Sehnsucht ohne Grund?
Guten Morgen, liebe Forengemeinde!
Ich bin neu hier. Es ist früher morgen, wieder eine dieser Nächte in denen ich wach werde weil ich im Traum Landschaften durchwandere , die ich eigentlich nicht kennen kann, heute mit den Worten Kacksche Ballis auf den Lippen.
Ich hab das gegoogelt8 so fand ich dieses Forum), das gibt es! ein Hochmoor...aha...in Ostpreußen...aha...wo? ganz in der Nähe des Geburtsortes meiner Oma..Beinigkehmen...Ach, was ist das nur?
Sowas passiert wieder und wieder, je älter ich werde. Dabei hab ich Oma nicht einmal selbst kennengelernt, sie kam schon 1904 nach Niedersachsen, folgte dem Mann den sie liebte. Außer den Erzählungen meines inzwischen auch längst verstorben Vaters, über seine Ferienzeit die er regelmäßig als Kind bei seinem Opa, der ein kleines Gehöft in der Nähe von Beinigkehmen hatte, weiß ich nichts über das Land. Heißt ich weiß: das der Himmel da blauer ist, als irgendwo sonst, das es so viele Pilze gibt, das man die im Sommer schon nicht mehr essen mag, weil man sie über hat. Das der Urgroßvater Stinte geräuchert hat und auf einem Markt in irgendeiner Stadt verkauft hat, dass die Kinder barfuß laufen durften solange sie wollten...das ist alles..so wenig, zu wenig um "Heimweh" zu haben.
Und doch! Vor fünf Jahren sah ich einen Bericht über Ostpreußen im Fernsehen, nur wusste ich das gar nicht, denn mein Mann hatte das Programm eingestellt ehe ich den Raum betrat, nach zwei Minuten saß ich da und mir liefen Tränen über das Gesicht.
Ich suche , ohne finden zu können. Ahnenforschung? Ich dreh mich im Kreis, es bleibt dabei, außer der Sterbeurkunde von Oma hab ich nichts...Was ist aus ihrem Vater geworden? Was ist aus ihrem Bruder geworden? Wie lebten sie, was war ihnen wichtig, worüber freuten sie sich, was verabscheuten sie? Nichts, nichts zu finden.
Begabt war sie mit Fähigkeiten die man "da" brauchte.. sie hat Tiere geheilt und Menschen, kannte sich aus mit Kräutern und Salben... sah, was keiner sah...eine sehr ungewöhnliche Frau , die ein "seltsames" Platt sprach, das keiner verstand...seltsam war sie, anders:
Ging ,obwohl Witwe, zu den Dorffesten, nur um zuzusehen wie die Menschen fröhlich waren, trug immer ein Kopftuch, schneeweiß! Festtag war es, wenn gut zu essen war. Gut Essen war das Größte. Kinder nannte sie Kindchen. Wenn ihr "Kindchen" begegneten, mussten die ihr ein Gedichtchen aufsagen oder ein Liedchen singen, dann griff sie in ihre tiefen Taschen der ewigen Kittelschürze, die nur Sonntags zum Kirchgang abgenommen wurde, und jedes Kind bekam einen Bonbon. Ich suche diese Wurzel, ja, vielleicht sollte ich dorthin reisen...aber ich glaube nicht das ich das finde...das Land? ja...aber die Menschen? Die Kindchen sagen statt Kind? Die, die Fähigkeit haben sich über Kleines glücklich zu schätzen?
Wenn es nur ihre Geschichten wären...solche wie die über meine Oma! Kann ich sowas finden?
Die Heimat meiner Ahnen, ist jetzt Rußland? Prusseit...heißt das nicht Pruße? So war ihr Name, sind meine Ahnen dann nicht die wahren Bewohner des Landes? Neulich las ich auf der Website von Lasdehnen, im übersetzten russischen Text, dass die "Litauer" als Ureinwohner, den heutigen russischen Bewohnern ihre Heimat freiwillig geschenkt hätten.
Meine Oma hat die Heimat freiwillig verlassen, ja, aber das wir ihre Nachfahren freiwillig aufhören dieses Land nicht als Land unser Wurzeln zu sehen, mag der Verstand akzeptieren, die Seele tut es nicht. Die wirkt Träume in mir, von einer Landschaft die ich nicht kenne und von Namen die mir fremd sind, die lässt mich jahrelang im Internet suchen...freiwillig die Heimat abgegeben? Warum sauge ich dann jede Information auf, von alten Fotos bis zu Rezepten irgendwelcher Liköre...eigentlich will ich nur eins: wissen wie es ist, ein Ostpreuße zu sein...aber das erfahre ich nie mehr!
