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Widminnen

Widminy – Widminnen

Das genaue Gründungsjahr des Dorfes ist nicht bekannt. Ein See “Wedemin” wurde 1340 aktenkundig, ein Ort “Wedem” 1381, wobei sich der Name des Dorfes von einem Prußen namens “Wydemyns” ableiten soll.

Dieses Dorf erhielt 1480 seine Handfeste und 1750 das Marktrecht. Dieser Markt war schon seit Ende des 16. Jhs. für die nähere Umgebung von Bedeutung und der hiesige Pferdemarkt zählte bald zu den bedeutendsten weit und breit.

Einem großen Stadtbrand 1572 und 1656 fiel eine erhebliche Anzahl Häuser zum Opfer, die danach im Stil der Zeit massiv wieder aufgebaut wurden. Im 1. Weltkrieg noch recht stark zerstört, sind viele Gebäude gut über den 2. Weltkrieg gekommen.

Der Erstbau der Kirche brannte 1572 ab, der Nachfolgebau wurde 1656 stark beschädigt. Ein Neubau unter Verwendung der alten Umfassungsmauern fand 1701 seinen Abschluss. Bei dieser Gelegenheit fügte man die südliche Vorhalle an. Die innere Tür in der Vorhalle hat Klappflügel und ein großes Schloß, gekennzeichnet mit “F. C. III 1700”. Über dem Eingang zur Kirche befindet sich eine Marmortafel mit folgender Gravur: “Fridericus Rex Prussiae. Fridericus Wilhelmus von Lesgewang Capitaneus. Johannes Stobaeus Pastor. Aedificata anno 1701.”

Wetterfahne auf dem Turm mit Jahreszahl 1654. Umfangreiche Renovierung 1867. Dabei Einzug einer Hängedecke.

Ausstattung:

  • Prunkaltar und Kanzel von 1719.
  • Ein Hirschleuchter von 1600 und einer von 1617 mit geschnitztem Halsschild
  • Kirchhoftür von 1834.

Der Widminner See (jez. Widminskie) wurde 1865 – 1867 um 2,7 m gesenkt und ist deshalb nur noch max. 10 m tief.

In Widminnen wurde der Maler, Grafiker und Bildhauer Paul Koralus (16. 12. 1892 – 10. 1. 1991) als Sohn eines Widminner Fabrikbesitzers geboren. Er war von Geburt an gehörlos und besuchte deshalb bis 1910 die Gehörlosenschulen in Angerburg und Tilsit. Danach ging er auf die Kunst- und Gewerkschule Kpnigsberg und war von 1911 – 1914 Schüler von Sanislaus Cauer an der Kunstakademie Königsberg. Bereits als 17jähriger erhielt er das Goldene Ehrendiplom der Weltausstellung in Brüssel, wo der damalige Schuldirektor in Tilsit die Arbeiten eingereicht hatte. Dazu wurde er mit der Großen Silbermedaille von Allenstein geehrt. 1914 – 1918 studierte er an der Kunstakademie Dresden und war Meisterschüler von Georg Wrba. Neben seiner bildhauerischen Arbeit vervollkommnete Koralus seine Fähigkeiten auf den Gebieten der Gravur, Lithografie und Kupferstich und machte sich 1926 als freischaffender Lithograf in Hannover und Braunschweig selbständig.

Von 1931 bis 1944 verfügte Koralus über ein eigenes Atelier in Widminnen. Einen Großteil seiner Werke fertigte er für ostpreußische Kirchen und Schulen. Einen Höhepunkt seines Schaffens bildete ein acht Meter breites Wandgemäle „Der Fischzug des Petrus“ für die Kirche in Zelki – Neuhoff. Die transportablen Werke gingen im Krieg verloren.

Nach der Flucht kam Paul Koralus zunächst nach Schleswig-Holstein und ließ sich 1950 in Minden nieder, wo er in Häverstedt ein neues Atelier aufbaute. In Häverstedt fand er auch seine letzte Ruhe. Eine von ihm geschaffene Plastik ziert den Giebel der dortigen Friedhofskapelle.[1]

[1] Manfred E. Fritsche, Paul Koralus aus Widminnen beherrschte viele Techniken, PAZ Nr. 14/2022 (8. April), S. 23