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Weihnachten im Memelland, Weihnachten in Ostpreußen

Weihnachten im Memelland, Weihnachten in Ostpreußen

21.12.2014

Weihnachten im Memelland

Jahrhundertelang war das Memelland der nördlichste Teil Ostpreußens. Heute gehört es zu Litauen. Für die Litauer nicht anders als für die wenigen verbliebenen Deutschen, stellt Weihnachten den Höhepunkt des Jahres dar. Das Filmteam hat zwei Familien, eine evangelisch-deutschstämmige und eine katholisch-litauische, bei ihren Weihnachtsvorbereitungen bis hin zum Heiligen Abend beobachtet. Traditionell sind die letzten Tage und Wochen vor dem Fest eine außerordentlich geschäftige Zeit, vor allem auf dem Land, wo die Familien ihre Schweine schlachten, Wurst und Schinken davon machen.

Fleisch wird allerdings erst ab dem Ersten Weihnachtstag gegessen, denn der Heilige Abend gilt als Fastentag, an dem nur fleischlose Gerichte auf den Tisch kommen: Fisch in allen Variationen, Pasteten, Backwaren und Eingelegtes aus dem vergangenen Sommer. Bei den letzten verbliebenen Deutschen gilt die Weihnachtsgans als traditioneller Festtagsbraten. Am Heiligen Abend kommt sie auf den Tisch. Die alten deutschen Weihnachtslieder haben sich im Memelland erhalten, nur dass sie heute meist auf Litauisch gesungen werden. Die Kinder werden nicht mit Bergen von Geschenken überhäuft; im Vordergrund stehen das Beisammensein der Familie und die Freude auf das Fest des Jahres. Die Geschenke sind eher klein, die Freude dafür umso größer. Weihnachten im Memelland, das ist Weihnachten wie hierzulande vor fünfzig Jahren.

Eine ostpreußische Weihnacht

Weihnachten nicht weit vom Frischen Haff entfernt. An der Schnittstelle zwischen dem ehemaligen Ost- und Westpreußen. Für die Polen und die wenigen hier lebenden Deutschen ist es das Fest der Feste. Es ist die Zeit, in der Erinnerungen wach werden und Menschen Zeit füreinander haben. Im Mittelpunkt des Films stehen zwei Familien: Jola Tulisow betreibt in Narusa, dem ehemaligen Narz, einen kleinen Reiterhof.
Ein Fernsehteam begleitet sie und ihre Kinder Nina, Igor und Vadim durch die Vorweihnachtszeit, ist dabei, wenn gekocht und gebacken wird, erlebt weihnachtliche Traditionen, wie es sie nur in Polen gibt. Höhepunkt ist natürlich der Heiligabend und die Bescherung für 24 Familienmitglieder. Denn Jolas ganze Familie ist gekommen, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. Und dann ist da Dora Mross in Przyborowo, das in deutscher Zeit Dünhöfen hieß. Heute lebt sie wieder in dem Haus, in dem sie vor mehr als einem Dreivierteljahrhundert geboren wurde. Dann die Flucht im Januar 1945. Nie aber hat sie in den Jahrzehnten in Deutschland den Ort ihrer Kindheit vergessen. Vor 17 Jahren wurde für Dora Mross ein Traum wahr. Sie und ihr Mann konnten Doras Elternhaus zurückkaufen, und sie zogen ins heutige Polen. Alle Jahre wieder ist zu Weihnachten das Haus voll in Przyborowo, denn Doras drei Kinder kommen mit Partnern und Kindern zum Fest. Es wird eine ostpreußische Weihnacht gefeiert, wie sie
die Menschen im ehemaligen deutschen Osten schon immer gefeiert haben – weiße Weihnacht ist hier die Regel und nicht die Ausnahme.

Walter.Mogk@t-online.de, 20. 12. 2014