Weitere noch existierende Gebäude und Denkmäler aus deutscher Zeit in Gumbinnen

  • Rathaus, erbaut 1890 im Stil der niederländischen Renaissance, ersetzte das erste Rathaus von 1726.
  • Kapelle des Altstädter Friedhofs, entstanden um 1920. Heute ungenutzt.
  • Baptistenkapelle, kleiner neogotischer Bau vom Anfang des 20. Jhs., heute zweckentfremdet genutzt.
  • Alt-lutherische Kreuzkirche, geweiht 1926, achteckiger Bau mit Laterne im Zentrum des Daches, Vorhalle im Süden, Sakristei im Norden, neuer Anbau im Osten. Seit 1990 von der russisch-orthodoxen Kirche belegt, aber in guter äußerlicher Verfassung.
  • Bahnhof  Der erste Bahnhof wurde 1860 gebaut, als die Strecke Königsberg – Stallupönen über Gumbinnen eröffnet wurde. Nach fast 50 Jahren war der Eisenbahnverkehr, auc aufgrund neuer Streckenverbindungen, so stark angewachsen, dass das Bahnhofsareal 1907/08 umfassend ausgebaut werden musste. Die Zerstörungen des 1. Weltkriegs wurden nach geraumer Zeit, aber dann gründlich behoben. Östlich des Bahnhofs gibt es zwei Wassertürme, die vornehmlich der Versorgung der Loks mit Wasser dienten. Einer der Türme wurde 1890 gebaut, war 15 Meter hoch und fasste 50 m³, der andere entstand 1907, war 20 Meter hoch und fasste 150 m³. Im Jahr 2007 erhielten beide Türme den Status eines Kulturerbes von lokaler Bedeutung und 2017 wurde beschlossen, sie in Abhängigkeit von der Kassenlage für kulturelle Zwecke umzurüsten. Gedacht ist an ein Touristeninformationszentrum sowie einen Museums- und Unterhaltungskomplex.[1]
  • Trotz der Kampfhandlungen blieben neben öffentlichen auch noch etliche Wohnhäuser aus dem 19. und 20. Jh. erhalten, aber nur wenige aus dem 18. Jh. Die nachfolgenden Gebäude stammen aus der Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.
  • das Kreishaus ist ein neobarocker Bau, der um 1898 entstand (Datum im Giebel)
  • Von der ehem. katholischen Kirche St. Andreas nahe Kreishaus und Friedrichs-Gymnasium, einer 1901 eingeweihten Backsteinkirche, sind noch Kirchenschiff und Turmunterbau erhalten. Heute nutzt man das Gotteshaus als Turnhalle und Diskothek – Eckard Steiner behauptet, das Gebäude sei schon immer Turnhalle gewesen und lag neben den allgemeinen Sportplätzen. Standort der Kirche ist ihm nicht bekannt
  • Die ehemalige Turnhalle gegenüber dem Kreishaus wird immer noch als solche genutzt, neugotisch 1911 gebaut
  • ehem. Volksbank in der Kirchstraße -neugotisch 1911 gebaut – jetzt Wohnheim für junge Familien. Zur Zeit (2024) stark renovierungsbedürftig. Evtl. Sanierung.[2]
  • ehem. Mittelschule in der Kirchstraße – 1975 wiederhergestellt,
  • Amtsgericht in der Wilhelmstraße, dessen hoher Giebel zerstört wurde
  • Friedrichschule in der Meisterstraße, erbaut 1903, jetzt Landwirtschaftliche Hochschule. Hier gingen u. a. Ferdinand Gregorovius, Hans Graf von Lehndorff und Wernher von Braun zur Schule. Unter Farbschichten aus der russischen Zeit hervorgeholt wurde das alte Aulabild, von Prof. Heichert 1912/13 geschaffen (siehe Kapitel über das Fresko in der Friedrichschule)
  • das Pendant zur Friedrichschule für die Gumbinner Mädchen, die Cecilienschule, existiert heute weiter als Schule Nr. 2. Die anfangs des 19.Jhs. gegründete Cecilienschule war die älteste höhere Mädchenschule Ostpreußens.
  • die ehemalige Maschinenbauschule neben dem neuen Rathaus fungiert heute als Schule Nr. 1
  • ehem. Finanzamt mit Türmchen in der Bismarckstraße – jetzt Erziehungsheim für Jugendliche,
  • Verwaltungsgebäude des Ostpreußenwerks, jetzt Sitz des Bürgermeisters
  • Prangmühle, einst wichtigster Gumbinner Industriebetrieb – jetzt möglicherweise arbeitslos,
  • Vereinigte Maschinenfabrik, erbaut 1917, einst größter Landmaschinenhersteller Ostpreußens , jetzt – bankrottes – Werk für Beleuchtungs- und Kunststofftechnik
  • Schützenhaus und Zivilkasino
  • Ehrenmal: auf dem Friedhof im Stadtpark, in etwa an der Stelle, wo bereits früher ein Gedenkstein für die Gefallenen des 1. Weltkriegs stand, wurde im Herbst 2000 der Grundstein für ein Ehrenmal für deutsche und russische Gefangene gelegt. Daneben sollen die Gebeine gefallener russischer und deutscher Soldaten ihre letzte Ruhestätte finden
  • In Fichtenwalde gibt es noch die Gedenktafel des einstigen Holzflößerdenkmals. Die Holzflößer hatten der Stadt Gumbinnen um 1900 den Park von Fichtenwalde gestiftet und die Gemeinde bedankte sich auf diese Weise dafür, bereichert um den Spruch: Pfleget den Wald!/ Er ist des Wohlstands sichere Quelle,/ schnell verheert ihn die Axt,/ langsam nur wächst er heran. Die Granitbläcke des Denkmals hatten die Russen für einen anderen Zweck verwendet, aber die Tafel selbst hat überlebt und wird heute wieder mit Hilfe der Kreisgemeinschaft präsentiert.
  • Im Areal der Kasernen gibt es das einstige Offizierskasino oder Zivilkasino in der ul.  Moskovskaja (Bismarckstraße), errichtet gegen Ende des 19. Jhs. und unter Denkmalschutz stehend, das nach dem 2. Weltkrieg in gleicher Funktion weiter genutzt wurde. Dieses Haus übergab die Militärverwaltung 2016 in die Verfügungsgewalt der Stadt Gusev. Diese wird dem Vernehmen nach das Gebäude in ein Kinder- und Jugendzentrum umgebaut (ist inzwischen erfolgt). Die Mittel dafür kommen vom Präsidenten der Russischen Föderation.[3]
  • Die Infanteriekaserne 33 innerhalb des Graf-Roon-Kasernenkomplexes, der 1910 – 1916 gebaut worden war, wurde ca. 2021 restauriert, die Innenräume im Loftstil umgebaut, Treppen, Decken, Fensterrahmen und alte Heizkörper ersetzt und ein modernes Kommunikationssystem installiert.[5]
  • Das ehemalige Schützenhaus gehört wohl auch zum Bereich der Militärverwaltung und heißt heute Haus der Offiziere. Es hatte in dieser Nutzung ein eigenes Theater, ein Orchester, ein Kino, ein Billardzimmer und ein Restaurant. Inzwischen (2024) wird das Haus kaum noch genutzt und verfällt. Eine Sanierung wäre dringend notwendig.[6]
  • Auf dem Standort des nie fertiggestellten neuen Theaters der Stadt Gumbinnen wurde 1992 das Kino MIR eröffnet. Es war sehr beliebt, geriet aber im selben Jahrzehnt in Konkurs,  wechselte mehrfach den Besitzers und verfällt.[7]
  • Das heutige Kulturhaus in der ul. Krasnoarmenskaja (Sodeiker Straße) war bis 1903 das Exerzierhaus der Gumbinner Garnison und dann bis 1945 Turnhalle Jahn und Stadtbibliothek.[8]
  • Das ehemalige Offizierskasino der Ulanen in der ul. Moskovskaja (Bismarckstraße) wurde zum Museum Ivanov [9]

