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Der Ort Warpuhnen wurde in der goldenen Ordenszeit unter Hochmeister Winrich von Kniprode 1373 gegründet.

Die evangelische Kirche im kleinen Dorf Warpuny – Warpuhnen südlich von Sensburg entstand 1882. Architekt war der Geh. Oberbaurat Prof. Friedrich Adler aus Berlin. Er war einer der führenden deutschen Kirchenarchitekten nach der Reichsgründung und leitete das Referat für Kirchen- und Kulturbauten im Ministerium für öffentlichen Arbeiten in einer Zeit enormer Kirchenbautätigkeiten für beide christliche Konfessionen vor allem in den östlichen Provinzen. Zwischen 1877 und 1900 entwarfen er und das ihm zugeordnete Technische Büro mit seinerseits namhaften Spezialisten mehrere hundert Kirchen. Prof. Adler legte dabei Wert darauf, dass der Charakter der Kichen mit der jeweiligen Umgebung oder Landschaft in Einklang standen.

Das Gotteshaus der evangelischen Gemeinde in Warpuhnen war eine aus roten Backsteinen errichtete Saalkirche mit einem 30 Meter hohen Turm, dem zwei symmetrisch angeschmiegte Treppentürme vorgeblendet wurden. Adler verwendete für die Gestaltung den Rundbogenstil der „Berliner Bauschule“, der in Berlin gerade bei zahlreichen Kommunalbauten gebräuchlich war. Die westliche Hauptfront ist klar und einfach gegliedert, die Langhausseiten sind besonders harmonisch gestaltet. An die östliche Apsis schließt sich die niedrige Sakristei mit steilem Walmdach an. Mittig an der Nordseite erhielt die Kirche einen separaten Zugang, der der besseren Zugänglichkeit diente.

Das Innere der Kirche ist schlicht gehalten. Es gibt an drei Seiten umlaufende Emporen und eine gerade Holzdecke. Das Kirchengebäude erhielt bereits beim Bau eine moderne Fußbodenheizung auf der Basis einer Koks-Warmluftheizung. Altar, Kanzel und Taufstein entstammen noch weitgehend der Bauzeit. Der Altaraufsatz zeigt die Auferstehung Christi und die Jahreszahl 1890. Die Art der Darstellung erinnert stark an den spätnazarenischen Kirchenmaler Bernhard Plockhorst (1825 – 1907). Die Kanzel mit schönem Schnitzwerk ist in Kelchform gearbeitet. Neben der Kanzel steht der Taufstein. Die Farbverglasung ist weitgehend erhalten. Die Orgel aus der Elbinger Orgelwerkstatt Terletzki mit ihren 13 klingenden Registern in romantischer Klangfarbe ist zwar vorhanden, aber momentan wegen Vandalismusschäden nicht bespielbar.[1].

Bei der evangelischen Emporen-Kirche in Warpuny-Warpuhnen dürfte es sich um das einzige weitestgehend im Originalzustand erhaltene Zeugnis des preußischen Staatsbauwesens im früheren Ostpreußen im Rundbogenstil der „Berliner Bauschule“ handeln – so urteilte Dr. Peter Lemburg im Februar 2019 in einem Gutachten zur Kirche in Warpuhnen.

Das Kirchspiel selbst wurde aus 18 Gemeinden gebildet und am 17. 6. 1866 eingepfarrt. Aus diesem Anlass feierte man am 24. 4. 2016 mit einem Festgottesdienst das 150. Jubiläum des Kirchspiels, initiiert von den Freunden Masurens. Zur Gründungszeit gehörten zur Gemeinde etwa 3.000 Gläubige.

Die Wirren des 2. Weltkriegs überstand das Gotteshaus ziemlich unversehrt. Noch etliche Jahre diente sie der evangelischen Gemeinde für ihre Andachten und wurde gut besucht. Ab 1957 jedoch änderte sich die Situation: die evangelische Kirchengemeinde schrumpfte immer mehr zusammen, ihre Gläubigen starben oder zogen fort. Seitdem steht die Kirche in Warpuhnen leer und verfällt, im Innern richtet Vandalismus große Schäden an. Seit 2009 steht die Kirche nunmehr zum Verkauf, doch keiner wollte sie haben.

Es schien, dass die alte evangelische Kirche von Warpuhnen schlicht überflüssig ist, so Manfred Buchholz, Masurische Storchenpost, Juni 2012, S. 23 f. Doch durch intensive Bemühungen der „Freunde Masurens e. V.“ und insbesondere von Pastor Tegler ist es 2014 gelungen, einen Käufer zu finden, einen masurischen Geschäftsmann, der die evangelische Kirche als Sinnbild einer polnisch-deutschen Verständigung ansah. Es ist der Unternehmer Alfred Siwik, dem Pastor Tegler als Kind Polnisch beigebracht hatte und der als späten Dank das Dach reparieren, 200 Fenster einsetzen und den Turm sichern ließ. Am 1. 8. 2020 konnte die Orgel aus der Terletzki-Werkstatt, die der Orgelbaumeister Andzrej Kowalewski aus Braunsberg über Monate restauriert hatte, wieder eingeweiht werden.

Die katholische Gemeinde hat ihr eigenes Kirchengebäude, gebaut 1921 – 1925, und leidet nicht unter Platznot.



[1] Maria Grygo „Das ist mein Land“ in Masurische Storchenpost, September 2018, S. 6

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