Richard Schirrmann (15.05.1874 – 14.12.1961) wurde in Grunenfeld als Sohn des Lehrers August Schirrmann geboren. Er besuchte die Präparandenanstalt Friedrichsdorf bei Ortelsburg sowie das Lehrerseminar Waldau bei Königsberg und war kurze Zeit Privatlehrer auf Gut Drebbenau im Samland. 1895 legte er in Karalene bei Insterburg das Lehrerexamen ab und wurde in der Kirchschule Königshöhe bei Lötzen, danach in Schrombehnen im Kreis Pr. Eylau als Lehrer eingesetzt, wo er bereits jede Gelegenheit nutzte, sich mit seinen Schülern im Freien zu bewegen. Schon bald entwickelte er im Rahmen eines Unterrichtskonzepts für die Schule im Freien die Idee der „wandernden Schule“.
Als er 1903 nach Altena im Sauerland in die Nette-Schule versetzt wurde, kam er dort in Kontakt mit dem gleich gesonnenen Unternehmer Wilhelm Münker aus Hilchenbach und sie entwickelten angesichts eigener unliebsamer Erfahrungen ab 1909 die Idee, Jugendherbergen einzurichten, um jugendlichen Wanderern eine preiswerte und zivilisierte Unterkunft zu gewähren. Landrat Fritz Thomée in Altena förderte das Vorhaben nach Kräften. In der Abhandlung ” Vom Jugendwandern und welchen Gewinn ich mir davon verspreche” machte Schirrmann die Idee so populär, dass daraus eine breite Bewegung erwuchs. Die erste dieser Unterkünfte war 1912 die wieder aufgebaute Burg Altena und diese gilt seitdem als das Mutterhaus der Jugendherbergen in Deutschland und in aller Welt. Es gab dort zwei Schlafsäle, einen Tagesraum und eine Küche, später kamen Wasch- und Duschräume hinzu. Die massiven Betten waren dreistöckig.
Es war der Anfang einer beispiellosen Entwicklung. 1913 gab es Jugendherbergen in 301 Städten, 1914 waren es bereits 535 ,1920 waren es 700. Der Reichsjugendherbergsverband wurde 1919 gegründet.
Aufgrund seiner erfolgreichen Auslandskontakte beschloss Schirrmann 1932, in Amsterdam deninternationalen Jugendherbergsverein ins Leben zu rufen, dessen Präsident er 1933 wurde. 1935 erhielt die erste amerikanische Jugendherberge seinen Namen, doch bereits bei der Übernahme durch die Hitlerjugend 1936 zwangen die Nazis den Vater der Jugendherbergen, auf den Vorsitz im IYHF (International Youth Hostel Federation) zu verzichten und veranlassten seine Ausweisung aus Altena. Schirrmann zog nach Grävenwiesbach im Taunus, wo er auch seinen Lebensabend verbrachte.
1948 tagte der erste Weltjugendherbergskongress in Dublin, zu dem 25 Nationen Delegierte entsandten. Am 30. August 1949 konnte Schirrmann den Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen neu begründen, dessen Ehrenpräsident er wurde, und 1952 erhielt Schirrmann das Bundesverdienstkreuz, 1954 wurde er Ehrenbürger der Stadt Altena. 1956 gab es in der Bundesrepublik Deutschland bereits wieder 720 Häuser dieser Art mit 8 Millionen Übernachtungen. Heute, 2009, bestehen in fast 90 Ländern mehr als 4.000 Jugendherbergen. Richard Schirrmann starb in Grävenwiesbach (Taunus).