Vorfahren von Gerda Waltraud Reimnitz, geb. Schulz, gesucht
In Erinnerung an meine Großmutter Gerda Waltraud Reimnitz, geboren am 25.09.1934 in Königsberg, gestorben am 2.10.2017 in Görlitz, suche ich ihre Familienangehörigen, allen voran ihre Geschwister. Ihre Eltern waren Berta Schuck mit Mann. (Schuck unter Berücksichtigung verschiedener Schreibweisen.) Leider konnte sich meine Großmutter nicht mehr an den Namen ihres Vaters erinnern, der in Königsberg einen Kohlenhandel betrieb und zur damaligen Zeit vermögend war. Die Familie wohnte auf dem Steindamm in Königsberg. Ihr ist bekannt gewesen, dass sie noch drei Schwestern hatte. In sehr frühen Kinderjahren kamen meine Großmutter und ihre Geschwister in ein Königsberger Kinderheim / Waisenhaus. Wir vermuten, dass die Eltern kein wahres Interesse an Kindern hatten. Man genoss das Leben in vollen Zügen und tat große Reisen. Im Kinderheim verliert sich der Kontakt zu ihren anderen Geschwistern.
Meine Großmutter Gerda wurde als einziges Kind von Familie Schulz adoptiert. Ihr Adoptivvater Emil Adolf Schulz war am 25.01.1903 in Königsberg geboren, beschäftigt bei den Gaswerken in gehobener Stellung als Leiter und am 14.06.1981 in Görlitz gestorben. Seine Ehefrau hieß Elsbeth, 1907 in Königsberg geboren und 1965 in Görlitz verstorben. Elsbeth Schulz war eine geborene Bongé.
Die Bongés, ein altes französisches Adelsgeschlecht, hatten in Königsberg ihre eigene Kirche, die Französisch-Reformierte Kirche. Elsbeth hatte noch einen Halbbruder Erich August Ferdinand Bongé. Dieser Bruder wiederrum hatte eine Tochter Margot und einen jüngeren Sohn Harald. Der Sohn Harald Bongé lebt heute in Stralsund, hat aber leider keine Erinnerungen an das einstige Königsberg. Er war 3 Jahre alt, als die Familie aus Königsberg vertrieben wurde.
Gerda wohnte mit ihrer Adoptivfamilie in der Kleinen Sandgasse 14 in Königsberg/Haberberg. Die Familie hatte ein(e) Kindermädchen und Haushaltshilfe Frau Balzereit, von den Kindern "Tante Balzereit" genannt. Es existiert ein Foto von der Einschulung mit 6 Jahren. Da muss sie schon adoptiert gewesen sein. Familie Schulz hatte noch zwei weitere Kinder zuvor aus einem Kinderheim / Waisenhaus adoptiert, Heinz und Siegfried. Trotz mehrmaliger Nachfragen über ihre Familienherkunft bekam meine Großmutter keine Antwort von ihren Adoptiveltern. Ihr ist aber bekannt, dass Elsbeth Schulz in Kontakt mit der leiblichen Mutter Berta stand. Berta Schuck wurde stets von meiner Großmutter, nichts wissend und ahnend, Tante Berta genannt. Eines Tages jedoch versprach ihr die leibliche Mutter, wenn sie Mutter zu ihr sagen würde, dann bekäme meine Großmutter eine Tafel Schokolade. Mit der Schokolade in der Hand rannte dann Gerda zu ihrer Adoptivmutter und erzählte ihr von der Begegnung. Seit diesem Moment sah sie ihre leibliche Mutter nie wieder.
Als die Kriegsfront sich immer weiter Königsberg näherte, wollte die Familie Schulz mit ihren Kindern Ostpreußen mit der Gustloff über die Ostsee verlassen. Meiner Großmutter ist noch bekannt, dass man sich bereits in die Passagierlisten eingetragen hatte, als die Nachricht kam, dass das Schiff abgeschossen und versenkt wurde. Daraufhin kehrte die Familie wieder zurück in die Kleine Sandgasse 14 und verbrachte dort Tage und Wochen solange bis das Haus bombardiert wurde. Nun musste die Familie wirklich flüchten. Jeder der Familienangehörigen hatte einen Rucksack mit dem Wichtigsten auf dem Rücken. Aus dem Haus auf die Straße mussten die Rucksäcke und Schmuck bei den Straßensperren der Russen abgegeben werden. So befanden sich in den Rucksäcken auch die wichtigen Personendokumente. Nun wurden Großmutters Adoptivmutter und deren Adoptivkinder zu einem nahegelegenen Bahnhof getrieben. Dabei rief ein russischer Offizier auf Russisch zu Elsbeths Schwiegermutter, das war Oma Schulz, die seit Kindestagen ein Hüftleiden hatte und schlecht laufen konnte. Man verstand seine Worte nicht und vor den Kinderaugen und Elsbeth Schulz erschoss der russische Offizier Oma Schulz. Meine Großmutter wacht heute noch manchmal nachts auf, wenn sie diese Bilder vor ihren Augen sieht.
Meiner Großmutter Adoptivvater blieb in Königsberg in seinem "geliebten Gaswerk", wo er eine leitende Stelle hatte, zurück. Die Familie fand durch den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes erst nach Kriegsende im heutigen Deutschland wieder zusammen.
Zurück zu meiner Großmutter. Die Familie wurde nun in Viehwagons verladen und die Türen von außen verriegelt. Niemand wusste, wo der Zug hinfährt. Das waren sehr schlimme Erinnerungen. Einen ersten Halt machte der Zug in Berlin, wo nur die Leichen aus den Wagons geholt wurden. Dann ging es mit dem Zug weiter nach Löbau. Hier endete Die Fahrt und das DRK besorgte Unterkünfte für die Überlebenden. So kam meine Großmutter mit ihrer Familie nach Görlitz und wurde hier bei einer alleinstehenden oder verwitweten Dame einquartiert.
Kontakt hatte meine Großmutter noch zu ihrem (Adoptiv-)Bruder Heinz, der im Leipziger Raum bei der Kriminalpolizei beschäftigt war, aber auch schon lange verstorben ist.
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