Die Friedenskirche in Potsdam und ihre ländliche Schwester in Mehlauken
05.04.2015
Die Kirche von Mehlauken gehört zu den wenigen verbliebenen Gotteshäusern im russischen Nordostpreußen, die zwar noch stehen, aber zusehends mehr verfallen. Sie fungierte als eine Art Generalprobe für den Bau der Friedenskirche in Potsdam. König Friedrich Wilhelm IV. war als Kronprinz auf seiner Italienreise besonders beeindruckt von der frühchristlichen Basilika San Clemente in Rom. In diesem Stil dachte er sich eine Kirche in Potsdam und gab seine Skizzen in die Hände von Ludwig Persius (1803 – 1845), die nach dessen frühen Tod von seinem Nachfolger August Stüler (1800 – 1865) verwertet wurden. Stüler nutzte die Grundidee, befördert vom König, für den Bau einer Kirche 1845/46 in Mehlauken, die am 25. 10. 1846 eingeweiht wurde und die der Friedenskirche ungemein ähnlich sieht. Die Grundsteinlegung für die Friedenskirche erfolgte am 14. 4. 1845, deren Weihe aber erst am 24. 9. 1848 und die endgültige Fertigstellung einschließlich der Nebengebäude erst 1854. Deshalb kann man die Kirche in Mehlauken als Generalprobe für die Potsdamer Kirche ansehen: die Kirchenschiffe gleichen sich auch im Detail, nur die Türme sind etwas verschieden. Der Mehlauker Turm ist strenger und kompakter und nicht so hoch.
1993 wurde das Gotteshaus der Russisch Orthodoxen Kirche übertragen, die sich zunächst mit eigenen Mitteln um die Renovierung vor allem des Kircheninneren bemühte. Im Jahr 2008 war immerhin schon das mit einer metallenen Eindeckung versehene Dach und das Mauerwerk sanierungstechnisch gesichert. Offensichtlich hat aber die orthodoxe Gemeinde die Erhaltung der Kirche nicht bewältigt: Das Kirchengebäude verfiel zusehends und 2012 stürzte das Dach ein.