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Peyse

Swetlyj – Zimmerbude, Peyse

Zimmerbude ist ein idyllisch gelegener Ort am Frischen Haff mit weitem Ausblick über den Seekanal und der Möglichkeit, schöne Waldspaziergänge zu unternehmen. Die Entstehung dieses Ortes reicht bis in die Anfänge des Ordenslandes zurück. Bereits 1242 wurde mit den Lübeckern über die Gründung einer Stadt  samt Burg am Ausgang des Pregel in das Haff, der sich damals in etwa hier befand, verhandelt. Aus irgendwelchen Gründen gab es aber offenbar Meinungsverschiedenheiten zwischen den Kirchenvertretern und dem Orden zu diesem Projekt, so dass es nicht weiter verfolgt wurde. Dennoch entstand hier wohl die Burg Cerauwe oder Cemrowe (owe = au gesprochen), die in einer Hochmeisterchronik aus der Mitte des 15. Jhs. Erwähnung fand, und von diesem Namen leitete sich die Bezeichnung „Zimmerbude“ ab. Hintergrund war vermutlich die Gewinnung der Bauhölzer für die Haffburgen in den umliegenden Wäldern. Die Burg versank mit den Winden und den Strömungen im Frischen Haff.

Mit der Burg entwickelte sich ein Gut, das dem Bischof des Samlands gehörte. In der Reformationszeit wurde es als adliges Gut von Bischof Georg von Polentz an Oswald von Taubenheim[5] verliehen, das bis 1661 der Familie gehörte. 1669 ging das Gut für kurze Zeit an Eberhard von Danckelmann, Erzieher des späteren Königs Friedrich I. und dessen oberster Minister. Gut Zimmerbude wurde mit der Domäne Kaporn zusammengelegt und wurde ein großes königliches Fischer-Gut. Es gab eine dreiklassige Schule in einem stattlich angelegten Gebäude.

1938 wurde Zimmerbude mit anderen Gemeinden nach Peyse eingemeindet. Zimmerbude hatte 1941 etwa 1.200 Einwohner.

Eine schlichte Fachwerkkirche, die ab 1855 den Badegästen von Cranz als Andachtsraum diente, wurde 1899 dort abgerissen und in erweiterter Form 1902 in Zimmerbude wieder aufgebaut. Die Kaiserin stiftete aus dem Bestand der Cadiner Produktion die benötigten Ziegel und in Graudenz beschaffte sich der Pfarrer drei Glocken, die in einem separaten Glockengestühl ihren Platz fanden.[6] Hier überstand sie den 2. Weltkrieg unversehrt, wurde dann verputzt und als Kino genutzt. Vermutlich in den später 1960er Jahren riss man sie ab und errichtete an derselben Stelle das „Haus des Sports“. Der letzte deutsche Seelsorger, Pfarrer Sperling, war 1939 – 1943 Leiter des von Pfarrer Niemöller gegründeten Pfarrernotbunds, stand einer Gemeinde der Bekennenden Kirche vor, die als die lebendigste des Samlands geschildert wurde. Für das religiöse Leben entstand in neuer Zeit eine Kirche im russisch-orthodoxen Stil.

Gerhard Krause, geboren in Wargen, wo nur noch 2 Häuser stehen, hat sich als Rentner in Zimmerbude niedergelassen. Schon seit Jahren verbrachte er mehr Zeit im Kaliningrader Gebiet als an seinem Wohnort Hamburg. In Svetlyj am alten Königsberg-Kanal besitzt er eine kleine Datscha und dort heiratete er 2005 die Russin Nina. Sie spricht nur russisch, er nur deutsch. Trotzdem verstehen sie sich bestens. Ihre Hochzeit war dem Ostseereport ein Bericht wert, der die große Hochzeitsgesellschaft zeigte. Herr Krause hofft, durch die Heirat eine Dauer-Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten.

Das westlich von Zimmerbude auf derselben Halbinsel im Frischen Haff gelegenen Peyse, das inzwischen nach Swetlyj eingemeindet ist, gab es zu deutscher Zeit eine Signalstation. Das war die letzte Station vor Pillau, die den Schiffsverkehr auf dem Kanal regelte.[1] Die Einwohner von Peyse verfügten über einen gewissen Wohlstand. Das lag vor allem an den 24 Fischwirten auf 24 Grundstücken, die das Fischereirecht besaßen und für ihr Gewerbe keine Pacht an den Staat abführen mussten. Wenn sie ihr Fischereirecht nicht selbst ausübten, durften sie dieses verpachten. Der Ort erlebte mit dem Bau des Seekanals einen spürbaren Aufschwung. Es wurde ein Bahnhof eingerichtet, ein Elektrizitätswerk gebaut, das immer noch arbeitet, und der Hafen vergrößert. Trotzdem blieb Peyse ein beliebtes Touristenziel. Auf dem Festplatz vor der Försterei fand jedes Jahr das „Grenzräumungsfest“ statt.[2] Heute kommt man bei Peyse nicht weiter, weil sich dort ein militärisches Sperrgebiet mit einer großen Kaserne befindet. Das fotografierte Kaufhaus steht auf dem früheren großen Waldsportplatz nahe der Försterei.[3]

Die ehemalige Baptistenkirche hat keinen Turm mehr und dient heute Weißrussen als Behausung. Die Schule gibt es nicht mehr und der einstige Friedhof wurde eingeebnet. Dagegen existiert noch der Bunker der letzten deutschen Verteidiger, und auf dem Bahnhof hält kein Zug mehr.[4]


[1] Reisebericht Ostpreußen, S. 8.
[2] Kurt Schalmann, Unser schönes Samland, Sommer 2008, S. 62
[3] Hedwig Blomeyer, Neues aus Peyse, Unser schönes Samland, Sommer 2011, S. 33
[4] Christa Devantier, geb. Gerwien, Bericht über eine Reise nach Peyse in Unser schönes Samland, Frühjahr 2015, S. 42
[5] Fritz Kulsch, Zimmerbude, Unser  schönes Samland, Winter 1985, S. 86 f
[6] Pastor Georg Sperling, Aus der Geschichte der Gemeinde Zimmerbude, Unser schönes Samland, September 1971, S. 36 ff

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