Prof. Stura aus Buxtehude hat sich vor Ort in Gumbinnen umgesehen, den aktuellen Zustand der Gebäude begutachtet und fotografiert sowie die für eine Restaurierung erforderlichen Kontakte angebahnt. Wenn es möglich ist, das erforderliche Geld aufzutreiben, hält es Prof. Stura für lohnend, etlichen Gebäuden aus deutscher Zeit wieder alten Glanz zu verleihen und den deutschen Charakter der Stadt zu erhalten.

[1] Sergey Kayukov, Die alten Wassertürme am Bahnhof werden restauriert, Gumbinner Heimatbrief, Juli 2021, S. 87/88
[2] Gumbinner Heimatbrief, Dezember 2023, S. 116/117
[3] Kaliningrad-Domizil, 13. 1. 2018
[4] Klaus Plorin, Königsberger Mädchenschulen (Auswahl), Königsberger Bürgerbrief, Winter 2020, S. 13
[5] Gusev-online.ru, abgedruckt im Heimatbrief Gumbinnen, Juli 2021, S.  89
[6] Gumbinner Heimatbrief, Dezember 2023, S. 29
[7] Gumbinner Heimatbrief, Dezember 2023, S. 30
[8] Gumbinner Heimatbrief, Dezember 2023, S. 31
[9] Gumbinner Heimatbrief, Dezember 2023, S. 32