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Christburg

Geschichte von Dzierzgon – Christburg

        • Schon im 7. und 6. Jh. vor Chr. gab es auf dem 75 Meter hohen Christburger Schlossberg eine befestigte Anlage
        • Im Winter 1234 kam es an der Sirgune – Sorge unweit von Christburg zu einer großen Schlacht zwischen dem Orden und den Prußen, den der Orden dank seiner militärischen Überlegenheit und der Unterstützung des mit der Kampftechnik vertrauten Herzogs Swnatopolk gewann.[2]
        • bereits 1239 wurde der Ort als “Kirsberg” erwähnt
        • Die Ordensburg entstand in der Anfangszeit der Eroberungen 1248 auf den Ruinen der prußischen Wehranlage, zunächst in Holz-Erde-Bauweise, ab 1260 in Stein. Sie war ein wichtiger Standort, denn die Burg galt militärstrategisch als Schlüssel zum Oberland. Hier saß einer der Großgebietiger des Ordens – der Obersttrappier. Er war zentral für das Bekleidungswesen im Ordensland verantwortlich. Erster Komtur war Heinrich Stange. Detaillierte Informationen über die Burg in Christburg findet man bei Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, “Burgen im Deutschordensstaat Preußen – Pomesanien, Oberland, Ermland, Masuren”, Olsztyn 2009, S. 116 – 126
        • 1249 war dies der Ort, wo über die Beendigung des ersten Prußenaufstandes in den Gauen Pomesanien, Warmien und Natangen verhandelt und der Christburger Vertrag geschlossen wurde. Verhandlungsführer auf der Seite des Ordens war neben den Repräsentanten des Ordens und dem Bischof von Kulm der vom Papst entsandte Nuntius Jakob von Lüttich. Er garantierte in diesem Vertrag die persönliche Freiheit, den ungestörten Besitz und das Erbrecht derjenigen Prußen, die zum christlichen Glauben übergetreten sind, und stellte sie so den vom Orden angeworbenen Neusiedlern aus Westeuropa gleich. Sie durften sogar Priester werden. Allerdings hatten sie die folgenden Bedingungen zu akzeptieren: Bau von 22 Kirchen, zukünftig Taufe sämtlicher Kinder, Abschwören jeglichen heidnischen Brauchtums, ebenso des Frauenkaufs, der Polygamie und der offenbar hier und da vorkommenden Mädchentötung. Sie durften die heidnischen Priester (die Tulissonen und Ligaschonen) nicht länger dulden. Dazu kam das Gelöbnis, in ihren Bereichen den Orden für alle Zeit als den alleinigen Herrn anzuerkennen und ihm bei Bedarf Heerfolge zu leisten. Diese ganzen Zugeständnisse galten allerdings nur, solange sie nicht vom rechten – christlichen – Glauben abfielen. Wer nicht Christ werden wollte, musste auswandern, was auch viele taten. Insgesamt waren die Friedensangebote der Christen wohl nicht attraktiv genug, der Christburger Vertrag hielt nicht lange und ein neuer Aufstand breitete sich aus
        • Ab ca. 1248 entstand zu Fuße der Burg eine Siedlung, die sich zunächst Neu Christburg nannte. Am 22. 12. 1254 wurde sie erstmals als Stadt erwähnt. In den erneut ausbrechenden Aufständen hatte auch diese Ansiedlung erheblich zu leiden. Erst nach deren endgültiger Niederwerfung erhíelt Christburg 1288 das Stadtrecht. AlsGründungsdatum aber gilt 1254
        • Unterhalb des Annenberges und in Verlängerung des Marktplatzes befand sich zur Ordenszeit der Christburger Hafen. Hier war ein großer Teil der Ordensflotte stationiert, z. Zt. der Tannenbergschlacht 1410 z. B. 19 Handelsschiffe, 2 Flöße und 2 kleine Schiffe. Nach der verlorenen Schlacht brachte man die Flotte schleunigst im Nordosten des Ordenslandes in Sicherheit
        • Im Hungerkrieg nach der Schlacht von Tannenberg zerstörten polnische Truppen 1414 die Burg. Die Burgbesatzung wich nach Pr. Mark aus. Allenfalls notdürftig instand gesetzt, verfiel die Burg in den nächsten Jahrzehnten. Der Komtur bevorzugte seit 1437 die Burg in Pr. Mark als Sitz der Verwaltung. Als vorletzter Akt wurde im Sommer 1774 der Schlossberg vom Fiskus verkauft und danach der letzte Rest von Ordensmauern beseitigt. Zuletzt erbte die Stadt den Schlossberg 1894 von der verstorbenen letzten Besitzerin Frau Henriette Schroeder geb. Losse.
