Rudolf Borchardt starb vor 70 Jahren
10.01.2015
Rudolf Borchardt (9. 6. 1877 – 10. 1. 1945) wurde in Königsberg während der Heimreise seiner Mutter Rose Borchardt (1854 – 1943) geboren, die mit ihrem Mann, dem Kaufmann Robert Martin Borchardt (1848 – 1908) in Moskau lebte. 1892 übersiedelte die Familie nach Berlin. Rudolf Borchert wuchs in Berlin und Wesel auf, wo er auch sein Abitur machte. Er studierte Theologie, klassische Philologie und Archäologie, daneben noch Germanistik und Ägyptologie in Berlin, Bonn und Göttingen. Studienaufenthalt in England. 1903/04: Reise nach Italien, wo er in der Toscana seine Wahlheimat fand. Teilnahme am 1. Weltkrieg als Freiwilliger, zuletzt als Offizier an der italienischen Front. 1923 Rückkehr in die Toscana.
Beide Eltern entstammten großbürgerlichen jüdischen Häusern in Königsberg. Der Großvater war in den 1830er Jahren aus Zastrow in Pommern nach Königsberg gekommen und nach Heirat von Emilie Leo in den Teehandel eingestiegen. Der Vater nahm vor seiner Übersiedlung nach Berlin die Geschäftsinteressen eines Königsberger Bank- und Handelshauses, an dem die Verwandtschaft die meisten Anteile hielt, in Moskau wahr.
Als die Alliierten sich 1943 auf dem Vormarsch in Italien befanden und Rom einnahmen, verließ Rudolf Borchardt mit seiner Familie sein schönen Anwesen in Saltocchio unweit von Lucca und hoffte, in einer Villa in Forte dei Marmi die Kriegsunruhen unbehelligt zu überleben. Doch er geriet mit seiner Familie zwischen die Linien der sich zurückziehenden Wehrmacht. Er wurde 1944 von der Gestapo verhaftet, konnte allerdings fliehen, aber nur wenige Tage. Mit seiner Familie wurde er nach Innsbruck depoortiert, doch dann nicht etwa in ein KZ eingeliefert, sondern er erhielt für sich und seine Familie neben einer Aufenthaltserlaubnis in Innsbruck auch Geld und Lebensmittelkarten. Noch im Oktober konnten sie aus dem von den Alliierten bombardierten Innsbruck nach Trins am Brenner ausweichen, wo Borchardt seine Arbeit wieder aufnahm.Unerwartet erlag er am 10.Januar 1945 einem Schlaganfall.
Der Schriftsteller und Dichter wurde geprägt vom Studium der Altertumswissenschaft und durch die Dichtungen Stefan Georges und Hugo von Hofmannsthals.. Er schrieb Lyrik, Essays, Dramen, übertrug Werke von Pindar, Dante u. a. ins Deutsche und war Mitarbeiter an der Zeitschrift „Insel“. Borchardt war ein begeisterter Gärtner und hinterließ das Buch „Der leidenschaftliche Gärtner“, vorabgedruckt in den Neuen Zürcher Zeitung 1942, erschienen 1951