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Arno Holz – ein Sohn Rastenburgs

Am 26. April 1863 wurde in Rastenburg der Dramatiker, Erzähler, Lyriker und Kunsttheoretiker Arno Holz – Pseudonym “Bjarne P. Holmsen” – geboren. Dazu dichtete er selbst:

„An einem ersten blauen Frühlingstag,
in einer königlich preußischen, privilegierten Apotheke zum schwarzen Adler
bin ich geboren.
Vom nahen Georgenturm
über den alten Markt der kleinen weltentlegenen Ordensritterstadt,
zwischen dessen buntlichem, holprigem Pflaster noch Gras wuchs,
durch die geöffneten Fenster
läuteten die Sonntagsglocken.

Niemand “ahnte” was.
Zu Mittag
gab’s Schweinebraten und geschmorte Backpflaumen,
zum Kaffee schon war ich da.

Noch heut,
so oft sie’s mir erzählt,
lacht
meine Mutter!”[1]

Schon der Großvater war Apotheker in Saalfeld am Ewingsee. Vater Hermann Holz betrieb eine Apotheke in Lasdehnen, heiratete 1857 die Rittmeisterstochter Franziska Werner und übernahm dann die Apotheke „Zum schwarzen Adler“ am alten Markt in Rastenburg. Arno Holz gilt als Mitbegründer des Naturalismus und zog in seine Werke die Umgangssprache und sozialkritische Themen ein.

Die Familie hatte 10 Kinder. Arno war das Vierte. In einigen Gedichten und Novellen hat er Eindrücke und Erinnerungen aus seiner Kinderzeit verarbeitet, so in den autobiografishen “Phantasus”-Gedichten aus dem “Buch der Zeit”, an dem er 30 Jahre lang arbeitete. Um sich wirtschaftlich zu verbessern, übersiedelte der Clan 1875 nach Berlin, doch hier ging die Ehe der Eltern in die Brüche. Der Vater zog mit 4 Kindern nach Frankfurt/Main, Arno Holz blieb mit Mutter und 5 Geschwistern in Berlin. Er war ein schlechter Schüler, musste die Schule verlassen, wurde zunächst Redakteur für ein Lokalblatt und lebte später in Niederschönhausen als freier Schriftsteller.

Erst 1904 und 1905 hatte Holz mit dem Gedichtband “Dafnis” und dem mit Oskar Jerschke gemeinsam verfassten Theaterstück “Traumulus” auch finanziellen Erfolg. Die übrigen 45 Jahre seiner schriftstellerischen Tätigkeit lebte er an der Armutsgrenze, sein durchschnittliches Jahreseinkommen betrug unter 2.000 Reichsmark, also weniger, als ein gelernter Arbeiter damals verdiente. Er musste von Freunden und Verwandten unterstützt werden und hoffte vergeblich auf die Verleihung des Nobelpreises, für den er fünfmal vorgeschlagen worden war.[3]

Immer mehr wurde er zum Wegbereiter des Naturalismus in der Literatur, aber auch der modernen Lyrik. Seine Gedichtsammlung „Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen“ erschien 1885, die Novellensammlung „Papa Hamlet“ 1889, das Drama „Die Familie Selicke“ 1890, die Gedichtsammlung „Phantasus“ 1898/99. Mit seiner Lyrik hatte Arno Holz mehr Erfolg als mit seinen Dramen. Die Universität Königsberg verlieh ihm 1923 die Ehrendoktorwürde, der Kultusminister berief ihn in die Preußische Akademie der Künste. Er starb am 26. 10. 1929.

In Rastenburg gründete sich 1997 die „Arno-Holz-Gesellschaft für polnisch-deutsche Verständigung“ , die die Werke des Dichters erforschen und pflegen will. An der Stelle, wo die Apotheke „Zum schwarzen Adler“ stand, hat man eine deutsch-polnische Gedenktafel angebracht, die an das Geburtshaus des Dichters erinnert.

Rastenburg – Das alte Nest
von Arno Holz

Das alte Nest! Die alten Dächer“
Aus dunklen Linden dort der Turm!
Wie klangen sonntags seine Glocken,
draußen, fern, wo der Kuckuck rief …
Da war’s so still.

Wir pflückten Blumen, sangen
und horchten, wie’s im Bach kluckerte.
Dreißig Jahre darüber hin!
Der Wald so grün, der Himmel tief blau,
noch alles wie damals!
Nur du nicht!
Nur du!

Noch einmal jung sein! Mit neuen Augen in die
Welt sehn!
Wieder alles wie zum erstnmal
Unschuldig in sich trinken!
Mit frohem reinem Kindersinn! Seligen Herzens!
Ach,
wer das könnte![2]

Werke u.a.:

  • 1883 Klinginsherz! (Gedichte)
  • 1884 Deutsche Weisen (Gedichte, zusammen mit Oskar Jerschke)
  • 1886 Das Buch der Zeit (Gedichte, darin die erste Fassung von Phantasus)
  • 1889 Papa Hamlet (Erzählung, Gemeinschaftsarbeit mit Johannes Schlaf)
  • 1890 Die Familie Selicke (Drama, Gemeinschaftsarbeit mit Johannes Schlaf)
  • 1891/92 Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze
  • 1892 Neue Gleise (Gemeinschaftsarbeit mit Johannes Schlaf)
  • 1892 Der geschundne Pegasus (Verserzählung, Gemeinschaftsarbeit mit Johannes Schlaf)
  • 1896 Sozialaristokraten (Komödie)
  • 1898/99 Phantasus (Gedichte)
  • 1899 Revolution der Lyrik
  • 1902 Johannes Schlaf. Ein nothgedrungenes Kapitel
  • 1902 Die Blechschmiede, Lyrisch-satirisches Drama
  • 1903 Heimkehr (zusammen mit dem Straßburger Rechtsanwalt Oskar Jerschke)
  • 1904 Dafnis – Lyrisches Portrait aus dem 17. Jahrhundert
  • 1905 Traumulus (zusammen mit Oskar Jerschke)
  • 1907 Frei! (zusammen mit Oskar Jerschke)
  • 1908 Sonnenfinsternis (Drama)
  • 1908 Gaudeamus! (zusammen mit Oskar Jerschke)
  • 1911 Büxl (zusammen mit Oskar Jerschke)
  • 1913 Ignorabimus (Drama)
  • 1913 Phantasus (Gedichte, erweiterte Ausgabe)
  • 1916 Phantasus (“Folio-Phantasus”, 336 Seiten)
  • 1921 Die befreite deutsche Wortkunst
  • 1924 Der erste Schultag
  • 1924/25 Erste Gesamtausgabe des Phantasus (3 Bände, 1345 Seiten)
  • 1926 Entwurf einer “Deutschen Akademie” als Vertreterin der geeinten deutschen Geistesarbeiterschaft
  • 1961/62 Nachlaßausgabe des Phantasus (3 Bände, 1584 Seiten), Arno Holz ausführlich: http//www.zeno.org/Literatur/M/Holz
    Arno/Gedichte


[1] Zitiert nach Ambrassat
[2] Meiner Heimat Gesicht, S. 222
3] Dietmar Pertsch, Arno Holz – eine biographische Skizze, Masurische Storchenpost, April 2013, S. 31