Liebe Freunde von Schloss Steinort!
Die ersten drei Monate im neuen Jahr sind schnell verflogen. In den kalten Tagen ruhten die
Arbeiten im Schloss.
Unser Ziel in 2023 war es, die Decke über dem Treppenhaus zum Dachgeschoss fertig zu
bekommen. Eingebunden war dabei der statisch notwendige Ersatz fehlenden Dachgebälks
hinter dem neogotischen Giebel. Beim Aufsetzen um 1860 waren die dahinter liegenden
Sparren und Dachstuhlhölzer herausgeschnitten worden, um noch ein paar Räumlichkeiten im
Dachgeschoss zu gewinnen. Der Dachstuhl hat logischerweise mit einigen erheblichen
Verformungen darauf reagiert. Die darunter liegende Decke musste wegen der bis 1860
entstandenen Einregenschäden im Bereich der Balkenauflager schon einmal saniert werden.
Seitdem waren erhebliche Durchbiegungen der Deckenbalken eingetreten, wie man an der
Aufnahme aus dem Jahr 2001 erkennen kann. Der Zustand war inzwischen wieder so
schlecht, dass durchweg alle Balkenköpfe erneuert werden mussten. Zusätzlich war auch im
Feld strukturell abgebautes Holz neu mit eingelassenen Stahlblechen zu überbrücken.
Wegen der großen Spannweite hatte man schon bei der Errichtung des Kernbaus die
Deckenbalken an einem Hängewerk aufgehängt. Hier war behutsam eine Ertüchtigung not-
wendig. Der in der Außenwand fehlende Ringanker wurde in Carbon-Mauerwerk ersetzt und
gewährleistet damit eine ausreichende Aussteifung des darunter liegenden Treppenraumes.
Um den Anforderungen des Brandschutzes zu genügen, musste die Decke zum Dachraum
hin mit einem in Polen bauordnungsrechtlich zugelassenen Schichtenaufbau geschlossen
werden. Viele kleine Details waren ingenieurmäßig und handwerklich zu lösen. Die
Hauptarbeiten sind termingerecht abgeschlossen worden, jedoch fehlte zum Jahresende die
Zeit, die Fläche zu beräumen. Inzwischen konnten diese Restarbeiten beendet und Fotos
gemacht werden – sowohl vom Blick in den Dachraum als auch von der Unterseite der Decke.
Die großen Balkendurchbiegungen und die unterschiedlichen Auflagerhöhen auf dem
Mauerwerk konnten beseitigt werden.
Wir freuen uns sehr, dass hiermit ein weiterer, sichtbarer Meilenstein bei der Notsicherung von Schloss Steinort geschafft ist. Wir danken insbesondere den Handwerkern, die die Zimmerer- und Maurerarbeiten in hervorragender Qualität ausgeführt haben. Bei den Maurerarbeiten ist aber auch der Beitrag der Münchner Bautechniker zu nennen, die eine hilfreiche Unterstützung waren und zur Einhaltung der Kosten beigetragen haben. Das ehemalige Chaos, welches auf dem Bild vom Inneren des Dachstuhls zu sehen ist, ist einer dem Denkmal angemessenen Ordnung gewichen. Die Kräfte können wieder ihren ursprünglichen Lauf nehmen.
Wenn wir auf das Jahr 2023 zurückblicken, konnten wir bei den nicht alltäglichen Lösungen
der Notsicherung umfangreiche Erfahrungen sammeln und den nachhaltigen Einsatz der
zugewiesenen Mittel gewährleisten. Es waren außergewöhnliche Arbeiten dabei, die das
Bauteam erstmals realisieren musste. Besonders spannend war es, das Ausgedachte in die
Realität umzusetzen. Bei der gemeinsamen Besichtigung der Baustelle am 23. Februar 2024
erklärte der neue Leiter des Denkmalpflegeamtes Allenstein Mirosław Jonakowski: “Ich muss
es einfach einmal sagen, ich bin tief beeindruckt von Ihrer Arbeit. Das ist eine der wenigen
Baustellen in meinem Amtsbereich, um die ich mir keine Sorgen machen muss.” Diese
Wertschätzung freut uns ganz besonders und entschädigt für so manche Mühe!
Wir stehen heute kurz vor dem Beginn weiterer Teilprojekte, die inzwischen nach eingehender
Prüfung vom Büro der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, dem Bundesverwaltungs-
amt, der örtlichen Bauaufsicht sowie der Denkmalbehörde genehmigt wurden. Dazu gehören
u.a. die Fundamentsanierung mit Ergänzung der Drainage und Regenwasserkanalisation des
Westflügels sowie die Sicherung weiterer Decken über Erdgeschoss und Obergeschoss. Wir
sind optimistisch, dass bis Jahresende 2024 die Räume des Kernbaus zum See zu wieder
eine statisch wirksame Decke haben und damit ausreichend ausgesteift sein werden.
In der Zeit vom 8. bis 10. Mai wird uns eine Delegation der Fachschule für Bautechnik München auf der Baustelle besuchen, um den wieder im September vorgesehenen 14-tägigen Einsatz im Rahmen des europäischen Erasmus + Programms zu besprechen. Gern wollen wir dazu natürlich auch noch die Bedingungen im Ostflügel weiter verbessern, was wir allerdings nur mit Ihren Spenden tun können. Der Zuspruch in München zu diesem Einsatz ist inzwischen so groß, dass die Zahl der Teilnehmer begrenzt werden muss und nicht alle, die wollen, mitkommen können. Auch das Interesse bei den Alumni ist ungebrochen. Ein zweiter Einsatz wäre personalmäßig da sogar machbar, was wir gern mit den Lehrern diskutieren wollen. Es freut uns außerordentlich, wie sich die Handwerkerausbildung so langsam – durch das positive Echo und die Mundpropaganda – zu einer ersten tragenden Säule im Sinne von Gottfried Kiesow und Andrzej Tomaszewski für das Schloss entwickelt.
Sie können diese positive Entwicklung gern mit einer Spende unterstützen und die
Bedingungen im Ostflügel verbessern helfen.
Für größere Zuwendungen bieten wir auch eine Zweckbindung und eine sichtbare
Vergegenständlichung an, beispielsweise:
- Fußboden in einem weiteren Zimmer im Dachgeschoss des Ostflügels 1.500 EUR
- Brandschutztüren im Dachgeschoss bzw. Obergeschoss je 2.500 EUR
- Fertigstellung eines Zweibett-Zimmers im Dachgeschoss (derzeit rohbaufertig) 9.000 EUR
- Fertigstellung eines weiteren Zimmers im Obergeschoss des Ostflügels 10.000 EUR
Wir wollen Ihnen damit zeigen, dass die Spenden nicht in einer großen namenlosen Summe
münden, sondern für ganz konkrete Maßnahmen eingesetzt werden sollen, die Sie selbst
später vor Ort sehen und anfassen können. Es hilft aber auch jede kleinere Spende weiter.
An dieser Stelle wollen wir uns recht sehr für die Spenden bedanken, die nach unserem
Weihnachtsbrief eingegangen sind und geholfen haben, die Zweckbindungsliste etwas zu verkürzen. Herzlichen Dank dafür!
Wir wünschen Ihnen eine gute Zeit und bleiben Sie vor allem gesund! Wir würden uns freuen, Sie bald wieder in Steinort begrüßen zu können.
Prof. Dr.-Ing. Wolfram Jäger
für das ganze Team „Schloss Steinort“