Sokolniki – Langendorf
In Langendorf hatte die Familie von Perbandt seit der Ordenszeit bis 1945 ihren Sitz. Sie hatte prußische Wurzeln: als Ahnherr der Familie gilt der prußische Edle Sklodo de Quednau (ca. 1200 – ca. 1260), der vom Samland her bis in die Gegend von Kremitten über Landbesitz und Hintersassen gebot und in dem Gefecht von Durben auf Seiten des Ordens im Kampf gegen die Litauer fiel. Sein Sohn Wergule diente treu dem Orden und beteiligte sich an dessen Kreuzzug gegen die Litauer. Sein Sohn Nalube dagegen beteiligte sich, obwohl getauft wie Vater und Bruder Wargule, als ein Führer am großen Aufstand gegen den Orden bis hin zum Überfall auf die Siedlung Königsberg unterhalb der Burg Tuwangste, bis auch er vor der Übermacht des Ordens kapitulieren musste.
Nach dem ehemaligen Windkaim bei Quednau wurden die Nachkommen „Windekaim“ genannt. Doch schon 1436 nannte sich die Familie „Perbandt“. Die Familie besaß größere Besitzungen westlich von Tapiau, was im 13. und 14. Jh. verschiedentlich durch Besitzverschreibungen und Besitzbestätigungen aktenkundig wurde. Darunter gab es den Ort Preußisch Cremitten, der etwa ab dem 16. Jh. als Langendorf bezeichnet wurde. Hier kaufte 1472 Brosum Perbandt 5 Hufen Land und die Familie war seitdem Besitzer von Langendorf. Im 18. und 19. Jh. wurde der Landbesitz von Langendorf um etliche 100 ha vergrößert.
Verschiedene Vertreter der Familie von Perbandt waren prominente Zeitgenossen im Ordensland, zur Herzogszeit und im Königreich Preußen. Mathias von Windekaym gen. Perbandt (um 1380 – bald nach 1455) zählte in seiner Zeit zu den begütertsten Edelleuten im Samland und war auch Abgeordneter des Samlands auf dem Landtag zu Marienburg. Sein Sohn Ambrosius war ebenfalls sehr begütert, wurde zu verschiedenen Landtagen abgeordnet und gehörte 1480 zu den Räten des Hochmeisters. Dessen Enkel Sebastian war Amtshauptmann in Ragnit, sein Enkel Albrecht (um 1510 – 1575) Amtshauptmann in Memel. Albrechts Sohn Sebastian (1545 – 1614) war Amtshauptmann in Pr. Holland und dessen Sohn Hans Albrecht (1582 – 1630) sowohl Amtshauptmann verschiedener Hauptämter als auch Landesoberst und Chef der herzoglich-preußischen Streitkräfte. Weitere nachfolgende Perbandts dienten dem Land als hohe Verwaltungsbeamte. Otto Wilhelm v. Perbandt(1635 – 1706), Amtshauptmann, Obermarschall und Landhofmeister, gehörte anlässlich der Königskrönung 1701 zu den ersten Trägern des Schwarzen Adlerordens. Sein Porträt gehört zu den wenigen Familienstücken, die 1945 aus Langendorf gerettet werden konnten. Vor dem Altar der inzwischen vollständig zerstörten Kirche in Kremitten befand sich einst ein besonders großer figürlicher Grabstein für Sebastian von Perbandt (gest. 1569) und seiner Ehefrau Gertrud, geb. von Lesgewang.
Einen erheblichen Aufschwung nahm das jahrhunderte alt Gut Langendorf, das sich auf beiden Seiten des Pregel erstreckte und über Vorwerke in Albrechtshof und Glücklack verfügte, unter Georg v. Perbandt (1825 – 1907). Seine landwirtschaftlichen Fachkenntnisse hatte er sich in der Akademie von Albrecht Thaer in Möglin, Land Brandenburg, verschafft. Im Zuge dieser Ausbildung lernte er auch seine spätere Frau, Conradine Philippine Thaer, Enkelin Albrecht Thaers, kennen, die er 1851 heiratete. Er ließ neue Wirtschaftsgebäude und ein neues Gutshaus errichten und einen großzügigen Park anlegen. Der Sohn Georg v. Perbandt (1860 – 1929) war ebenfalls ein erfolgreicher Landwirt und 1916 – 1929 Vorsitzender der Ostpr. Holländer Herdbuchgesellschaft. Nach seinem Tod führte seine Frau Johanna (1869 – 1958), Urenkelin Albrecht Thaers, zusammen mit einem Teil der Kinder das Gut, zu dem u. a. auch Nahmgeist im Kreis Pr. Holland gehörte, weiter bis 1945. Die Größe des Gutes Langendorf betrug über 750 ha.[1]
Auf dem nördlichen Ufer des Pregel fand man vorzeitliche Grabstätten, die auf eine uralte Besiedlung dieses Landstrichs hinwiesen. Zum Gutspark gehörte am rechten Pregelrand ein Schlossberg bzw. eine Schwedenschanze, also eine prußische Wehranlage, bestehend aus Hauptburg mit Vorburg und zur Landseite hin mit einem doppelten Wall gesichert. Auf dem Gelände der Hauptburg befand sich das Erbbegräbnis der Familie v. Perbandt, auf dem als letzter der Langendorfer Grundherrn der 1929 gestorbene Georg v. Perbandt begraben wurde.
Das Gutsgelände war 2010 eingezäunt. Das Gutshaus war nicht mehr zu sehen, existiert vermutlich auch nicht mehr, aber es standen noch etliche Wirtschaftsgebäude, die teilweise auch genutzt werden. Inzwischen – 2017 – hat es jedoch einen gründlichen Wandel gegeben: aus dem Wirtschaftsgebäude hat man ein attraktives Hotel gemacht mit modernem Komfort und einem Restaurant.
Im nahen Podollen, heute Lozovoe, steht noch das Gutshaus (1994), ebenso einige Wirtschaftsgebäude. Es war Erholungs- und Schulungsheim der Kolchosarbeiter des Gebiets.[2]
[1] Heimatbuch Wehlau, S. 486 ff
[2] Heimatbrief Wehlau Nr. 52, S. 60