Der Bildhauer Hermann Brachert (11. 12. 1890 – 2. 6. 1972) hatte lange Jahre, von 1933 – 1944, seinen Wohnsitz in Georgenswalde. Er war mit Hanns Hopp befreundet, der.an dem kleinen Altbau in Georgenswalde ein Wohnhaus mit ausgebautem Dachgeschoss anfügte.[1] Brachert kaufte zusammen mit seiner Frau 1927 das kleine Sommerhäuschen auf großem Grundstück, das bis an den Gausupbach heranreichte, und erweiterte es durch Hopp zum ganzjährig nutzbaren Wohnhaus mit Atelier und ausgebautem Dachgeschoss.
Trotz etlicher kriegsbedingter Verluste haben etliche seiner Arbeiten überlebt, die heute die Basis für ein Museum in Georgenswalde bilden. Seine Plastik „Erinnerung an Ostpreußen“ steht seit 1987 anlässlich der Eröffnung vor dem Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg steht immer noch in der Ritterstraße, wo früher der Eingang war.
Hermann Brachert wurde in Stuttgart geboren. Nach der Schulzeit machte er eine Lehre als Ziseleur, besuchte die Kunstgewerbeschule Stuttgart und studierte gleichzeitig Architektur an der TH Stuttgart. Er heiratete 1916 Marie von Wistinghausen und machte sich als freischaffender Künstler selbständig. 1919 ging er, nachdem er bereits seinen eigenen Stil entwickelt hatte, als Lehrer an die Kunst- und Gewerkschule Königsberg, wo er bis 1945 lehrte. Er war dort der Leiter der Abteilung für dekorative Stein- und Holzplastik, zeitweilig auch Lehrer an der Metallabteilung, wo er als gelernter Ziseleur die zukünftigen Goldschmiede und Medailleure unterrichtete. 1930 wurde er außerdem künstlerischer Berater an der Staatlichen Bernsteinmanufaktur. Er erhielt Aufträge für die bildhauerische Ausgestaltung bedeutender Bauten Königsbergs, beispielsweise für die Universität und den Hauptbahnhof. Ein Arbeitsverbot, 1933 erlassen, bezog sich auf seinen angeblich mangelnden Patriotisms, wurde aber 1936 wieder aufgehoben.
Zunächst zum Küstenschutz in Großkuhren einberufen, erhielt er den Auftrag für ein Wagner-Denkmal in Leipzig und verließ daraufhin 1944 Georgenswalde, nicht ahnend, dass es für immer sein würde.
Nach dem Krieg kehrte Brachert in seine Heimat Stuttgart zurück.
Ab 1946 verantwortete Brachert als Professor und Rektor den Wiederaufbau der Stuttgarter Kunstakademie und leitete die Bildhauerklasse. 1954 – 1967 war er künstlerischer Berater der Schwäbischen Hüttenwerke in Wasseralfingen. An seinem 70. Geburtstag ernannte man ihn zum Ehrenmitglied der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Stuttgart. Er schuf eine Büste von Bundespräsident Theodor Heuss. Dafür erhielt er 1961 das Bundesverdienstkreuz.
Seit 1992/93 ist sein Haus in Georgenswalde mit einer Grundfläche von 140 m², in dieser Gestaltung gebaut 1931, zu einer Gedenkstätte und einem Museum für sein Werk umgebaut worden. Das Haus befindet sich seit 2014 in der Obhut des Königsberger Kulturministeriums und dieses hat für die Renovierung der Fassade und umfassende Erneuerung des Innenbereichs gesorgt.[2]
Viele seiner Werke wurden entweder von den Nazis zerstört wie z. B. die Büste von Friedrich Ebert, der Jude war, oder gingen im Weltkrieg zugrunde. Im Museum von Otradnoje gibt es von Hermann Brachert u. a.: das Original der Wasserträgerin bzw. das Mädchen mit dem Krug (Marmor.Am ursprüngiochen Aufsellungsort im Park von Rauschen steht jetzt wegen der Vandalismusgefahr eine Kopie), Schwebende Nymphe (Marmor), Fischer mit Nixe (Naturstein), Drei Mädchen mit Bernstein (Naturstein) und vier Skulpturen, die man, um sie zu retten, aus dem ursprünglichen Beton herausgeschnitten hat. Seine Bronzeplastik „Badende Frau“ steht an der Promenade von Rauschen. Vielleicht heißt diese auch „Nymphe“.
Marie von Wistinghausen (21. 12. 1893 – 5. 3. 1970), Bracherts Ehefrau, wurde in St. Petersburg in die wohlhabende Familie von Maximilian von Wistinghausen hineingeboren. Der verlegte jedoch wegen der zunehmend unruhigen Verhältnisse in Russland 1913 den Wohnsitz der Familie nach Stuttgart, wo er allerdings bereits 1914 starb. Marie studierte auf der Kunstgewerbeschule Am Weißenhof, wo sie vermutlich Hermann Brachert kennenlernte. Nach ihrer Heirat zogen sie gemeinsam 1919 nach Königsberg, wo sie zunächst als Bildhauerin arbeitete, dann aber ihr Talent für die Fotografie entdeckte, was sie zielgerecht ausbaute. Der ab 1927 neue Direktor der städtischen Kunstsammlungen im Schloss, der Kunsthistoriker Dr. Alfred Rohde, engagierte sie dafür, ihm bei der Bestandsaufnahme der dortigen Kunstschätze mit ihren fotografischen Möglichkeiten zur Seite zu stehen. Diesem Auftrag ist es zu verdanken, dass viele Details des zerstörten Königsberger Schlosses überliefert sind. In gleicher Weise dokumentierte sie die Bestände des Bernsteinmuseums, wobei Bernstein offenbar besonders schwer zu fotografieren ist. Nach dem Krieg setzte Maria Brachert ihre fotografische Arbeit in Stuttgart fort.[3]