Seeburg

Geschichte von Burg und Stadt Jeziorany – Seeburg

In Seeburg befand sich im Mittelalter die nach dem Bischofsschloss in Heilsberg stärkste Burg des Ermlands, angelegt im Anfang des 14. Jhs. unter dem Bischofsvogt Heinrich von Luther. Sie war Hauptarsenal des Fürstbistums und Sitz des Oberbefehlshabers der bischöflichen Streitkräfte und auch deshalb so mächtig, weil sie die Eroberung des südlichen Teils der prußischen Landschaft Pogesanien decken sollte.

Der Ausbau in Stein erfolgte ab ca. 1350 unter Bischof Johann I. von Meißen (1350 – 1355) und seinem Nachfolger Johann II. Stryprock (1355 – 1373) erstreckte sich etwa bis 1400. Im 15. und 16. Jh. war sie Sitz von ermländischen Vögten.

In den über 30 m hohen Bergfried schlug 1783 der Blitz ein. Das daraufhin ausbrechende Feuer zerstörte nicht nur die Burg, sondern auch große Teile der Stadt bis auf Kirche, Pfarrhaus und Schule. Die Festungsanlage wurde danach zugunsten des Wiederaufbaus der Bürgerhäuser abgebrochen und es existieren nur noch vier Kellerräume des Haupthauses mit Kreuzgewölben und Reste der Grundmauer. Diese erkennt man noch am Besten vom rückwärtigen Hang aus. 1790 errichtete Baumeister Ernst Masur auf dem Standort der einstigen Burg das neue Rathaus, wobei Teile der Fundamente und Wände in den Neubau integriert wurden. Dieses ist jetzt Sitz der Stadtverwaltung und des Gemeindeamtes. In den 1970er Jahren errichtete man in den Kellerräumen der Burg ein Café. Heute ist nur noch der ehemalige Heizkeller nutzbar.[1]

Die Siedlung neben der Burg an der Simser (Symsarna), gegründet von dem Lokator Heinrich Wendepfaffe, erhielt 1338 die Stadtrechte, unterzeichnet vom Bistumsverweser Magister Nikolaus und dem ermländischen Landvogt Heinrich von Luther. Seeburg befand sich zur Gründungszeit nicht weit entfernt von einigen Seen, von denen später einige trockengelegt wurden. Möglicherweise knüpft der Name an diese geographischen Zustände an. Plausibler ist jedoch eine andere Erklärung: es gab eine Patenschaft durch den Ort Seeburg in Sachsen. Dieser, 20 km westlich von Halle a. d. Saale, war Standort einer der ältesten und größten Burgen Mitteldeutschlands am Süßen See. Etliche Bestandteile der Burg dort, auch der Stumpf des einst hohen Bergfrieds, sind immer noch erhalten. Die Nachfolger der Grafen von Seeburg, die Grafen von Querfurt und von Mansfeld, stellten verschiedentlich Komture, Vögte und Landmeister des Ordens und außerdem wanderten viele Kolonisten aus dieser Gegend in Preußen ein. Erzbischof Wichmann von Magdeburg (1110 – 1192), der das Magdeburger Stadtrecht, das dem in Preußen allgemein verbreiteten Kulmischen Recht zugrunde lag, kodifizieren und in einem Privileg von 1188 festschreiben ließ, war ein geborener Graf von Seeburg.

Seeburg erlangte nie besondere überregionale Bedeutung, im Gegenteil: als Rößel 1818 Kreisstadt wurde, verlor Seeburg endgültig seine Stellung als Verwaltungssitz eines Kammeramtes und blieb eines von vielen liebenswürdigen, aber kleinen ostpreußischen Landstädtchen.. Einiges von der Bausubstanz, das die erheblichen Zerstörungen des 2. Weltkriegs überstanden hatte, ging danach durch Verwahrlosung verloren.

In Seeburg wurde 1783 Joseph Ambrosius Geritz geboren, der von 1841 bis zu seinem Tod 1867 Bischof des Ermlands war. Er gehörte zu den Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848.

Details zur Burg in Seeburg finden sich bei Marlgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensland Preußen, Olsztyn 2009, S. 168 ff


[1] Marlgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensland Preußen, Olsztyn 2009, S. 176

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