Nivenskoje – Wittenberg und Friederikenthal
Wittenberg war eine 1874 gegründete Landgemeinde in der Nähe von Tharau. Der Bahnhof in Wittenberg hieß „Tharau“, denn schließlich gab es zu viele Orte mit dem Namen „Wittenberg“.. Am 1. 12. 1910 wohnten hier 494 Einwohner. 1912 wurde der Ort Dorotheenhof und 1928 wurden die Gutsbezirke Otwaschnoje – Braxeinswalde und Friederikenthal eingemeindet. Damit wuchs auch die Bevölkerungszahl: 1939 wohnten in der Großgemeinde 896 Einwohner. 1930 machte man Wittenberg anstelle von Juschny – Jesau zum Amtsdorf und zum Verwaltungsmittelpunkt des Amtsbezirks Wittenberg, der bis 1945 bestand.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Wittenberg in der Nähe von Tharau 1339 und in dieser Zeit wird das Dorf mit Zinsbauern gegründet worden sein. Die Abgabenpflicht wurde 1425 im Zinsbuch des Ordens wie folgt benannt: von jeder der 16 Hufen des Dorfes waren 16 Scot (eine Mark bestand aus 24 Scot) und 4 Hühner abzuliefern, dazu 19 Scheffel Pflughafer. Der Schulze, dem 4 freie Hufen zustanden, hatte je 1 Scheffel Weizen und Roggen zu stellen und der Krüger musste jährlich 2 Mark zinsen. 13 Jahre später verlieh der Orden der Gemeinde weitere 15 Hufen abgabenfrei. Nach dem 2. Frieden von Thorn 1466 war es mit der Unabhängigkeit der Bauern in Wittenberg bald vorbei. Im Zuge des Reiterkriegs kam Wittenberg 1522 in den Besitz des Söldnerführers Kunz Pferdsfelder, wurde 1528 an Friedrich Kohlhase verpfändet und gelangte danach in den Besitz der Familie von Schlieben auf Tharau und Jesau und war damit ein adliges gutsuntertäniges Dorf.[1]
Die Schule wurde 1750 gegründet. 1874 wurde Wittenberg zu einer Landgemeinde gemacht. Zum Ende des 19. Jhs. entstanden in Wittenberg durch Aufkauf von Land und Einheirat zwei neue Güter: Schroeder und Kenneweg. 1913 umfasste das Gut von Bankdirektor Max Schroeder aus Königsberg 195 ha und bestand aus 165 ha Acker, 5 ha Wiesen, 15 ha Weiden umd 10 ha Wald. Es gab 30 Pferde, 110 Rinder, 20 Schafe und 10 Schweine. Am 1. 12. 1910 wohnten hier 494 Einwohner. 1912 wurde der Ort Dorotheenhof und 1928 wurden die Gutsbezirke Otwaschnoje – Braxeinswalde und Friederikenthal eingemeindet. 1930 machte man Wittenberg anstelle von Juschny – Jesau zum Amtsdorf und zum Verwaltungsmittelpunkt des Amtsbezirks Wittenberg, der bis 1945 bestand. 1931 wurde das dann 205 ha große Gut Schroeder aufgesiedelt und an 13 Neusiedler verteilt. Das Gutshaus baute man um 1932 zu einer dreiklassigen Schule um. Fritz Kanneweg besaß zu dieser Zeit einen Hof von 158 ha, der wenig später von dem Molkereibesitzer Martin Neumann übernommen wurde, der ab 1938 Kreisleiter der NSDAP war. Seit 1908 gab es im Dorf die private Gartenbauschule von Frau Ihssen, die 1918 die staatliche Anerkennung erhielt, aber 1933 nur als private Gärtnerei fortbestehen durfte.[2]
In der einstigen Gartenbauschule von Wittenberg hat nach langen Jahren als Apotheke ein Zahnarzt sein Domizil aufgeschlagen und das Haus innen und außen gründlich renoviert. Die einstige Schule wurde zum Krankenhaus mit Apotheke umfunktioniert und außen in einem höchst kräftigen Blauton angestrichen. Die Schule des Ortes ist in das ehemalige Gasthaus Krause eingezogen. Neben der Gartenbauschule soll eine orthodoxe Kirche gebaut werden.
Friederikenthal war ein Gutsdorf südöstlich von Wittenberg, in dem 1910 nur 39 Einwohner lebten. In Friederikenthal wurde Alexander Grau (1. 1. 1878 – 25. 1. 1938) geboren Er war Berufsoffizier, avancierte zum persönlichen Referenten des Ersten Generalquartiermeisters Erich Ludendorff für Presse- und Propagandafragen und trat, als 1917 die UFA gegründet wurde, als Vertrauter Ludendorffs in den Vorstand der neuen Großfilmgesellschaft in Potsdam-Babelsberg ein, dem er bis zu seinem Tod angehörte.
[1] Ursula Schilfert, Gemeinde Wittenberg, Preußisch Eylauer Kreisblatt, 27. 11. 2021, S. 59 f
[2] Gemeinde Wittenberg, Preußisch Eylauer Kreisblatt, 27. 11. 2021, S. 59 f