        • Die Bestimmung des 2. Thorner Friedensvertrags 1466, nach der die Christburg zu zerstören sei, erübrigte sich, denn sie lag bereits in Trümmern. Allerdings konnten die Polen hier noch den Sitz des Starosten eröffnen, der in Nowy Dwor – Neuhof wohnte, und hierher des Stadtgericht verlegen. Noch im 17. Jh. bewahrte man in der Burgkapelle die Stadtgerichtsakten auf.[1] Die Steine der zerstörten Gebäude verwendete man hinfort für Neubauten wie z. B. das Franziskanerkloster. Nur ein Fragment des Altars der Burgkapelle, das Gemälde von drei hl. Frauen auf Holz (um 1400) überlebte und befindet sich im Diözesanmuseum von Sandomierz
        • Der Obersttrappier verlegte 1453 seinen Sitz nach Mewe, 1466 nach Balga. Eine Zeit lang dominierte der Wasserturm von 1924 – 1927 den Schlossberg. Bei seinem Bau stieß man noch einmal auf die kräftigen Fundamente der alten Ordensburg
        • Seit 1466 gehörte Christburg zum Preußen Königlichen Anteils, das der katholischen polnischen Krone unterstellt war. Aber auch hier verbreitete sich die Reformation nachhaltig
        • Im Jahr 1567 zog der Starost von Christburg, Christoph von Zehmen, die Güter der katholischen Kirche einschließlich der Kirchen und Kapellen ein. Doch die Gegenreformation ruhte nicht. Nach einer Entscheidung des polnischen Reichstages in Krakau von 1598 erhielt die katholische Kirche ihre Güter zurück und die Protestanten hielten ihren Gottesdienst zukünftig im Rathaussaal, später in einer eigenen Kirche ab.
        • 1816 machte man zunächst Christburg im Zuge der preußischen Verwaltungsreform zur Kreisstadt. Da hier aber nicht genug Räumlichkeiten für die Verwaltungsabteilungen zur Verfügung standen, verlegte man das Landratsamt nach Stuhm und machte 1818 diese zur Kreisstadt nunmehr des Kreises Stuhm.
        • 1893 erlangte Christburg einen Anschluss an das Eisenbahnnetz. Allerdings lag der Bahnhof bei Miswalde, auf dem Gebiet des Kreises Mohrungen, wo sich die Bahnlinien Marienburg – Allenstein und Elbing – Osterode kreuzten. Letzte Ruinenreste der Ordensburg wurden beim Bau der Bahndämme verwendet.
        • Auf dem Wirtschaftssektor tat sich in Christburg die Betonherstellung hervor. Christburger Kies galt damals als hervorragender Rohstoff, aus dem man den besten Beton Deutschlands herstellen konnte. Oskar Penner, Sohn des Gründers der Beton- und Kieswerke in Christburg, war Urheber des ersten Güteschutzverbandes für Betonsteine in Deutschland und dieser Verband war der Maßstab für die Güteschutzvereinigung in der Bundesrepublik.
        • Am 25. Januar 1945 wurde Christburg nach der Flucht der deutschen Bevölkerung von den sowjetischen Soldaten in Brand gesteckt und zu 60 % zerstört.
        • Der heutige Name der StadtDzierzgon – wurde vom prußischen Name Sirgun für das Flüsschen Sorge abgeleitet, und so heißt jetzt auch das Gewässer
        • Seit 1998 finden unter der Leitung von Antoni J. Pawlowski auf dem Burggelände umfangreiche Grabungs- und Vermessungsarbeiten statt, die die Lokalisierung der einzelnen Bauten, ihre Konstruktion und Ausstattung ermöglichte und den Verlauf der Festungslinien erkennen ließ.
        • Im Westen Deutschlands ist Christburg nicht vergessen: seit 2008 trägt eine Grundschule im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg in der Christburger Straße den Namen „Christburg Grundschule“.

[1] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, S. 125
[2] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, S. 116

Literatur

Die Heimatchronik der westpreußischen Stadt Christburg und des Landes am Sorgefluß