Korschen

Entstehen des Eisenbahn-Knotenpunkts von Korsze – Korschen

Korschen war einst ein weithin bekannter Umsteigebahnhof, ein Eisenbahnknotenpunkt für Mittelostpreußen, weil sich hier die Bahnlinien Berlin – Petersburg und die Ostpreußische Südbahn kreuzten. Daß es gerade hier dazu kam, lag an dem Fortschrittsglauben der einen und der Fortschrittsverweigerung der anderen. Und das war so:

Der sich gerade zum Eisenbahnmagnaten emporarbeitende Bethel Henry Strousberg aus Neidenburg bekam 1863 zusammen mit dem Grafen Lehndorff-Steinort die Konzession für die Südbahn, die von Pillau nach Königsberg und von dort weiter über Lyck nach Prostken führen sollte. Die Bahn brauchte Land für die Bahntrasse und der Gutsbesitzer Otto Boehm aus Glaubitten nahe Korschen kam dem Projekt durch Landabtretung sehr entgegen, während die Stadt Schippenbeil sich unter dem Druck der eigenen Fuhrunternehmer einem Eisenbahnanschluß verweigerte. So wurde in Korschen ein Bahnhof vorgesehen mit einem Gleisanschluß für Gut Glaubitten und der Berechtigung für Herrn Boehm, mit dem eigenen Salonwagen kostenfrei nach Königsberg fahren zu dürfen. Er hatte lediglich eine Lokomotive anzufordern. Der erste mit Blumengirlanden geschmückte Zug hielt in Korschen am 1. 11. 1867.

Als die Bahnverbindung Berlin – Memel – Petersburg über Thorn – Insterburg – Tilsit konzipiert wurde, soll es die Stadt Rößel gewesen sein, die keinesfalls einen Bahnanschluß haben wollte. So wählte man das Dorf Korschen als Schnittpunkt mit der Südbahn aus und der Eisenbahnknotenpunkt hier wurde 1871 feierlich eingeweiht.

Ruhm und Bedeutung der Eisenbahn in Korschen sind längst wieder verflogen. Heute enden die Züge in Richtung Insterburg in Skandawa – Skandau.

Der erste Bahnhof in Korschen war nicht besonders repräsentativ und bestand aus einem Empfangsgebäude, Wohngebäuden für Bahnbedienstete, Geräteschuppen und Wasserturm. Mit der Anbindung an die Eisenbahnlinie Thorn – Memel entstand dem ersten Gebäude gegenüber ein zweites Bahnhofsgebäude mit Restaurant und Glasdach über dem neuen Bahnsteig sowie ein zweiter Wasserturm.

Im 1. Weltkrieg wurden die Bahnanlagen stark beschädigt, was man aber bald reparierte. An den Zufahrtsstraßen zum Bahnhof entstanden Hotels und es ließen sich Gewerbebetriebe wie Sägewerk, Molkerei, Baufirmen sowie Handwerksbetriebe nieder und verschiedene Banken sowie die Raiffeisen-Genossenschaft eröffneten Filialen. 1939 gab es 3.042 Einwohner.[1] Die Molkerei war eine der größten Genossenschaftsmolkereien des Kreises.

Zur Erinnerung an die denkwürdige Historie Korschens haben die Polen in jüngster Zeit mit einer alten Dampflok ein monumentales Denkmal geschaffen.[2]



[1] Der Kreis Rastenburg in der Vergangenheit, Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen, 2018, S. 24
[2] Horst Dargatz, Nur ein Wahrzeichen steht noch, Heimatbrief Rastenburg, Juni 2008, S. 471