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Die Stinthengst-Sage

Der Stint ist ein lachsartiger Fisch, kaum größer als 10 – 12 cm, im europäischen Osten und Norden als Süßwasserfisch häufiger vorkommend, der hauptsächlich als Beutetier für Maränen und Zander fungiert. Die Kleinen Maränen oder Kaisermaränen, 18 – 20 cm groß, die hier aus besonders tiefen und klaren Gewässern kommen, wurden einst in großer Zahl frisch geräuchert und das ganze Seeufer entlang feilgeboten.

In den masurischen Gewässern um Nikolaiken soll der sagenhafte Stinthengst gelebt haben.

Als die hiesigen Fischer einst lange erfolglos ihre Netze ausgeworfen hatten, verfing sich einmal jener Stinthengst, der König der Stinte, der den Spirding-See beherrschte, darin. Er bat inständig im sein Leben und versprach, für großen Fischreichtum zu sorgen, wenn man ihn am Leben ließe. Das versprachen die Fischer von Nikolaiken, ließen ihn jedoch nicht davonschwimmen, sondern ketteten ihn unter ihrer Brücke an. Der König der Fische hielt sein Versprechen, und seitdem gibt es die berühmten Nikolaiker Maränen. (nach einer anderen Version verhinderte der schlitzohrige Stadtrat die Schlachtung in der offenbar richtigen Annahme, dass sich auch die anderen Stinte bei ihrem noch lebenden, aber gefangenen König einfinden würden. Es gibt noch weitere Versionen!). Diese Sage geht wohl zurück auf den einst hier erhobenen Brückenzoll, der von den durchfahrenden Fischern erhoben wurde. Um den Zoll einzutreiben, legte man schwimmende Balken vor die Brückendurchfahrt, und für diese fand der Volksmund die Verballhornung “Stinthengst”.[1]

1922 erstritten sich die Bewohner von Nikolaiken in Berlin den Stinthengst als Wappenfigur und erhielten damit den Vorzug vor Labiau.[1] Und der Stinthengst schwimmt auch heute noch unter der Stadtbrücke, aber unter der neuen, denn der alte fiel dem letzten Krieg zum Opfer. Man ehrt ihn jedes Jahr festlich mit der „Wasserung“. Allerdings ist er nach dem letzten Krieg grün geworden mit roten Flossen und goldener Krone. Er soll aber unverändert die Fischschwärme an den Ort bannen und reichen Fangsegen bringen.

Seit 1962 schwimmt auch in Remscheid, Partnerstadt von Nikolaiken, ein Stinthengst auf dem Stadtparkteich


[1] Dagmar Jestrzemski, Ein Fischkönig wird an die Kette gelegt, Oprbl. Nr. 4/2015 (24. Januar), S. 20

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