Vor 275 Jahren wurde Gottlieb Theodor von Hippel geboren
31.01.2016
Theodor Gottlieb von Hippel (31. 1. 1741 – 23. 4. 1796) wurde in Gerdauen geboren. Sein Vater war nach dem Studium der Theologie an der Albertina Rektor an der Stadtschule von Gerdauen geworden. Theodor Gottlieb studierte wie der Vater in Königsberg Theologie und später Jura. Schon mit 15 ½ Jahren immatrikulierte er sich 1756 an der Albertus-Universität.
Während der russischen Besetzung Königsbergs im 7jährigen Krieg lernte Hippel in der „Drei Kronen Loge“, in die er 1762 eintrat, den in russischen Diensten stehenden Leutnant Hendrick v. Keyser kennen. Beide freundeten sich an, und als v. Keyser von Graf Fermor den Auftrag bekam, eine Sammlung schöner Bernstein-Exemplare der Zarin Elisabeth zu überbringen, durfte Hippel den Offizier nach St. Petersburg begleiten.
1765 wurde er Advokat am Stadtgericht, ab 1772 auch am Hofgericht, und galt als erfolgreicher Anwalt. Aufgrund seiner großen Rednergabe berief man ihn bald in städtische Ämter. So ernannte ihn 1780 der König zum „Dirigierender Bürgermeister“ und Polizei-Direktor von Königsberg, 1783 zum Geheimen Kriegsrat und Stadtpräsidenten von Königsberg. In kurzer Zeit gelang es ihm, die chaotischen Zustände im Magistrat zu überwinden und eine gut funktionierende Stadtregierung zu schaffen. Am Königsberger Schloß ließ er den ersten Blitzableiter in Deutschland installieren. Er organisierte u. a. auch das städtische Feuerlöschwesen, verbesserte die Armenpflege und sorgte für kostenlosen Schulunterricht bei den sozial Schwachen. Er erhöhte die Besoldung der Beamten, strich aber im Gegenzug die Vergünstigungen, die diese sich im Laufe der Zeit angeeignet hatten wie z. B. die private Nutzung von dienstlichen Kaleschen. Unfähige Beamte entließ er, faule Beamte ließ er bespitzeln. Er trat sehr früh für die Gleichberechtigung der Frauen ein und forderte deren Recht auf eine vernünftige Ausbildung. Sein Landhaus „Auf den Hufen“ in Königsberg diente 1806 der auf der Flucht befindlichen preußischen Königsfamilie als zeitweiliger Aufenthaltsort und wurde deshalb danach „Luisenwahl“ genannt.
Er war befreundet mit Immanuel Kant und nahm oft an dessen Tischgesellschaften teil. Im Gegensatz zu den theoretischen Gedankenkosnstruktionen Kants konnte Hippel praktische Erfolge in der Politik vorweisen, was ihn zu der spöttischen Bemerkung veranlasste, Kant und seinesgleichen vermochten vielleicht dem Kosmos seine Gesetze vorzuschreiben, niemals jedoch das Land, oder nur ein Dorf oder gar nur einen Hühnerstall zu regieren.
Hippel war nicht nur Hypochonder, sondern ernsthaft krank. Mit 50 Jahren bekam er ein schweres Augenleiden und Atemprobleme vermutlich als Folge einer Lungenschwindsucht. Er litt unter der Brustwassersucht, einem Lungenödem. 1796 starb er mit 55 Jahren. Auf eigenen Wunsch bestattete man ihn auf dem Armenfriedhof 1914 bettete man ihn um in das “Gelehrtenviertel” der Albertina, das ab 1927 “Ehrenfriedhof” war.
Hippel hinterließ ein umfangreiches, anonym verfasstes Werk sowie eine große Anzahl Aufzeichnungen, Entwürfe, Fragmente, Notizen, die zur Ausarbeitung bereit lagen. Heute kennt man noch sein Buch „Über die Ehe“ mit guten Argumenten für die Emanzipation und mit Illustrationen von Daniel Nikolaus Chodowiecki sowie die , „Lebensläufe nach der aufsteigenden Linie“ (1778 – 1781, 4 Bände) – über die Erlebnisse des kurländischen Pfarrersohns Alexander mit stark autobiographischen Zügen.