Prominente Einwohner von Lyck

  • Siegfried Lenz
  • Fritz Skowronnek
  • Richard Skowronnek
  • Bernhard Thiersch mit dem Preußenlied

In Lyck wurde am 17. 3. 1926 der Schriftsteller Siegfried Lenz geboren. Wegen eines offensichtlich zerrütteten Elternhauses wuchs er dort bei seiner Großmutter auf, kam in Lyck auch auf die Schule, dann auf eine Internat in Kappeln und danach in Samter. 1943 wurde er zur Marine eingezogen, erlebte als Marinesoldat auf dem in der Ostsee operierenden Panzerkreuzer „Admiral Scheer“, der zum Kriegsende hin Flüchtlinge und Verletzte von Pillau nach Kiel brachte. Das Fluchtdrama der Ostpreußen. Das Schiff kenterte in der Kieler Förde im alliierten Bombenhagel. Lenz überlebte den Angriff und wurde nach Dänemark versetzt, wo er einige Tage vor dem Zusammenbruch desertierte. Er geriet in englische Kriegsgefangenschaft und arbeitete dort als Dolmetscher. Noch 1945 ging er nach Hamburg und studierte in der blessierten Hafenstadt Philosophie, Literaturgeschichte und Anglistik, wurde 1950 zunächst Feuilletonredakteur der Tageszeitung “Die Welt”, machte sich aber bereits 1951 als freier Schriftsteller in Hamburg selbständig und schrieb viele Romane, Erzählungen, Essays, Hörspiele und Weiteres. Mit 25 Jahren veröffentlichte er 1951 seinen ersten Roman “Es waren Habichte in der Luft”, der zunächst in der “Welt” als Fortsetzungsroman erschienen war. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Romane “Die Deutschstunde” (1968, verfilmt) und “Das Heimatmuseum” (1978, verfilmt 1988) sowie die Erzählungen “So zärtlich war Suleyken” (1955). “Das Vorbild” (1973); “Exerzierplatz” (1985), “Fundbüro” (2003).

Es existiert eine Biografie: Erich Maletzke „Siegfried Lenz“, Verlag Springer 2006, 204 Seiten.

Im Forsthaus Schuiken am Goldaper See bei Goldap (heute russisch) geboren, aber ab 1863 im Forsthaus in Sybba bei Lyck aufgewachsen sind die einst sehr bekannten Schriftsteller-Brüder Fritz und Richard Skowronnek, die zu den bekanntesten ostpreußischen Literaten des späten Kaiserreichs und der Weimarer Republik wurden. In ihren zahlreichen Erzählungen spiegelt sich die masurische Welt und masurisches Wesen wie nirgendwo sonst, weshalb man ihnen das Verdienst zumisst, um die Wende zum 20. Jh. Masuren in der Literatur weithin bekannt gemacht zu haben. Literarisch ordnet man sie in die Heimatkunstbewegung der Zeit um 1900 ein, zu der auch Autoren wie Hermann Löns und Peter Rosegger gezählt werden. Die Autoren dieser Literaturrichtung entwerfen eine dörfliche Gegenwelt zu dem verhassten Moloch Stadt mit ihrem Kosmopolitismus, ihrem Schmelztiegelwesen, der arbeitsteiligen Differenzierung der Gesellschaft und ihrer Bindungslosigkeit (so Brigitte Jäger-Drabeck). Der Großvater besaß ein größeres Grundstück in Liski – Lisken im Kreis Johannisburg, 4 km westlich von Kumilsko/Morgen. Der Vater Adam entstammte dessen zweiter Ehe. Nach Besuch der Bürgerschule in Johannisburg sollte er auf das Gymnasium in Lyck gehen, was er jedoch verweigerte. Stattdessen übernahm er Hilfsarbeiten, bis er zum Oberförster Kettner in die Lehre kam. Nach Beendigung der Lehre, Ableistung des Militärdienstes und Wanderschaft nahm ihn Oberförster Kleckel in Waschkallen bei Lasdehnen als Forstschreiber auf. Hier verliebte er sich in die älteste Tochter Berta, die er, nachdem der Protest des Vaters abgeklungen war, heiratete. 1858 übernahm er die Försterei Schuiken und Anfang der 1860er Jahre die Försterei in Sybba. Begraben wurden die Eltern in Lissa (Kreis Lyck)[1]

Fritz Skowronnek (20. 8. 1858 – 7. 7. 1939) studierte Philosophie in Königsberg, promovierte in Königsberg über „Quellenkritische Beiträge zur Geschichte Wallensteins“ und war 1883 – 1888 Mittelschullehrer und Kreisschulinspektor, dann Journalist wie sein Bruder Richard, der ihm in Berlin zu einer Anstellung bei der „Liberalen Korrespondenz“ verhalf. Als Journalist trug er wesentlich dazu bei, schon während des 1. Weltkriegs die Patenschaftsbewegung ins Leben zu rufen, mit der westdeutsche Städte, Kreise und Provinzen veranlaßt wurden, sich dem Wiederaufbau zerstörter ostpreußischer Dörfer und Städte zu widmen.[3] Der Zeitungszar Rudolf Mosse (1843 – 1920) holte das Talent zu seinem „Berliner Morgen“. Wenig später ging Fritz Skowronnek zum „Deutschen Reichsblatt“. Dessen Herausgeber war der aus Danzig stammende Reichstagsabgeordnete Heinrich Rickert (1833 – 1902), der der Deutschen Freisinnigen Partei angehörte, der dann auch Fritz Skowronnek beitrat. Als Journalist verfasste der Ostpreuße viel beachtete Leitartikel, doch er zog es 1898 fast zur selben Zeit wie sein Bruder vor, ein freier Schriftsteller zu sein. Seine beliebten Jagderzählungen sammelte er in dem Band “Masurenblut” (1899), aus dem 1914 in erweiterter Fassung das Buch „Du mein Masuren“ wurde. Weitere Romane aus Masuren: „Der Mann von  Eisen“, „Zertrümmerte Götzen“, „Schwert und Herd“, „Auf eigener Scholle“, „Das schleichende Gift“, “Pan Kaminsky” – Roman (1919), “Heimatfeuer” – Roman (1920), “Das Vermächtnis” – Ein polnischer Gutsroman (1920), “Der Dämon von Kolno” – Ein Grenzroman (1921), “Dies Irae” – Ein ostpreußischer Zukunftsroman (1922), die Autobiografie “Lebensgeschichte eines Ostpreußen” (1925). “Der Musterknabe” – Roman (1927). Sachbuch “Die Fischwaid. Handbuch der Fischerei, Fischzucht und Angelei” (1904). Sachbuch über seine masurische Heimat: „Masurenbuch“ (1916), im Jahr 2002 unter dem Titel „Ksiega Mazur“ in polnischer Übersetzung erschienen. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof von Oranienburg bei Berlin.

