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Gut Lehndorff und die Lehndorffer Speckkuchen

Das Gut Lehndorff gehörte zur Besitzung in Preyl. Bewirtschaftet wurde das Gut von der Baronesse Margaretha von der Ropp (1893 – 11. 10. 1974), die zum Ende des 1. Weltkriegs aus dem Baltikum flüchten musste und Zwischenstation in Friedrichstein machte, wo Graf Lehndorff mit ihr bekannt wurde und sie als Inspektorin einstellte. Unter ihrer Leitung gedieh das Gut. Es gab eine Milchviehherde, mehr als zwanzig Sauen, einen Hühnerbetrieb und einen Backbetrieb, um den sie sich neben den Pferden besonders kümmerte. Neben Brot gab es dort vor allem den „Lehndorffer Speckkuchen“. So stellte man diesen her: aus Weizenmehl wurde ein Hefeteig gemacht und dieser wie ein Brot geknetet, in Brötchenportionen aufgeteilt und flach gedrückt. In eine Vertiefung in der Mitte des Fladens gab man gewürfelten und gebratenen Speck, klappte das ganze zu und ließ es im Ofen ausbacken.[1]

Darüber hinaus wurde das Brotbacken aus Roggenflocken recht professionell betrieben, für das ein besonderes und patentiertes Backverfahren zum Einsatz kam. Die Qualität war gut und die Roggenbrote wurden hauptsächlich in 80 Geschäften in Königsberg verkauft, teilweise aber auch auf dem Postweg nach ganz Deutschland versandt.[2]

Im Zuge des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944 und der Verhaftung von Heinrich von Lehndorff-Steinoert wurde auch Margaretha von der Ropp vorrübergehend festgenommen und verhört. Nach der Flucht aus Ostpreußen fand sie Zuflucht bei Verwandten im Eichenhof in Bremen. Sie arbeitete als Fuhrunternehmerin und bei Bauern. Im Sommer 1946 bemühte sie sich bereuts um die Genehmigung für einen Backbetrieb, was aber nicht gelang. Statt dessen trat sie in den Dienst der bremischen evangelischen Kirche, wo sie sich hauptamtlich um Menschen in Not kümmerte. Nachdem sie aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden war, gründete sie die “Lehndorff Brot GmbH”. Bereits vorher hatte sie eine Mühle in Stemmen, Kreis Vechta, ausfindig gemacht, die die zum Backen ihres Lehndorff-Brotes benötigten Roggenflocken aus Petkus-Roggen herzustellen bereit waren. Manfred Graf von Lehndorff hatte ihr 1959 das Recht erteilt, den Namen “Lehndorff” für ihr Brot zu verwenden. Die Witwe Heinrich von Lehndorffs stellte die für die Gründung der GmbH erforderliche Liquidität zur Verfügung. Das Geschäft startete 1963 in einer Bäckerei in Bremen-Hemelingen und war nach einem Jahr pleite. Doch es gelang v. d. Ropp, den Inhaber der “Bremer Brotfabrik”, Manfred Tenter, für ihr Projekt zu gewinnen und das Brot nach ihrer Rezeptur herzustellen. So wurde das “Lehndorff-Brot” in den 1970er Jahren zur führenden Brotsorte in Bremen und wird auch heute noch von “Tenters Backhaus” angeboten.[3]



[1] Wanda Fleck, Als Stubenmädchen bei der Baronesse von der Ropp in Lehndorff, Unser schönes Samland, Herbst 2008, S. 32

[2] Wanda Fleck in Unser schönes Samland, Winter 2008, S. 18 f, Ruth Geede, Ostpreußische Familie, Oprbl. Nr. 16/11 vom 23. April 2011

[3] Ruth Geede, Ostpreussische Familie, Ostpreußenblatt Nr. 39 vom 1. Oktober 2011)

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