Mit freundlichen Grüßen an Alle denen es genauso geht!
Guten Abend, sehr geehrte Prusheitchen,
... ein sehr emotional gehaltener Forenbeitrag - trifft man in der heutigen Zeit nicht allzu häufig, insbesondere von der jüngeren Generation, der Sie wohl anzugehören scheinen.
Es ist auch angenehm zu lesen, dass Sie sich für die Herkunft und die Heimat Ihrer Vorfahren interessieren. Auch das trifft man heute nicht mehr sehr häufig an, denn selbst wenn die Eltern innerhalb Deutschlands von einer Stadt in die andere ziehen, ist für die heranwachsenden Kinder die ehemalige Stadt oftmals völlig emotionslos - man lebt allgemein den heutigen Tag.
Aber Sie haben nun einmal Ihre Emotionen zur Heimat Ihrer Ahnen, dem ehemaligen Ostpreußen, dem ehemaligen Königsberg, dem heutigen Kaliningrader Gebiet mit der Gebietshauptstadt Kaliningrad entdeckt. Was halten Sie denn davon, einfach mal zu uns zu kommen und sich auf die Spurensuche Ihrer Ahnen zu begeben. Ich bin davon überzeugt, dass Sie viele weitere emotionale Momente erleben werden. Und die heutigen Bewohner der Stadt und des Gebietes freuen sich immer über Gäste aus dem Ausland, insbesondere aus Deutschland, denen die Entwicklung nicht gleichgültig ist.
Uwe Niemeier
... mit den besten Grüßen aus der Stadt mit deutscher Historie, sowjetischer Vergangenheit und russischer Gegenwart
Informationsagentur "Kaliningrad-Domizil"
www.kaliningrad-domizil.ru
Hallo Prusheitchen,
Frau Christel Panskus möchte Kontakt mit Ihnen aufnehmen, weil sie vielleicht Informationen über Ihre Familie beisteuern kann. Bitte mailen Sie an christel.panskus@t-online.de.
Viel Erfolg und schöne Grüße
Manfred Höhne
Guten Tag,
mir geht es genauso und dieser Beitrag von Prusheitchen hat mich beim googeln zu diesem Forum geführt. Ich suche auch nach meiner Vergangenheit. Nach Spuren meiner Vorfahren. Erzählungen in der Kindheit haben mich geprägt, haben dieses Land als etwas sehr mystisch - verklärtes aufleben lassen. Meine Mutter stammt aus Pillkallen. Genauer gesagt Lasdehnen und der Name "Sturmen" sagt mir etwas. Leider weiß ich nicht mehr. Das ist schade, denn meine Mutter hat mir sehr viel erzählt.
Mein Vater kommt aus Königsberg. Nun leben beide nicht mehr. Ich würde so gerne mehr erfahren und vor allem einmal ein Bild von der Heimat meiner Mutter sehen. Wie es dort heute aussehen mag.
Einige Bilder, die sie als junge Frau dort machte, habe ich noch und könnte die hier einmal einstellen.
Wenn ich erst einmal weiß, was hier wo zu finden ist.
Liebe Grüße aus Hamburg
Ana
Hallo und Guten Morgen nach Hamburg,
wenn Sie über die Heimat Ihrer Vorfahren informieren möchten, so ist das sehr einfach möglich. Ich sehe zwei Varianten:
1. Die virtuelle Bekanntschaft über das Internet. Einfach mal "Kaliningrad" eingeben und Sie erhalten viele Angebote - auch in deutscher Sprache.
2. Die reale Bekanntschaft durch einen Besuch vor Ort. Ein Visum zu erhalten ist denkbar einfach, zumal es auch in Hamburg eine Reihe von Visaagenturen gibt, die Ihnen das Leben erleichtern. Dann in einen Bus vom ZOB Hamburg zum ZOB Berlin setzen (Preis hin und zurück zwischen 16 Euro und 30 Euro) und dann mit der AirBerlin in einer Stunde in Kaliningrad sein (Flugpreis hin und zurück zwischen 150 - 200 Euro).
Hotelübernachtungen gibt es wie Sand am Meer - auch in allen Preiskategorien. Einfach googeln und schon bekommen Sie jede Menge angebote - auch in deutscher Sprache. Für einen Erstbesuch sollten Sie nicht mehr als sieben Tage einplanen, aber auch nicht weniger als vier Tage.
Uwe Niemeier
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