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Schönberg

Geschichte von Szymbark – Schönberg

Die Ländereien von Schönberg gehörten einst zum weltlichen Besitz des Kapitels von Marienwerder. Sie bildeten das wirtschaftliche Zentrum für die Versorgung des Kapitels und wurden deshalb zum Verwaltungssitz eines Dompropstes. Hoch über dem Ufer des Haussees (jez. Szymborskie) ließen die Domherren zwischen 1301 und 1386 burgartige Wohnräume und Wirtschaftsgebäude um einen großen Hof herum errichten. Der Name Schönberg trat 1378 erstmals als Grenzbezeichnung in der Handfeste von Stärkenau auf. Über dem Portal des zweiten Torbogens im Burgeingang war einst eine Tafel Heinrichs von Skerlin angebracht, die mit der Jahreszahl 1386 wohl den Abschluss der Bauarbeiten am Wirtschaftshof dokumentierte: “HEC PORTA CONSTRUCTA EST ANNO DOMINI MCCCLXXXVI TEMPORE FRATRIS HENRICI DE SKERLIN PREPOSITI” (Dieses Tor wurde im Jahre des Herrn 1386 in der Zeit des Propstes Heinrich von Skerlin erbaut[1]) . Die Tafel hat den letzten Krieg nicht überlebt.

Die Anlage, die im Städtekrieg (1454 – 1466) gleich zum Anfang von den Städtebündischen eingenommen und teilweise zerstört, aber wieder aufgebaut worden war, galt als Musterbeispiel für einen wehrhaften Gutshof des Mittelalters mit rechteckigem Grundriß, basierend auf der Tradition des römischen Lagers (castrum).

Im 2. Thorner Frieden 1466 verblieb Schönberg im Ordensstaat. 1520 geriet der Ort noch einmal in polnischen Besitz, als der Burgkommandant Nicolaus Schönhorn den Hof – wie es hieß, durch Verrat – widerstandslos dem Kriegsgegner übergab.

Neben den ordenszeitlichen Gutsgebäuden entwickelte sich ein Dorf. Darauf wies erstmalig eine Urkunde von 1477 hin, in der ein Krug in Schönberg erwähnt wurde.

Nach der Säkularisation im Zuge der Reformation übereignete 1527 Herzog Albrecht das Amt Schönberg dem evangelischen pomesanischen Bischof Erhard von Queis, drei Jahre nach dessen Tod 1529 dem evangelischen Bischof von Samland, Georg von Polentz, einem Meißener Adelsgeschlecht entstammend, der jedoch weiter in Balga wohnen blieb. Zwischen 1570 und 1590 baute die Familie von Polentz, vermutlich Teofil von Polentz, die Kapitelburg in einer Renaissance-Residenz um. Der Urenkel Christoph der Jüngere v. Polentz verkaufte 1653 den Schönberger Besitz an seinen Schwager Jonas Casimir Freiherr zu Eulenburg-Prassen, dessen Schwiegersohn Johann Theodor Graf v. Schlieben-Birkenfeld das Gut 1670 erwarb. 1699 endlich kaufte der kurfürstliche Kammerherr Ernst Finck von Finckenstein, genannt der “reiche Schäfer”, die Schönberger Güter vom Schliebener Erben Ernst Sigismund und in der Familie Finck von Finckenstein blieb Schönberg bis 1945.

Nach 1945 richtete zunächst die  Rote Armee in der Burg ihren Militärstützpunkt ein. Als die Soldaten abzogen, brannten sie offenbar die Gebäude nieder.[3]

Seit 1988 gab es Pläne, in Schönberg ein internationales Zentrum für blinde, musikalisch begabte Kinder einzurichten. Es gab bautechnische Prüfungen, Pläne wurden erarbeitet und die Architekten bestimmt. Doch sehr bald trat eine Pause ein. Nach 1990 wurde Burg Schönberg mehrfach privatisiert, diente auch als Kulisse für Dreharbeiten des deutschen Regisseurs Volker Schlöndorff zum Film “Der Erlkönig” nach dem Roman von Michel Tournier. Seit 1997 ist der Schlosskomplex Eigentum eines reichen polnischen Geschäftsmanns: Andrzej Matuszewski. Dieser oder ein späterer Eigentümer wurde zahlungsunfähig. Deshalb erfolgte am 7. 3. 2018 eine Versteigerung der Burg samt Wirtschaftsgebäuden und dem Grundstück von etwa 13 ha. Das Mindestgebot betrug ca. 350.000 €. Den Zuschlag erhielt der Unternehmer Grzegorz Slyszyk aus Warschau, Vorsitzender des Unternehmens IBC Investments, für ca. 500.000 €. Sein Ziel ist es, mit der Burg Gewinne zu machen. Die Restaurierungen haben bereits begonnen. Die Arkadenbrücke, das Schlüsselobjekt für den Zugang zur Burg, ist bereits wiederhergestellt. Ebenso das Eingangstor. Ein Teil der zu rekonstruierenden Räume sollen langfristig zu einem Hotel mit integriertem Konferenzzentrum ausgestaltet werden, andere Räume will man museal nutzen und der Innenhof wird Schauplatz von Veranstaltungen und besonderen Ereignissen sein.[2]

Einen guten Eindruck der gesamten Schlossanlage mit vielen historischen Bildern der einstigen Repräsentationsräume und Wohnzimmer im Schloss sowie der verschiedenen Gebäude vermittelt das Buch von Renate Gräfin Finck von Finckenstein “Burg Schönberg in Westpreußen”, C. A. Starke Verlag, Limburg, 2000.


[1] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, Olsztyn 2009, S. 419
[2] Dawid Kazanski, Neue Hoffnung für Burg Schönberg, Oprbl. Nr. 14/2018 (6. April), S. 13
[3] Red., Die ersten Arbeiten an der verkommenen Burg in Schönberg, Allensteiner Nachrichten, 24. 5. 2024, S  7

Literatur

Burg Schönberg in Westpreußen

Günter de Bruyn

Ottfried Graf Finckenstein “Nur die Störche sind geblieben)´”

Verlagstext:

Ein faszinierender, sich durch Liebe zum Detail und sprachliche Präzision auszeichnender Lebensbericht. Zugleich ein einzigartiges menschliches Dokument, ein zeitkritisches Zeugnis und die Wiederentdeckung eines bedeutenden deutschen Schriftstellers.
Das Buch spannt einen weiten Bogen von der behüteten Kindheit auf Schloss Schönberg in Ostpreußen bis hin in das Berlin der Zwanzigerjahre und das sich anschließende Berufsleben in den USA und in Kanada.

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Links

Westpreußen-Archiv mit Bericht über die Ordensburg Schönberg