Straßenbahnstadt Allenstein?
19.02.2016
Zahlreiche Städte, meistens Metropolen, haben einen Beinamen, der ihren besonderen Charakter betont. Dresden ist als Elbflorenz, Hamburg als Tor zur Welt und München als Isar-Athen bekannt. Einige der Attribute werden sogar amtlich geführt. So finden wir auf der Landkarte u.a. Lutherstadt Wittenberg und Rattenfängerstadt Hameln. Allenstein strebt seit Langem die Rolle der Hauptstadt der Region an Jetzt auch noch die Straßenbahnstadt Allenstein?
Die erste Straßenbahn ist bereits am 15. Dezember 1907 gefahren, kurz nachdem die Stadt zur Hauptstadt des Regierungsbezirks wurde, und war genau bis zum 20. November 1965 in Betrieb. 2006 hat man zum ersten Mal die Idee ergriffen, dieses Verkehrsmittel wieder einzuführen und hat begonnen die nötigen Pläne vorzubereiten. Der erste Spatenstich hat am 12. September 2012 stattgefunden. Durch die Stadt fahrend konnte man die Bauarbeiter der spanischen Firma beobachten, die hin und zurück gelaufen sind, in der Erde nachdenklich gestöbert haben oder mit Gesprächen, gewiss über lebenswichtige Fragen beschäftigt waren. Da die Arbeiten monatelang nicht fortgeschritten sind, war die Kommunalverwaltung gezwungen neue Auftragnehmer zu finden, die bereit wären die drei Strecken Hohes Tor – Immanuel-Kant-Straße (Jomendorf), Hauptbahnhof – Immanuel-Kant-Straße und Hauptbahnhof – Universität zu bauen.
An der öffentlichen Ausschreibung haben mehrere Firmen teilgenommen und den Siegern ist es gelungen, das Vorhaben rechtzeitig zu Ende zu führen. Andernfalls hätte die Stadt eine EU-Unterstützung (also vor allem der bundesdeutschen Steuerzahler) in Millionenhöhe zurückgeben müssen. Am 19. Dezember wurde die erste und am 31. Dezember die letzte Linie den Fahrgästen zur Verfügung gestellt. Als Werbemaßnahme hat man bis zum Jahresende kostenfreie Fahrten für alle eingeführt. Es ist nicht zu übersehen, dass man bei dieser Gelegenheit eine neue Straße gebaut hat, die die Masurenstr. (ul. Pstrowskiego) mit der Kleebergerstr. (ul. Pisudskiego) verbindet, mehrere andere Straßen verbreitert und ihre unterirdische Infrastruktur modernisiert sowie ein modernes Bedienungssystem eingeführt hat. Es ist nur zu bedauern, dass man mit diesen Maßnahmen nicht bereits nach 1989 angefangen hat, sondern auf den Beitritt zur EU 2004 gewartet hat.