Die Tharauer Kirche ist für nordostpreußische Verhältnisse noch halbwegs gut erhalten. Das Langschiff aus dem 2. Viertel des 14. Jhs. – Backstein auf Feldsteinsockel – ist der älteste Teil. Der Chor wurde 1360 – 1380 angebaut, außen rechtwinklig, innen fünfseitig. Gleichzeitig mit dem Chor wurde die tonnengewölbte Sakristei mit reich profiliertem Portal angefügt. Unterbau des Turms um 1380, Oberbau Ende 15. Jh., Staffelgiebel nach Osten und Westen vom Anfang 16. Jh. Vorhalle im Süden von 1623. Gewölbe der Turmhalle von 1918. Reich profilierter Südeingang. Das Erbbegräbnis der v. d. Groeben an der Südwestecke der Kirche wurde 1934 abgebrochen. Bereits 1365 soll es in der Kirche eine Orgel gegeben haben, die Meister Johann Werner 1655 bemalte und vergoldete.[2]
Umbauten erfolgten insbesondere 1805. Nach einem Brand 1910 wurde die Kirche in den Jahren 1911 – 1918 gründlich und mit wissenschaftlichem Beirat restauriert.
Der Innenraum war ursprünglich überwölbt, später ersetzt durch eine flache Holzdecke, 1806 – 1911 Gipsdecke. Das Sterngewölbe des Kirchenschiffs ist bereits schwer beschädigt. Die Ausstattung ist verloren. Erhalten ist der Grabstein mit Ganzfigur für Wilhelm v. Schlieben, gest. 1603, vor dem ehem. Altar.
1945 nur wenig beschädigt, diente die Kirche danach als Scheune und verfiel stetig. In letzter sozialistischer Zeit war sie Mineraldüngerdepot. 1988 suchte eine Forschungsgruppe aus Riga im Keller der Kirche nach dem Bernsteinzimmer und legte dabei von Osten nach Westen tiefe Gräben an.[3]
Im Jahr 1990 begründete sich eine Stiftung mit dem Ziel, die Kirche zu restaurieren, um danach von der orthodoxen Gemeinde genutzt zu werden, und seit 1998 gibt es den „Förderkreis Kirche Tharau/Ostpreußen e.V.“ Der rheinländische Architekt Dieter Haese, der den Förderkreis mitbegründete, schaffte mit Genehmigung der russischen Behörden Baumaterial im Wert von 55.000 DM nach Tharau und legte damit den Grundstein zum Wiederaufbau der Kirche. Weitere Spenden wurden eingeworben. Die Firma A.K.A. Algermissen in Wittenberg lieferte Dachziegel zum Sonderpreis.
Inzwischen sind schon wesentliche Fortschritte bei der Restaurierung der Kirche erzielt worden: Dachstuhl und Dacheindeckung sind 2006 fertig und präsentieren sich eindrucksvoll. Spiritus rector ist Jurij Sabuga aus Königsberg. Die fachliche Kompetenz bringt das Deutsche Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege, Propstei Johannisberg Fulda e. V. ein.
Vorgesehen ist auch ein Neubau der Orgel nach dem Dispositionsplan von 1655 mit 10 Registern von einer seit 1838 bestehenden niedersächsischen Orgelbaufirma, die zwischen 1925 und 1933 insgesamt 16 Kirchenorgeln für Ostpreußen auslieferte. An ein neues Geläut wird nicht gedacht.
Der Förderkreis sammelt nach Kräften weitere Spenden. So kamen aus Anlass eines Benefizessens in Bonn im Jahr 2001 (Menüfolge: Trakehner Blut, Graue Erbsen, Beetenbartsch-Suppe, Elchbraten, Bärenfang, selbstgebackene Pfefferkuchen) mehr als 10.000 DM zusammen.
Im Jahr 2010 wurde die Kirche der Russisch Orthodoxen Kirche übereignet. Die führt das Sanierungsprogramm fort und vollendete die Dacheindeckung, die nach einem Sturm schwere Schäden gehommen hatte. Auch das gotische Deckengewölbe soll wiederhergestellt werden. Bei der Restaurierung sehr engagiert ist die Leiterin des Tharauer Heimatmuseums, Erina Lobenko.[1] Restaurator 2017 und 2018 war Herr Sergey.
Informationen zum Fortgang der Restaurierungsarbeiten gibt der Förderkreis Kirche Tharau/Ostpr., Am Bungert 31, 53227 Bonn.