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Baubeln

Būbliškė – Baubeln

Baubeln gehörte bis 1920 zum Kreis Tilsit, danach zum Kreis Pogegen und von 1939 1945 zum Kreis Tilsit-Ragnit. Der Ort liegt unweit südöstlich von Pogegen. Erste urkundliche Erwähnung fand der Ort, als am 5. Oktober 1569 der amtliche Briefträger und Wildwart Heinrich Baubel in einem Brief Herzog Albrecht um Schutz vor den Besitzansprüchen des Tilsiter Amtsschreibers Georg Kotzer bat, dem der Herzog offenbar dieses Gut Baubeln am 9. Mai 1566 nach magdeburgischem Recht verschrieben hatte. Die Resonanz auf dieses Schreiben ist nicht vermerkt. Später gelang das kleine Gut in den Besitz des Landesherrn und wurde 1736 in eine staatliche Domäne umgewandelt.

Von den vertriebenen Salzburgern kamen 104 nach Baubeln. Die meisten von ihnen wurden Tagelöhner, nur wenige erhielten eigene Wirtschaften.[1] Als Domänenpächter wurde 1773 Amtmann Stumber genannt, der aber schon ein Jahr später starb. Seine Witwe erwarb daraufhin das Vorwerk Jecksterken und verkaufte den Krug neben der Domäne, den die Russen 1757 niedergebrannt hatten. Nachfolgender Domänenpächter war ein Herr Milich, der eine Friederike Stumber aus Schillgallen geheiratet hatte. 1783 kaufte der Hauskämmerer Melchior Fuchs das Vorwerk Mikytai – Mikieten sowie die Kruggerechtigkeit von 1634. Frau Milich konnte nach dem Tod ihres Mannes die Erbpacht für die Domäne Baubeln 1808 für 20.000 Taler erwerben. Die Domänenverwaltung erzielte damals für den 98 Hufen und 17 Morgen großen Landbesitz eine Pacht von 2.884 Taler. Nachdem die Domänenpächterin im Zuge der Befreiungskriege 1812 große Schäden erlitten hatte und dadurch verarmte, wurde die Pacht ab 1816 um 158 Taler reduziert. Als zu allem Unglück am 19. Mai 1820 durch einen Blitzschlag sämtliche Wirtschaftsgebäude des Vorwerks Schäferei mit 700 Schafen verbrannten, wurde die Domäne verkauft.

Erwerber war am 11. Mai 1824 der Leutnant Ludwig Wilhelm Eduard von Sanden-Tussainen, der jedoch bereits am 22. September 1827 das jetzige Rittergut an den Hauptmann Eduard Heinrich Schlenther (gest. 30.3.1858), Landrat in Tilsit, verkaufte. Dieser erwarb dazu das kleine und große fiskalische Torfbruch bei Baubeln in Größe von 108 Morgen 18 Ruten sowie für seinen Sohn, den Gerichtsassessor Florian Schlenther, das Gut Mikieten. Nach Florian Schlenthers Tod 1883 vereinigte man die Güter Mikieten und Baubeln.

Erbe von Baubeln wurde 1858 der älteste Sohn, Heinrich Schlenther, ebenfalls Landrat in Tilsit. Dessen Sohn, Landrat Wilhelm Schlenther, erhielt im Zuge der Erbteilung 1900 Baubeln und Mikieten. Er investierte erheblich in zusätzliches Land, in Drainagearbeiten und in neue Ställe und wurde am 5.2.1913 in den erblichen Adelsstand versetzt. Nach dem 1. Weltkrieg trat er in den Ruhestand. Sein Sohn, der Jurist Heinrich von Schlenther (geb. 1883) trat in den Staatsdienst und nach der Abtrennung des Memellandes in die memelländische Gebietsverwaltung ein, wo er 1926 zum Landrat in Pogegen ernannt wurde und damit an die landrätliche Familientradition anknüpfte. Nach der Rückführung des Memellandes ging er zur Regierung in Gumbinnen, ließ sich aber 1941 pensionieren, um sich dem rund 1.000 ha großen Familienbesitz zu widmen. Das währte nicht lange. 1944 flüchtete er mit seinen Gutsleuten nach Westen, wurde jedoch später von den Russen überrollt. Im November 1945 konnte er nur sein nacktes Leben über die Oder retten.[2]

Gut Baubeln war einst bekannt wegen seines gepflegten Parks, der romantischen Mühle und dem schönen Wald von Mikieten.[3]

Etliche Landkarten findet man unter http://wiki-de.genealogy.net/Baubeln


[1] Heinrich A. Kurschat, Das Buch vom Memelland, 2. Aufl. 1990, S. 422
[2] Auszug aus “Das Buch vom Memelland” von Heinrich A. Kurschat, verfasst von Heinrich v. Schlenther, Landrat von Pogegen 1926 – 1939, Siebert Verlag Oldenburg/Oldenbg. 1968, übermittelt von Gerhard Schlenther, Planegg, und abgedruckt im : “Memel-Jahrbuch” für das Jahr 2003 – Selbstverlag Manfred Malien 24211 Preetz
[3] Heinrich A. Kurschat, Das Buch vom Memelland, 2. Aufl. 1990, S. 112

Literatur

Dr. Alfred Rohloff “Die Leute in Baubeln”

Mit seinen humorvollen, aber auch nachdenklich stimmenden Kurzgeschichten hat Alfred Rohloff in diesem Band seinen Geburtsort Baubeln im einstigen Ostpreußen, im Memelland, ein Denkmal gesetzt. “Baubeln ist heute weder auf einer Landkarte noch auf unserer wirklichen Erde zu finden. Die großspurige neuere Geschichte hat es hinweggefegt” heißt es im Nachwort. “Erzählt wurden mir diese Geschichten – natürlich nicht als solche, wie sie hier versammelt sind – schon kurz nach dem Krieg. Aber ich fand erst nach und nach die Zeit, sie für mich aufzuschreiben. Der etwas ironische Ton, der in den Erzählungen anklingt, war schon bei den Ersterzählern enthalten. Er soll aber nicht die Zuneigung beseite schieben, die ich für dieses Fleckchen Erde und die Schrulligkeit der damaligen Bewohner noch heute empfinde.

(Athena Verlag)

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