Erinnerung an die Ausnahmesportlerin Lilli Henoch aus Königsberg
09.09.2018
Lilli Henoch (26. 10. 1899 – 8. 9. 1942) wurde in Königsberg als Tochter des jüdischen Kaufmanns Leo Henoch und seiner Frau Rose geboren, In der Pregelstaadt besuchte sie das Gymnasium, machte das Abitur und entwickelte ihre sportliche Fähigkeiten. Mit 19 Jahren zog es sie nach Berlin, wo sie sich in der “Preußischen Hochschule für Leibesübungen” zur Orthopädin und Turnlehrerin ausbilden ließ. Als Turnlehrerin fand sie an der jüdischen Schule in der Rykestrasse in Prenzlauer Berg eine Anstellung. 1919 trat sie dem “Berliner Sportclub” (BSC) bei, wo es eine noch nicht weit verbreitete Frauenabteilung gab. Zwischen 1922 und 1926 wurde sie zehn Mal Deutsche Meisterin im Kugelstoßen, Diskuswurf , Weitsprung sowie mit der 4×100 Meter Staffel. Mit ihren Leistungen gehörte sie damit zur Weltspitze. Mit 24,90 Metern im Jahr 1922 und 26,62 Meter im Jahr 1923 gelang ihr zwei Mal der Weltrekord mit dem Diskuswurf, 1925 warf sie ihre Kugel 11,57 Meter weit und sicherte sich auch in dieser Disziplin die Weltmeisterschaft. Schließlich erliefen sie und ihre Mitstreiterinnen 1926 in 50,4 Sekunden mit der 4×100 Meter-Staffel den Weltrekord. Abseits der Leichtathletik trat Henoch auch als eine der herausragenden deutschen Hockey- und Handballspielerin hervor. Mit der Machtübernahme der Nazis 1933 wurde sie aus ihrem Sportverein ausgeschlossen. Der jüdische Sport kam unaufhaltsam zum Erliegen. Eine Emigration lehnte sie ab, um bei ihrer Mutter zu bleiben. Mit dem 19. “Judentransport” sollte sie ins Ghetto im lettischen Riga deportiert werden, wurde jedoch bereits auf dem Transport mit allen Zuginsassen von der SS erschossen.
Im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg gibt es eine Lilli-Henoch-Strasse und vor ihrem Wohnhaus in der Treuchtlinger Str. 5 in Berlin-Schöneberg wurde 2008 ein Stolperstein zu ihrem Andenken verlegt. Eine Leichtathletikhalle im Sportforum Berlin-Hohenschönhausen trägt ihren Namen, seit 2002 gibt es den Lilli-Henoch-Sportplatz in Berlin-Schöneberg und 2005 erhielt die Spreewald-Grundschule die Lilli-Henoch-Sporthalle am Winterfeldplatz. Mit der Benennung der neuen Sporthalle am Ziegenweg wird die deutsche Ausnahmesportlerin auch in Quickborn geehrt.