Richard Skowronnek (12. 3. 1862 – 17. 10. 1932) studierte in Königsberg und Berlin Philosophie und Literaturwissenschaft und war dann Journalist in Berlin, ab 1886 bei der Nationalzeitung. Sein guter Ruf brachte ihn als Feuilletonredakteur zur renommierten “Frankfurter Zeitung” (1887 – 1892). Doch es zog ihn wieder nach Berlin. Er wurde Chefredakteur des „Abend“ und anschließend Parlamentsberichterstatter, 1897/98 Dramaturg am Königlichen Schauspielhaus und letztlich freier Schriftsteller. Er schrieb eine Fülle von Romanen, Erzählungen, Lustspielen und auch dramatischen Werken, z. T. recht volkstümlich. Er begann mit einer Sammlung masurischer Dorfgeschichten in „Polska Maria“ (1889), deren Titelgeschichte die unglücklich endende Liebe zwischen einem polnischen Landarbeiter und einer reichen Gutsbesitzertochter behandelt. Es folgten Lustspiele und Schwänke wie z. B. „Halali“ (1893) sowie Romane wie „Mein Vetter Josua“ (1895) und „Hans der Sieger“ (1899), “Die Liebschaften der Käte Keller”, “Der weiße Adler”; Lustspiele “Husarenfieber”, “Die Generalsecke” (1912). Herausragend war die Roman-Trilogie “Sturmzeichen”, “Das große Feuer” und “Die schwere Not”. Weitere bekannte Werke: “Das Bataillon Sporck” (1912); “Muttererde” (1916), „Das rote Haus“, “Heimat, Heimat” (1927), Heute kennt man das meiste nicht mehr, damals waren es Bestseller. Richard Skowronnek lebte in den letzten zehn Jahren seines Lebens auf dem Gut Höckenberg bei Stettin.

Bernhard Thiersch (26. 4. 1794 – 1. 9. 1855), der Schöpfer der Preußischen Nationalhymne „Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben?“, war u. a. in Lyck als Gymnasiallehrer tätig. Das Preußenlied entstand 1830. Es hat folgenden  Wortlaut:

Ich bin ein Preuße! Kennt ihr meine Farben
Die Fahne schwebt mir weiß und schwarz voran;
Daß für die Freiheit meine Väter starben,
Das deuten, merkt es, meine Farben an;
Nie wird’ ich bang’ verzagen;
Wie jene will ich’s wagen.

Sei’s trüber Tag, sei’s heit’rer Sonnenschein
Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein.

Mit Lieb’ und Treue nah’ ich mich dem Throne,
Von welchem mild zu mir ein Vater spricht.
Und wie der Vater treu mit seinem Sohne,
So steh’ ich treu mit ihm und wanke nicht.
Fest sind der Liebe Bande;
Heil meinem Vaterlande!

Des Königs Ruf dringt in das Herz mir ein:
Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein!

Nicht jeder Tag kann glüh’n im Sonnenlichte,
Ein Wölkchen und ein Schauer komm’n zur Zeit;
Drum lese keiner mir es im Gesichte,
Daß nicht der Wünsche jeder mir gedeiht;
Wohl tauschen n ah und ferne
Mit mir gar viele gerne
Ihr Glück ist Trug und ihre Freiheit Schein,
ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein!

Und wenn der böse Sturm mich wild umsauset,
Die Nacht entbrennet in des Blitzes Glut;
Hat’s doch schon ärger in der Welt gebrauset.
Und was nicht bebte, war der Preußen Mut.
Mag Fels und Eiche splittern,
Ich werde nicht erzittern.

Es stürm’ und krach’, es blitze wild darein!
Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein!

Wo Lieb’ und Treu’ sich so dem König weihen,
Wo Fürst und Volk sich reichen so die Hand,
Da muß des Volkes wahres Glück gedeihen,
Da blüht und wächst das schöne Vaterland.
o schwören wir aufs neue
Dem König Lieb’ und Treue.

Fest sei der Bund! Ja, schlaget mutig ein!
Wir sind ja Preußen, lasst uns Preußen sein![2]


[1] Fritz Skowronnek, Mein Elternhaus, Masurische Storchenpost, Dezember 2013, S. 4 f
[2] PAZ Nr. 1/2008, S. III
[3] Silke Osman, Eine tiefe Liebe zu Masuren, PAZ Nr. 27/2024 (5. Juli), S 23