Bischofsburg

Geschichte von Biskupiec – Bischofsburg

An der Haupthandelsstraße von Königsberg nach Warschau in der Umgebung sumpfiger Niederungen baute man auf einer Insel im Flüsschen Dimmer (Dymer) zuerst ein Wacht- und Wildhaus als Sitz des Burggrafen, das am 13. Dezember 1389 in der Gründungsurkunde für das Gut Bansen erstmals erwähnt wurde, später eine Burg. Die Siedlung, die sich im Schatten der Befestigungsanlage entwickelte, erhielt am 17. 10. 1395 von Bischof Heinrich III. Sorbom (1373 – 1401) die Stadtrechte und wurde damit die jüngste Stadt des Ermlandes. Die Gründungsurkunde befand sich bis zum 2. Weltkrieg im Staatsarchiv in Königsberg.

Trotz günstiger Lage entwickelte sich das Gemeinwesen nur sehr bedächtig, was teilweise daran gelegen haben mag, dass die sandige Umgebung eine prosperierende Landwirtschaft nicht eben förderte. Zum anderen hemmten Zerstörungen durch kriegerische Ereignisse ein Aufblühen wie 1414 im Hungerkrieg oder 1454 – 1466 im Städtekrieg, dem auch die Burg endgültig zum Opfer fiel.

Im Jahr 1710 forderte die Pest an die 1000 Opfer in der Stadt. Große Stadtbrände wie z. B. 1824 leisteten ebenfalls ihren Beitrag. Erst im Laufe des 19. Jhs. gab es eine Wende.

Es begann damit, dass der Landrat des Kreises Rößel, Frhr. v. Schroetter; 1862 das Gut in Kobulten, 10 km südlich von Bischofsburg und bereits im Landkreis Ortelsburg gelegen, erworben hatte. Das war Anlass, im selben Jahr die regionale Verwaltung von Rößel in das nun viel nähere Bischofsburg zu verlegen, was die Stadt erfreute. Der König von Preußen gab dazu seinen Segen und Rößel behielt nur noch den Titel einer Kreisstadt.

Bischofsburg erhielt durch Zugang zum nur 8 km entfernten Bahnhof Rothfließ 1872 mittelbaren Anschluss an das Eisenbahnnetz (Einbindung in die Thorn-Insterburger Linie) und 1898 einen eigenen Bahnhof für die Nebenstrecke Zinten – Rudczanny. Somit war die kleine Stadt ein relativ verkehrsgünstiger Standort und man verlegte 1899 eine Garnison hierher, die eine weitere wirtschaftliche Belebung brachte.

Während des 1. Weltkriegs war Bischofsburg zeitweise von den russischen Truppen besetzt, wurde aber nicht so stark zerstört wie im 2. Weltkrieg. Trotzdem hat etliches an alter Bausubstanz überlebt.

Die Gegend von Bischofsburg bis Rößel stellt die östliche Grenze des Buchenbereichs dar.

Die Firma Egger mit den Konzernsitz in St. Johann in Tirol hat in in einem Vorort von Bischofsburg eine Spanplattenfabrik gebaut, die inzwischen den gesamten polnischen Markt mit Spanplatten versorgt.  Es werden fast 400 Mitarbeiter beschäftigt.[1]

Bei Bischofsburg wurde in neuerer Zeit ein Schatz von 118 karolingischen Münzen gefunden, davon 117 Münzen aus der Regierungszeit von Kaiser Ludwig dem Frommen, Sohn Karls des Großen, 814 – 840 n.Chr. Er gehörte vermutlich zu einem Tribut, den Kaiser Karl III. den abziehenden Nordmännern nach der Belagerung von Paris 885/886 gewährte.[2]

Informationen über die Burg in Bischofsburg findet man bei Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, “Burgen im Deutschordensstaat Preußen – Pomesanien, Oberland, Ermland, Masuren”, Olsztyn 2009, S. 89

Südlich von Bischofsburg befindet sich das Dorf Raszag – Raschung am Raschungsee.  Es hatte 1820 etwa 200 Einwohner und war das Vorwerk eines adligen Gutes. 1785 war ein Herr v. Birckhahn als  Eigentümer genannt. Im 20. Jh.  war es die Familie von Platen. Von 1925 – 1945 war Claus von Platen Gutsherr in Raschung. Im Dorf befindet sich auf einem Hügel eine Kirche aus Feldsteinen, 1925 in Form eines kleinen Schlosses gebaut, mit ovalem Turm an der nordwestlichen Ecke des Kirchenschiffs. Im Innern dominiert eine intensive Farbgebung. Die Wände sind himmelblau und die Kuppel über dem Chor ist marineblau bemalt. Der Innenraum ist von einem Tonnengewölbe überdeckt. Der Altar war mit der Kanzel kombiniert. An der Kanzel hinter dem Altar findet sich ein Kupferstich von August Willin von 1858. Auf dem Kirchhof befinden sich noch einige erhaltene alte Grabstellen.[3]

[1] PAZ Egger produziert, Oprbl. Nr. 30/2019 (26. Juli), S. 13
[2] Thomas W. Wyrwoll, Frankensilber im Prußenland, Preußenkurier Weihnachten 2021, S 12 f
[3] Red., Die evangelische Kirche in Raschung, Allensteiner Nachrichten, 24. 5. 2024, S. 4

Bilder

Links

Bischofsburg – Biskupiec

Umfassende Informationssammlung von Heinrich Ehlert http://www.bischofsburg.de/