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Das Bistum Pomesanien

Als 1243 Wilhelm von Modena die Diözesan-Ordnung im neuen Ordensland nach päpstlicher Anordnung festlegte und dabei auch das Bistum Pomesanien gründete, bestimmte man Marienwerder zu dessen Hauptstadt. Der erste Bischof, Ernst aus Torgau (1246 – 1258), erhielt 1246 die Bestätigung der Kurie, blieb aber seiner Diözese zunächst fern, weil es noch zu wenig Gläubige und keine Einkünfte gab.

Wilhelm von Modena (ca. 1184 in Piemont – 31. März 1251 in Lyon) war 1220 – 1222 Vizekanzler der päpstlichen Verwaltung und von 1222 – 1234 Bischof von Modena. Bereits 1224 hat ihn der Papst zu seinem Legaten für Livland ernannt, 1234 zum Legaten für den Nordosten. Sein Tätigkeitsbereich umfasste dabei das Baltikum, Preußen, Polen und Pommern. Im Jahre 1236 begann er mit Verhandlungen über die Errichtung von Bistümern zwischen der unteren Weichsel und der unteren Memel. Diese Verhandlungen führten 1243 zur Bildung der Diözesen Ermland, Kulm, Pomesanien und Samland, die 1245/1246 zum Erzbistum Preußen zusammengefasst wurden. Wilhelm von Modena legte die Grenzen der vier Bistümer fest, die Papst Innozenz IV. am 8. Dezember 1243 bestätigte. Im Jahre 1244 wurde er Kardinalbischof des suburbikanischen Bistums Sabina, ohne dass seine Legationen aufhörten.

Landmeister Ludwig v. Queden teilte 1250 Pomesanien in drei Drittel, wovon ein Drittel als landesherrlicher Besitz des Bischofs vorgesehen war. Bischof Ernst wählte davon 1255 den südlichen Teil seiner Diözese, der in etwa dem späteren Kreis Marienwerder sowie einem Teil des Kreises Rosenberg entsprach, beurkundet von Landmeister Ludwig v. Queden und Bruder Heinrich Stange, Komtur von Christburg. Zur Verwaltung dieses Gebiets bestimmte er einen Vogt mit Sitz in Riesenburg.

Die Stadt Marienwerder wurde als Standort der Kathedralkirche vorgesehen und hier nahm zunächst auch der Bischof seinen Sitz in einer Burg, die man später als das Altschlösschen bezeichnete.

Das Domkapitel, das sich durch Festlegung von Bischof Albert, aber in Abstimmung mit dem Landmeister Conrad v. Thierberg d. J. (1283 – 1288), im Jahr 1285 aus Dompropst, Dekan und 4 weiteren Domherren, also aus insgesamt 6 Brüdern zusammensetzte, erhielt als weltliches Gebiet Landbesitz um Rosenberg und Schönberg mit dem Verwaltungszentrum und Sitz des Kapitelvogts in Schönberg. Auf den exakten Grenzverlauf einigte man sich einvernehmlich aber erst 1294 mit Bischof Heinrich, dem ersten Bischof, den das Kapitel gewählt hatte. Die Anzahl der Domherren wurde später auf 12 erhöht.

Das Domkapitel war dem deutschen Orden inkorporiert, d. h., dass die Kapitelmitglieder lt. Stiftungsurkunde von Bf. Albert Ordensbrüder zu sein hatten. Teilweise stiegen die Kapläne oder Kanzler der Hochmeister zu Bischöfen von Pomesanien auf, so z. B. Bischof Kaspar Linke (1440 – 1463), vorher Kaplan des Hochmeisters Paul von Rußdorf (1422 – 1441), und Bischof Johannes III. Vinkeler (1428 – 1440) war vorher Kanzler von Paul von Rußdorf. Bischof Gerhard von Pomesanien (1417 – 1427) diente zuvor dem Hochmeister Konrad von Jungingen als Kaplan.

