter dem Volk her. Vater achtete darauf, dass von jedem Volk der beschossenen Hühner wenigstens sechs übrig blieben, um den Bestand nicht zu gefährden.“