Geschichte des Gutes in Prosna – Prassen
Das Gut Prassen wurde 1376 zur Zeit des Hochmeisters Winrich von Kniprode gegründet, der eine Handfeste über 5 Hufen auslangte. Heute ist es ein Vorort von Leunenburg. Das Anwesen war neben Galiny – Gallingen und Klimowka – Wicken im russischen Teil Ostpreußens ein Hauptsitz der Grafen zu Eulenburg. Das Gut gelangte in die Familie, als Botho zu Eulenburg 1490 Barbara, die Erbtochter des Herrn von Leunenburg, Albrecht Vogt von Ammerthal, heiratete, und blieb Familienbesitz bis 1945.
1547 zog die Familie von Leunenburg in das etwa 3 km entfernte Prassen. Dort entstand 1610 – 1620 ein Schloss, das 1688 in ein Barockschloss umgebaut und 1860 – 1875 durch einen neogotischen Neubau ersetzt wurde. Neben Leunenburg und Prassen gehörten im 17. Jh. zum Besitz auch die Güter in Tolksdorf und Ronsdorf.
Während der Napoleonzeit ging Prassen durch die mit der französischen Besatzung verbundenen Belastungen fast verloren. Das damalige Familienoberhaupt der Grafen zu Eulenburg sah sich gezwungen, die Ländereien von immerhin 3.000 ha zu verpachten und den Pachtzins ausschließlich zur Tilgung der Schulden zu verwenden. Der Graf selbst zog sich nach Königsberg zurück und lebte nur von seiner Pension als preußischer Offizier. Erst sein Enkel konnte 1870/71 wieder ins Gutshaus von Prassen einziehen.
1913 umfasste das Gut eine Fläche von 3036 ha, davon 1723 ha Acker, 616 ha Wals sowie 618 ha Wiesen und Weiden. Dazu gab es eine Ziegelei und zwei Molkereien. Das Gut war bekannt für seine Rinder-, Schweine- und Schafzucht. Zu etwa dieser Zeit war Richard Graf zu Eulenburg-Prassen (1838 – 1909) der Eigentümer. Ihm folgten im Besitz Fritz zu Eulenburg und dann Friedrich zu Eulenburg (+ 1937). Letzter deutscher Eigentümer war Mortimer Graf zu Eulenburg.[1]
Im Innern des Gutshauses gab es den Liliputsaal, dessen Name auf die Sage von der Zwergenhochzeit zurückging, die Goethe in eine Ballade aufnahm. Demnach bat einst ein Zwerg aus dem Reich der Liliputaner die Schloßherrin von Prassen um die Erlaubnis, im Festsaal des Hauses eine Hochzeit feiern zu dürfen. Die Schloßfrau sagte zu und die Feier fand statt. Mitten hinein platze ein ahnungsloser Sohn des Hauses und störte durch seine Anwesenheit die Veranstaltung. Am nächsten Tag bedankte sich der Zwerg mit einem Diamantring für die Überlassung des Raumes. Da sie aber bei der Hochzeit gestört wurden, sagte er weiterhin, hätten die Liliputaner verfügt, daß zukünftig nie mehr als dreizehn Eulenburgs gleichzeitig am Leben sein dürften. Der Ring existierte noch 1945, aber es ist nicht bekannt, welches Ergebnis die Überprüfung der Liliputanerprophezeiung erbracht hat.
Wie der Hospitalarzt Dr.med.Juozas von Prasauskas Graf von Eulenburg-Prassen im Januar 2010 schrieb, sind die Mitglieder der Familie zu Eulenburg inzwischen in alle Welt verstreut. Etwa 10 Angehörige wanderten in die Schweiz und in die USA aus, mehr als 30 fanden in Litauen eine neue Heimat. Sein Urgroßvater Josef Prasauskas, der 1903 – 1908 in Paris an der Königlichen Kunstakademie studiert hatte, ließ sich um 1900 in Virbalis in Litauen nieder, wo er ein kleines Schloss besaß, das auch heute noch existiert. Zu russischer Zeit saß darin der NKWD. Nachdem sein Großvater am Anfang des 1. Weltkriegs nach Woronez in Russland evakuiert wurde, kam dort 1917 sein Vater zur Welt. Als der Großvater im Verlauf der russischen Revolution erschossen worden war, kehrte die Großmutter nach Virbalis in Litauen zurück, wo sie bis 1939 lebte. Seine Cousine Gediminas Ilgnas war nach der Wende 1990 Referentin des litauischen Präsidenten Adamkus.[2]
Im Wald bei Prassen wurden drei von vier Gedenksteinen zur Ehrung von Gefallenen des 1. Weltkriegs wiederentdeckt, die Fritz Graf zu Eulenburg (1871 – 1937) 1920 dort aufstellen ließ. Einer dieser Steine trägt die Namen von 42 Gefallenen, nach Ortschaften geordnet. Der Verein “Dolina Gubra” (Tal der Guber) hat im Bereich der Steine das Unterholz und Gestrüpp beseitigt, einen neuen Sockel gegossen und eine deutsch-polnische Informationstafel aufgestellt [3]