Bischof Erhard von Queis (1523 – 1529) folgte seinem Landesherrn Albrecht, erst Hochmeister und dann Herzog von Preußen, auf dessen Weg in die Reformation. Wie vor ihm Bischof Polentz im Samland verzichtete er 1527 auf den weltlichen Anspruch des Bischofs und damit auf die Pfründe. Zukünftig sorgte der Herzog für die Unterhaltung des Bischofs, doch er zahlte nicht immer pünktlich und nicht sehr viel. Bischof Erhard von Queis heiratete eine Herzogin von Münsterberg und lebte bescheiden im Schloss von Marienwerder. Auf einer Reise nach Königsberg erlag er 1529 in der Burg von Pr. Holland dem “englischen Schweiß”, einer damals vorkommenden Seuche.

Die katholischen Besitztümer wurden verstaatlicht und die bischöfliche Verwaltung durch die herzoglich-preußischen Hauptämter in Marienwerder, Riesenburg und Schönberg ersetzt, die zum oberländischen Kreis gehörten. Damit hörte das weltliche Bistum Pomesanien auf, zu existieren. Die Belange der katholischen Kirche nahm hinfort der Bischof von Kulm wahr.

Dr. Paul Speratus
Dr. Paul Hoffer (13. 12. 1484 – 12. 8. 1551), aus Rötlen bei Ellwangen unweit von Dinkelsbühl, der sich latinisiert “Speratus”, der “Hoffende”, nannte, Bischof und Versdichter, war nach seiner Weihe 1508 katholischer Priester in Dinkelsbühl, ab 1512 Prediger in Salzburg, der sich sehr frühzeitig dem Luthertum zuwandte und dadurch in Konflikt mit dem  Erzbischof geriet, was ihn dazu veranlasste, das Erzbistum fluchtartig zu verlassen. So wurde er  um 1520 Domprediger in Würzburg,  wo er bereits die Lehren Luthers vertrat. Ihm hatte der Herr nicht nur Verstand gegeben, sondern auch ein rebellisches Gemüt. Seit der Salzburger Zeit lebte er in eheähnlicher Gemeinschaft mit Anna Fuchs, die er dann heiratete, was ihm in Würzburg Schwierigkeiten bereitete. Er sollte deshalb eine Stelle in Ofen im heutigen Budapest übernehmen. Auf dem Weg dorthin predigte er im Januar 1522 in Wien im Stephansdom. Diese Predigt zum Thema “Ehe”, bei der  er das Zölibatsgelübde angriff,  erregte Aufmerksamkeit und provozierte die negative Stellungnahme der Universität Wien. Paul Speratus wollte sich nunmehr offen der Reformation Martin Luthers zuwenden und machte sich auf den Weg nach Wittenberg. Unterwegs blieb er in Iglau – dem heutigen Jihlava – in Mähren hängen und wurde dort als Pfarrer der Gemeinde berufen. Seine dortigen reformatorischen Predigten erregten jetzt den Unmut des dortigen Bischofs. Speratus wurde gefangen genommen, in Olmütz – dem heutigen Olomouc – als Ketzer ins Gefängnis geworfen und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Davor bewahrte ihn eine Begnadigung mit der Auflage, das Land zu verlassen. Speratus kam endlich doch nach Wittenberg und beteiligte sich an der Zusammenstellung der ersten Sammlung von reformatorischen Kirchenliedern, des von Luther herausgegebenen “Achtliederbuches” mit vier Liedern von Luther und drei Liedern von Speratus. 1524 berief ihn der letzte Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von Hohenzollern, auf Empfehlung Luthers als Reformator und Hofprediger nach Königsberg. In dieser Position nahm er tatkräftigen Anteil an der Reformation im Ordensland. 1530 wurde er als Nachfolger von Erhard v. Queis Bischof von Pomesanien mit Sitz in Marienwerder. Das Evangelische Gesangbuch enthält das von Speratus getextete Lied “Es ist das Heil uns kommen her” (EG 342), möglicherweise im Gefängnis in Ölmütz entstanden, das die wichtigsten theologischen Auffassungen der Reformation komprimiert in 14 Strophen zusammenfasst.

Nach einem längeren Interregnum folgten auf Paul Speratus die Bischöfe George Venediger und Johannes Wigand, die ihren Sitz in Liebemühl nördlich von Osterode erhielten. Nach Wigands Tod 1587 schaffte der Regent Herzog Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach das Bischofsamt ab und ersetzte es durch zwei Konsistorien mit Sitz in Königsberg und in Zalewo – Saalfeld.

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