Pötschendorf

Pieckowo – Pötschendorf

Pötschendorf lag an der Hauptstrasse von Heiligelinde nach Rastenburg und verfügte über einen Bahnanschluß. Von der dortigen Bahnstation brachen regelmäßig viele Pilger und Besucher nach Heiligelinde auf. Der Ort entstand auf dem Gelände des 1907/08 aufgelassenen Gutes der Familie von Saltzwedell. Gustav v. Saltzwedell (1808 – 1897) hatte es 1852 von Eduard Jorck, wie er Mitbegründer der Rastenburger Nervenheilanstalt, für 60.000 Taler erworben.

Gustav v. Saltzwedell war ein höchst illustrer Mann. Als Student in Königsberg gehörte er zu den Gründern des Korps Littuania. Nach dem Studium machte er Karriere in der Staatsverwaltung – Landrat in Oletzko, Regierungsrat in Danzig, Geheimer Finanzrat und Vortragender Rat im Königlichen Hausministerium, Regierungspräsident in Gumbinnen bis 1851, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung 1848, Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses 1849, 1867 – 1870 Mitglied des Reichstags.

Beim Bau der ostpreußischen Südbahn gehörte er zur Verhandlungsdelegation von Eisenbahnkönig Strousberg, die von einer Gruppe englischer Kapitalgeber 13 Millionen Taler hereinholten. Nach dem Tod von Gustav v. Saltzwedell am 6. 6. 1897 verkauften die Erben Gut Pötschendorf an die Holzfirma Richter in Samotschin, die den dazugehörigen Wald einschlugen und das Gut dann aufsiedelten.

In Pötschendorf gab es eine zweiklassige Volksschule von 1909. Letzter Lehrer war Wilhelm Pianka bzw., nach dessen Einberufung, seine Tochter Ingeborg Eggert. Zum Dorf gehörten 30 landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe und 20 Nebenerwerbsbetriebe, daneben Schuhmacher, Schmiede, Lohnbrüterei sowie Bauhandwerker. Als weiterer Gewerbebetrieb existierte ein elektrische Schrotmühle. Letzte Bürgermeister waren Alfred Merkel bis 1944 und dann noch Alfred Reinitz.