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Gut Lenken

Lagernoe – Gut Lenken

Gut Lenken war ursprünglich eine Domäne, die Gottfried Benjamin Sperber, Landrat des Kreises Ragnit, 1815 käuflich erwarb. Das Gut blieb bis 1945 in Familienbesitz und umfasste zusammen mit dem Vorwerk Aszolienen an der Memel 608 ha. Das Land gliederte sich anfangs der 1930er Jahre in 183 ha Acker, 200 ha Wiese, 25 ha Weide und 200 ha Wald. Auf den Äckern wurden vornehmlich Kartoffeln angebaut. Die Viehzucht wurde von den Warmblut-Pferden dominiert. Das Gestüt hatte einen guten Ruf und war weithin bekannt. Jährlich gingen etwa 20 Remonten und 2 – 3 Hengste an den Staat, die als Reitpferde besonders geschätzt wurden. Darüber hinaus gab es 45 Kühe und 30 Schweine. Die Gutsgebäude sind heute zerstört.[1] Überraschenderweise konnten noch im November 1944 aus Lenken etwa 110 Pferde nach Sachsen in die Nähe von Oschatz verlagert werden. Als dann die Rote Armee über das Land zog, wurden die meisten dieser Pferde requiriert, geklaut oder erschossen. Nur wenige überlebten.[2]

Benjamin Sperber (1763 – 1824) aus Gerskullen war der Sohn des Pfarrers Johann Friedrich Sperber. Er war Amtsvorsteher von Sommerau und ab 1792 von Gerskullen und Generalpächter der Königlichen Domäne Gerskullen. Diese erwarb er 1803. 1807 wurde er beauftragt, Königin Luise von Stallupönen zum Treffen mit Napoleon in die Deutsche Straße 24 in Tilsit zu geleiten. 1818 ernannte man ihn zum ersten Landrat des neu gebildeten Kreises Ragnit mit Dienstsitz in Gerskullen. Er wurde nach seinem Tod am 21. 12. 1824 auf Gut Lenken beigesetzt.  Seine Familie erwarb in der Folgezeit noch etliche Güter zwischen Lenken und Schillen und gehörte für 150 Jahre bis zum Ende der deutschen Zeit zu den einflußreichsten Familien des Kreises. Drei Söhne Benjamin Sperbers wurden 1869 in den erblichen Adelsstand erhoben.[3]


[1] Manfred von Sperber, Unbeschwerte Zeit, Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen, 2015, S. 16
[2] Martha v. Heydebreck, geb. v. Sperber, Land an der Memel, Pfingsten 2016, S. 134
[3] Inge und Bernd Polte, Taufkrankheit, Land an der Memel, Pfingsten 2024, S. 92 f