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Die Kirchen von Labiau und die Bibelübersetzung ins Litauische durch Pfarrer Bretke

Bereits zur Ordenszeit existierte in Labiau eine Feldsteinkirche vom Ende des 14. Jhs.[3] Von der ev. Stadtkirche von 1545 ist nach dem 2. Weltkrieg, in dem sie vermutlich Beschädigungen erhielt, nichts übrig geblieben. Sie war neben dem Dom in Königsberg die einzige dreischiffige Kirche im nordwestlichen Teil Ostpreußens und wurde nach 1960, als sie stark verfallen war, abgetragen. Teile der Fundamente verwendete man für den Neubau eines fünfstöckigen Wohnhauses, das danach den Platz der Kirche einnahm.

Zwei Männer aus dem Kreis Labiau haben sich um die litauische Sprache sehr verdient gemacht, indem sie die Bibel von der deutschen in die litauische Sprache übersetzten und Choräle bzw. Gebete schrieben: Pfarrer Johannes Bretke aus Labiau und Pfarrer Schimmelpfennig aus Popelken (siehe dort).

Johannes Bretke (1536 – 1602) (litauisch: Janas Bretkunas) wurde auf Gut Bammeln 5 km nördlich von Friedland geboren. Sein Vater war Bierbrauer und Gerber in Friedland und der Sohn verlebte dort seine Jugend. Ab 1555 studierte Johannes Bretke, der neben der deutschen auch die litauische, die prußische Sprache seiner Mutter und die kurische Sprache beherrschte, Theologie an der Universität in Königsberg und an der Universität in Wittenberg und kam 1562 als Pfarrer nach Labiau. Die deutschen Gläubigen hatten große Lücken in ihrer Bibelkenntnis, aber bei den hier siedelnden Litauern konstatierte er noch größere Wissenslücken. Das gab wohl den Ausschlag für Johannes Bretke, sich ab 1579 mit der Bibelübersetzung ins Litauische zu befassen. 1580 waren das neue Testament und die Psalmen übersetzt. Nachdem er 1587 als Pfarrer an die litauische Kirche in Königsberg berufen worden war, übersetzte er dort das Alte Testament und war mit dem Gesamtwerk 1590 fertig. 1589 erschien sein litauisches Gesangbuch. Die Bibelübersetzung erschien aber erst 1736 in gedruckter Form.[1] Am 1. Oktober 1602 erlag Pfarrer Bretke einer gerade grassierenden Pestepidemie. Ob seine bis 1945 archivierten Werke den 2. Weltkrieg überstanden, ist unbekannt.[2]

Die kleine katholische Gemeinde von Labiau besaß ein Gotteshaus in der Friedrichstraße, die St. Ansgar-Kapelle. Diese wurde 1928 nach einem Entwurf des Königsberger Architekten Schönwald gebaut. Die Volkszählung vom 16. Juni 1925 kam in der Kreisstadt Labiau auf 73 Katholiken und im Kreisgebiet auf 288 Angehörige der römisch-katholischen Kirche. In der alten katholischen Kirche, die heute einen ordentlichen Eindruck macht, sind jetzt eine Musikschule und eine Bibliothek untergebracht. Am 20. 6. 2015 wurde eine neue katholische Kirche eingeweiht, die St. Ansgar Kapelle in der Wilhelmstrasse.

In Labiau bestand auch eine “Christliche Gemeinschaft”, die in der Schmiedstraße ein Gotteshaus besaß. In der Wilhelmstraße hatte der “Ostpreußische Evangelische Gebetsverein” ein Haus mit einem größeren Saal.

Jüdische Mitbürger gab es im Kreis Labiau erst nach den napoleonischen Freiheitskriegen. 1831 zählte man in der Stadt Labiau 27 Juden und im Kreis Labiau 73 Juden. Wesentlich später erst errichtete man eine Synagoge, die jedoch in der Reichspogromnacht 1938 zerstört wurde. Bei der Volkszählung 1925 ergaben sich für die Stadt Labiau eine Anzahl von 36 jüdischen Mitbürgern und in den Dörfern des Kreises 76 Juden, also insgesamt 112. Eines der Dörfer im Kreis erhielt erstaunlicherweise den Namen des jüdischen Mädchens Minchen, nämlich Minchenwalde, 1938 umbenannt in Lindenhorst (siehe dazu das Kapitel Mehlauken).

In Alt-Sussemilken wurden 1865 die ersten Baptisten getauft. 1867 errichtete man in Minchenwalde eine baptistische Kapelle mit 200 Sitzplätzen, was die Prosperität dieser Glaubensrichtung bezeugt. Allerdings brannten Gegner, die nie gefasst wurden, diese Kapelle 1874 ab, woraufhin die Baptisten in Alexen eine noch größere Kapelle bauten. Da die Mitgliederzahl immer weiter wuchs, richtete die Gemeinde von Alexen 1913 in Labiau eine Kapelle ein. Die Labiauer Baptistengemeinde zählte zuletzt 199 Mitglieder. 1944 wurde ihr Gotteshaus von der Wehrmacht beschlagnahmt.[4]


[1] Jörg Bernhard Bilke, Lepner und die preußischen Litauer, Oprbl. Nr. 50 (15. Dezember), S. 18
[2] Heimatbuch Labiau, S. 79 ff
[3] Heimatbuch Labiau, S. 92
[4] Heimatbuch Labiau, S. 163